Der SPD-Politiker und engagierte Protestant Erhard Eppler ist gestorben
Landesbischof Frank Otfried July würdigte Eppler als „seiner Zeit weit voraus“
Stuttgart (epd). Vordenker mit Prinzipientreue: Der SPD-Politiker Erhard Eppler ist tot. Der frühere Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit starb am 19. Oktober im Alter von 92 Jahren in seiner Wahlheimat Schwäbisch Hall, wie die SPD Baden-Württemberg auf ihrer Internetseite mitteilte. Vertreter aus Politik und Kirche würdigten Eppler als einen Politiker, der seiner Zeit voraus gewesen sei.
Brillanter Denker und messerscharfer Analyst
„Wir verlieren einen großen Vordenker in unseren Reihen“, erklärte die kommissarische SPD-Parteivorsitzende Malu Dreyer. Er habe die SPD als langjähriges Mitglied im Vorstand und Präsidium sowie als Leiter der Grundwertekommission tief geprägt. Eppler sei „ein brillanter Denker und messerscharfer Analyst unserer Zeit“ gewesen, „der für seine Positionen einstand und Widerspruch aushalten konnte“.
Der promovierte Gymnasiallehrer Eppler war von 1968 bis zu seinem Rücktritt 1974 unter anderem unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) Entwicklungsminister. Von 1968 bis 1984 war Eppler Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zeitweise Mitglied der Kammer der EKD für öffentliche Verantwortung. 1981 bis 1983 und 1989 bis 1991 war er Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher.
Protestantischer Gewissensernst
Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July würdigte Eppler als „seiner Zeit weit voraus“ und einen „großen Protestanten“. Der Politiker habe aus seinem christlichen Glauben heraus Verantwortung übernommen, „auch dann, wenn es unpopulär und seiner Parteikarriere nicht förderlich war“. Sein protestantischer Gewissensernst habe ihn ausgezeichnet und dazu gebracht, als richtig Erkanntes umsetzen zu wollen.
Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, erklärte, Eppler habe sich „als kluger Vordenker stets für die Themen eingesetzt, die ihm am Herzen lagen“. Er habe dabei insbesondere Stellung für die noch immer hochaktuellen Friedensthemen bezogen.
„Mit ihm verliert unser Land einen offenherzigen und streitbaren Vordenker“, teilte der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) auf Facebook mit. „Als Politiker, Aktivist und engagierter Christ wirkte er über mehrere Jahrzehnte prägend in unserer Gesellschaft.“ Der erste gesamtdeutsche Kirchentag 1991 nach Jahren der Teilung sei für Eppler ein persönlicher Höhepunkt gewesen und ein Ergebnis seiner intensiven Bemühungen um die Ost-West-Verständigung der Vorwendejahre, gerade auch im kirchlichen Bereich.
Politik würdigt Eppler als wichtigen Vordenker
Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende in Baden Württemberg, Andreas Stoch, sagte, Eppler sei „eine herausragende Persönlichkeit der Sozialdemokratie, im Bund und in Baden-Württemberg“. Sein Wertefundament und seine Prinzipientreue blieben wegweisend. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, nannte Eppler einen „Vordenker der Sozialdemokratie“, der sich mit großer Leidenschaft für die Entspannungspolitik und die Versöhnung sowie für den Dialog mit Russland eingesetzt habe.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Verstorbenen als „großen Sozialdemokraten und einen wichtigen Vordenker der Gesellschafts-, Umwelt- und Friedenspolitik.“ Eppler sei „ein großer Denker und wunderbarer Lehrer“ gewesen, schrieb Steinmeier in einem Kondolenzschreiben an die Witwe.
„Erhard Eppler war und bleibt ein großer Vordenker und Gestalter deutscher Entwicklungspolitik“, erklärte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Sein Vermächtnis zum Schutz globaler Güter und zur Umsetzung einer globalen Verantwortungsethik bleibe ein besonderer Auftrag für die heute Verantwortlichen.
Für Frieden und ökologische Politik engagiert
Schon in den 70er Jahren trat Eppler unter dem Motto „Ende oder Wende“, so einer seiner Buchtitel, für eine ökologische Politik ein und beschrieb Grenzen des Wachstums. In den 80er Jahren war er Gegenspieler von Helmut Schmidt (SPD). Während sich Schmidt als „Verantwortungsethiker“ für die Nachrüstung mit Atomraketen einsetzte, engagierte sich Eppler in der Friedensbewegung.
Eppler wurde 1926 in Ulm geboren und entstammte einem protestantischen Elternhaus. Die Mutter war Tochter eines liberalen württembergischen Pfarrers, der Vater ein Anhänger des linksliberalen Politikers und Pfarrers Friedrich Naumann.
Auch ohne Amt übte Eppler öffentlichen Einfluss aus. So setzte er sich als Autor in Aufsätzen und Büchern mit dem Problem zerfallender Staaten, der Privatisierung öffentlicher Aufgaben, der Macht der Finanzmärkte und der Ohnmacht der Staaten auseinander.