Erzbischof Najeeb Moussa Mikhaeel
Retter der Handschriften
Der chaldäische Erzbischof von Mossul, Najeeb Moussa Mikhaeel (geboren 1955), gilt als der Retter tausender alter Handschriften. Nach einem Ingenieurs-Studium in Bagdad trat er in den Dominikaner-Orden ein und ging nach Frankreich, wo er praktische Theologie und Kommunikation studierte. 1988 kehrte er nach Mossul zurück, wurde Archivar des dortigen Dominikaner-Konvents und gründete zwei Jahre später das Digitalisierungszentrum für orientalische Handschriften in Mossul. 35.000 Manuskripte aus der Tradition der Kirche des Ostens wurden seither konserviert.
Als der Islamische Staat (IS) in der Nacht vom 6. auf den 7. August 2014 Mossul eroberte, brachte Najeeb Moussa Mikhaeel, der erst vier Jahre später Erzbischof von Mossul werden sollte, mehr als 800 Manuskripte aus dem 13. bis 19. Jahrhundert nach Erbil, wo er weiter an der Digitalisierung von Handschriften arbeitete. Unter den Manuskripten, die er in letzter Minute vor dem IS gerettet hatte, befinden sich neben christlichen Texten auch Handschriften aus der islamischen Tradition.
Erzbischof Najeeb setzt auch gegenüber anderen Religionen auf den Dialog. Für ein Promotionsvorhaben hat er die Einflüsse des Jesidentums auf das Alte Testament untersucht. Einige interessante Parallelen gebe es da, die zeigten, dass das Judentum Elemente aus dem Jesidentum übernommen habe, sagt er. Am Jesidentum fasziniere ihn, dass es eine sehr alte Religion sei, die bis heute gelebt werde. Er kenne viele Jesiden und schätze sie sehr.
Seine Promotionsarbeit hat er bisher nicht veröffentlicht. Als der IS-Terror begann, habe er den Eindruck gehabt, dass es jetzt wichtiger sei, den Menschen vor Ort zu helfen.
Katja Dorothea Buck