EKD-Ratsvorsitzende Fehrs: Wir wollen Menschen schützen

Bischöfin Kirsten Fehrs stellt den Bericht des Rates auf der Synode in Würzburg vor

Bischöfin Kirsten Fehrs

In der Vorstellung des Berichts des Rates geht die amtierende Vorsitzende des Rates der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, auch auf die ForuM-Studie zu Ursachen und Ausmaß sexualisierter Gewalt in der EKD und der Diakonie ein.

Würzburg (epd / EKD). Zum Auftakt der in Würzburg tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die amtierende Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, am heutigen Sonntag (10. November) dazu aufgerufen, anstehende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft mit Gottvertrauen anzunehmen und zu gestalten. „Wir brauchen Anlaufstellen für unsere Zuversicht“, sagte Bischöfin Fehrs. Dabei gehe es nicht allein darum, was jedem einzelnen auf der Seele liegt, sondern auch auf der Seele eines Landes.

Auch auf die jüngsten politischen Ereignisse ging die amtierende Ratsvorsitzende ein. Das abrupte Ende der Regierungskoalition und das Ergebnis der Wahlen in den USA seien „eine deutliche Zäsur, von der wir nur ahnen, wie sehr sie uns in Spannung bringen wird.“ Ihre Hoffnung sei, dass Deutschland politisch wieder Tritt fasse. „Themen wie die soziale Gerechtigkeit, Migrationspolitik, Klimaschutz und die wirtschaftliche Lage verlangen politische Stabilität, Dialogbereitschaft und einen klaren Kompass“, so Bischöfin Fehrs. 

"Nie wieder ist jetzt!"

In Anwesenheit des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnte Bischöfin Fehrs in ihrem Ratsbericht vor einem wachsenden Antisemitismus in Deutschland. „In unserem Land haben Jüdinnen und Juden Angst, öffentlich ihren Glauben zu leben und fürchten um ihre Sicherheit. Das Ausmaß antisemitischer Gewalttaten zeigen die entsetzlichen Angriffe am Donnerstag auf israelische Fußballfans in Amsterdam.“ Jetzt gehe es darum, „emotional beteiligt zu sein, wenn wir entschieden bekräftigen: Nie wieder ist jetzt! Wir alle sind verantwortlich, dass jüdisches Leben in Deutschland frei und ungefährdet möglich ist.“

Die amtierende Ratsvorsitzende stärkte in ihrer Rede das kirchliche Engagement für Geflüchtete. „Die Evangelische Kirche hält am Kirchenasyl fest. Entgegen allen politischen Trends werden wir immer wieder sagen: Es geht um Menschen, nicht um Zahlen.“ Deshalb sei ihr das Schwerpunktthema dieser Synode „Flucht, Migration und Menschenrechte“ so wichtig. Bischöfin Fehrs nahm die Gelegenheit wahr und dankte allen, die sich in den evangelischen Kirchengemeinden für Geflüchtete einsetzen, Ehrenamtliche wie Hauptamtliche. „Danke, dass für Euch Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit nicht verhandelbar sind - entgegen solcher Vorwürfe, man sei nicht ganz bei Trost und an Naivität nicht zu überbieten“, so Bischöfin Fehrs. „Ich bin überzeugt, die Humanität hat die Mehrheit in diesem Land.“

Umgang mit sexualisierter Gewalt

Der Umgang mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche bleibt aus Sicht der amtierenden Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, eine große Herausforderung. „Wir versuchen nach Kräften, Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, gerecht zu werden“, sagte die Hamburger Bischöfin.

Im Januar hatte ein unabhängiges Forscherteam die ForuM-Studie zu Ursachen und Ausmaß sexualisierter Gewalt in der EKD und der Diakonie vorgelegt. Dabei stellten die Forschenden Mängel im Umgang mit Missbrauchsfällen und Betroffenen fest. Die Ergebnisse der Studie und Maßnahmen im Kampf gegen Missbrauch sind am 11. November Thema bei der Synodentagung.

Fehrs sagte in ihrem Bericht vor den 128 Delegierten: „Wir versuchen, glaubwürdig aufzuarbeiten und systemische Gefahren zu erkennen, wollen Menschen schützen. Dabei machen wir auch Fehler.“

Noch bis zum 13. November tagt die Synode der EKD in Würzburg. Auf der Tagesordnung steht am 12. November auch die Wahl für den Ratsvorsitz, den Fehrs regulär für die nächsten drei Jahre übernehmen möchte.

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