Aufeinander zugehen

epd-Dokumentation zur zweiten Studientagung der EKD zur interkulturellen und migrationssensiblen Kirchenentwicklung erschienen

Rassismus macht vor Kirchentüren nicht Halt. Wie einheimische und zugewanderte Christen einen respektvollen Umgang miteinander lernen können, wurde bei einer Studientagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Akademie Hofgeismar diskutiert. Unter dem Titel „Interkulturellen Kirche - Strategien zur Verwirklichung der Wohngemeinschaft Gottes“ vom 24. bis 25. Februar 2020 ging es um die konkreten Herausforderungen und praktischen Strategien zur Überwindung kirchlicher und gesellschaftlicher Ungerechtigkeit.

Menschen verschiedener Hautfarbe tanzen auf einer Studientagung

Bereits zum zweiten Mal hatten sich Vertreter aus der kirchlichen und diakonischen Arbeit, darunter auch Vertreter aus internationalen Gemeinden, getroffen, um über migrationssensible Kirchenentwicklung zu sprechen. In drei Vorträgen und fünf Workshops gingen die 60 Teilnehmenden der Frage nach, warum es so schwer ist, sich in der „Wohngemeinschaft Gottes“ in interkultureller Offenheit und Lernbereitschaft zu begegnen, und was unternommen werden kann, damit dies dennoch gelingt.

 

Der Künstler und Theologe Johannes Weth skizzierte in seinem Einführungsvortrag, wie das Denken in Differenzkategorien wie „wir“ und „die“ überwunden werden kann. Er machte eine Kirche sichtbar, die die Interkulturalität der Welt mit ihren Spannungen vor Gott bringt und von Gott heilsam nach seinem Bild verwandelt wird. Johannes Weth ist einer der Gründer der interkulturellen Gemeinschaft „Himmelsfels“ in Spangenberg südlich von Kassel.

 

Die beiden Theologie-Professorinnen Andrea Bieler von der Universität Basel und die aus Kanada hinzugeschaltete HyeRan Kim-Cragg haben in die Haltung eines „Kritischen Weißsein“ eingeführt. Sie regten an, sich mit rassistischen Machtstrukturen auch innerhalb von Kirche auseinander zu setzen. Professor Werner Kahl von der Missionsakademie an der Universität Hamburg beschrieb Lernerfahrungen aus mehr als 25 Jahren interkultureller Arbeit. Er zeichnete sechs Phasen landeskirchlicher Positionierungen zu Internationalen Gemeinden nach und benannte die kirchlichen Herausforderungen durch Migration.

 

Die Studientagung wurde von Oberkirchenrat Bendix Balke, Referent für internationale Gemeinden im Kirchenamt der EKD, angestoßen. Gemeinsam mit Christina Schnepel von der Akademie Hofgeismar leitete er die Tagung.

 

In der Abschlussresolution der ersten Tagung vor knapp einem Jahr in Bad Boll heißt es, dass Migrationserfahrungen von Christen Anstoß für die Kirchen seien, ihre „Binnenorientierung und Milieubezogenheit zu überwinden, kirchliche wie gesellschaftliche Ungerechtigkeit anzuprangern und einzuladen zur Begegnung mit Christus, dem Verwundeten, der am Kreuz Gewalt erlebt und mit Liebe antwortet“.

           

Die Ergebnisse der ersten Studientagung 2019 finden sie als Download auf der EKD-Homepage.

Materialien zur Zusammenarbeit mit Migrationsgemeinden sind auf der Seite der Internationalen Gemeinden zusammengestellt.

 

 

Interkulturelle Kirche. Strategien zur Verwirklichung der Wohngemeinschaft Gottes

Die Ergebnisse der zweiten Studientagung sind nun in der epd-Dokumentation 16-17/20 nachzulesen. Das Heft mit 56 Seiten enthält alle Vorträge und Berichte der Tagung und kann für 5,30 Euro bei kundenservice@epd.de bestellt oder heruntergeladen werden.