Hilfswerke kritisieren Debatte über Abschiebungen nach Syrien

Berlin (epd). Evangelische Hilfswerke warnen vor voreiligen Forderungen nach einer Rückkehr syrischer Geflüchteter in ihre Heimat. Die aktuelle Lage in Syrien sei noch völlig offen, heißt es in einer am Freitag gemeinsam veröffentlichten Mitteilung von Diakonie Deutschland, „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe. Wer Schutz und Hilfe benötige, solle sie auch weiterhin erhalten.

Dagmar Pruin, Praesidentin des evangelischen Hilfswerks Brot fuer die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe, aufgenommen am 25.07.2024 in Berlin.

Die Präsidentin von „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin, bezeichnete eine überstürzte Rückführung von Syrerinnen und Syrern aus Deutschland als „nicht nur unmenschlich, sondern auch friedens- und entwicklungspolitisch falsch“. Priorität sollten vielmehr Bemühungen haben, die Lage in Syrien zu stabilisieren und die Fundamente für eine friedliche und demokratische Zukunft des Landes zu legen.

Auch der Präsident der Diakonie Deutschland, Rüdiger Schuch, kritisierte die aktuelle Debatte über Rückführungen. Sie sei ein „Schlag ins Gesicht der Menschen syrischer Herkunft, die in Deutschland Schutz gefunden haben und Teil unserer Gesellschaft geworden sind“. Viele Syrerinnen und Syrer hätten sich in Deutschland eine neue Existenz aufgebaut, beispielsweise als Ärztinnen, Apotheker oder Handwerker, sagte Schuch. Die aktuelle Debatte führe nur zu einer Verunsicherung der Menschen, die gerade wieder ein Bein auf den Boden bekommen hätten.

Der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, wies darauf hin, dass in Syrien weiterhin 16 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen seien. „Bevor wir über sichere, geordnete und freiwillige Rückkehr sprechen, müssen die Voraussetzungen dafür vor Ort geschaffen werden“, betonte er.