Evangelische Kirche will Friedensethik überarbeiten
Magdeburg (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ihre Haltung zu Krieg und Frieden überdenken. Dazu soll eine sogenannte Friedenswerkstatt ins Leben gerufen werden, wie der EKD-Friedensbeauftragte, der Magdeburger Landesbischof Friedrich Kramer, am Montag auf der Synodentagung in Magdeburg vorschlug. Das Konzept hat der Verein für Friedensarbeit im Bereich der EKD maßgeblich erstellt.
Die Weiterentwicklung oder auch neue Grundlegung der evangelischen Friedensethik habe besondere Dringlichkeit erlangt, sagte Kramer vor den 128 Delegierten des evangelischen Kirchenparlaments, das noch bis Mittwoch in Magdeburg tagt. Es sei ein breiter Prozess der Verständigung nötig.
In der evangelischen Kirche gibt es seit Beginn des Ukraine-Kriegs am 24. Februar eine heftige Debatte über ethische Fragen, etwa über deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine. Der EKD-Friedensbeauftragte Kramer hat von Beginn an Waffenlieferungen abgelehnt, andere wie etwa die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, oder auch der frühere EKD-Ratsvorsitzende und Ethiker Wolfgang Huber befürworten Waffenlieferungen.
Die neue Friedenswerkstatt soll in drei Stufen die Friedensdenkschrift von 2007 überprüfen. In der ersten Stufe sollen rund 30 Expertinnen und Experten gehört werden. Ein redaktionelles Team soll dann einen neuen Grundlagentext erstellen und entscheiden, ob die Friedensdenkschrift ergänzt oder neu verfasst werden soll. Dieser Prozess sei auf zwei Jahre angelegt, heißt es im schriftlichen Bericht des Friedensbeauftragten. Geplant sei, dass der neue Grundlagentext möglichst bis Ende 2024 vorliegt.
In der zweiten Stufe sollen Kirchenmitglieder aus verschiedenen EKD-Gliedkirchen im Format sogenannter Bürgerräte einzelne Positionen diskutieren. Im dritten Schritt schließlich wird geprüft, ob der Grundlagentext auch auf die praktische Friedensarbeit gut angewendet werden kann. Wie lange diese Beratungen dauern, ist derzeit noch nicht klar.