Wo Glauben wächst und Leben sich entfaltet. Der Auftrag evangelischer Kindertageseinrichtungen

Eine Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Hrsg. Gütersloher Verlagshaus, 2004. ISBN 3-579-02379-9

12. Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung

These: Die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität von evangelischen Kindertageseinrichtungen ist ein notwendiger Bestandteil der Arbeit von Trägern und Einrichtungen. Für die evangelischen Träger und Einrichtungen liegt mit dem Bundesrahmenhandbuch zum Qualitätsmanagement der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e.V. (BETA) ein Leitfaden vor, der diese Entwicklung systematisch unterstützt. Damit ist eine Grundlage für eine weitgehend einheitliche inhaltliche und methodische Vorgehensweise geschaffen. Die qualifizierte Wahrnehmung des Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrags erfordert eine kontinuierliche und systematische Fortbildung für Erzieher/innen und Träger von evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder. Diese sollten unter Einbezug aktueller Forschungsergebnisse, soweit dies möglich ist, verpflichtend für Mitarbeiter/innen und Träger eingeführt werden.

Begründung und Erläuterungen

Im Jahr 2002 erschien das Bundes-Rahmenhandbuch zum Qualitätsmanagement für Evangelische Kindertageseinrichtungen, gemeinschaftlich herausgegeben von der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e.V. (BETA) und dem Diakonischen Institut für Qualitätsmanagement und Forschung gGmbH. Qualitätsentwicklung auf der Basis dieses Rahmenhandbuchs versteht sich als umfassender Prozess, der Elemente von Personal- und Organisationsentwicklung enthält. Zentrale Elemente wie Werteorientierung, Leitbild und persönliche Haltung sind in den theologischen Dimensionen erläutert und finden sich in der Beschreibung der Schlüsselprozesse wieder. Das evangelische Selbstverständnis und der spezifische Trägerbezug spiegeln sich in allen Qualitätsdimensionen. Evangelische Kindertageseinrichtungen nehmen Eltern und Kinder mit ihren Wünschen und Bedürfnissen ernst und lassen ihnen das Recht auf Würde und Unterstützung zukommen. Das Handbuch berücksichtigt alle Gruppen von Beteiligten im Qualitätsprozess.

  1. Die Träger erhalten Unterstützung bei der Wahrnehmung ihrer Leitungsverantwortung.
  2. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aktiv, verantwortlich und mit ihren Fähigkeiten und Begabungen einbezogen.
  3. Die Eltern als Nutzer der Einrichtung und Partner im Erziehungsgeschehen werden systematisch in die wesentlichen Prozesse eingebunden.
  4. Zum Bildungsauftrag aus religionspädagogischer Sicht wird vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion Stellung genommen.

Das Angebot hochwertiger Bildungsarbeit im Elementarbereich erfordert kontinuierliche und systematische Qualifizierung der Fachkräfte für die Umsetzung des Bildungsauftrags in der Praxis. Die Fortbildungsangebote beinhalten pädagogische und religionspädagogische Angebote sowie die Vermittlung wesentlicher Kompetenzbereiche wie Leitung, Qualitätsmanagement und Stärkung von Elternkompetenz. Neue Mitarbeiter/innen werden bei der Wahrnehmung ihres Arbeitsauftrags außerdem durch Einführungsseminare für die Arbeit bei einem evangelischen Träger unterstützt. Solche Seminare berücksichtigen fachpraktische Kompetenzen genauso wie die Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und theoretischen Grundlegungen. Die Teilnahme an Fortbildungsangeboten ist verpflichtend. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen durch die aktuellen Rahmenbedingungen erheblich behindert wird. Die unzureichende personelle Ausstattung der Einrichtungen verhindert zum Teil die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen, da der Betrieb mancher Einrichtung entweder stark eingeschränkt oder sogar gefährdet ist. Diese Tatsache verdeutlicht, dass die strukturellen Bedingungen wie Personal und Zeit nicht vernachlässigt werden dürfen und evangelische Träger sich für die Sicherung dieser Standards in Verhandlungen mit dem öffentlichen Zuschussgeber, aber auch beim Einsatz von Eigenmitteln stark machen müssen. Eine Verbesserung der Bildungsarbeit im Elementarbereich ist langfristig nur durch grundlegende Reformen der Erzieher/innenausbildung zu erreichen (vgl. Abschnitt 5). Ein zufriedenstellender Standard in der Bildungs- und Erziehungsarbeit evangelischer Kindertageseinrichtungen lässt sich nur durch systematische Qualifizierung erreichen. Die dafür notwendigen Fortbildungsangebote müssen in den Betriebskosten angemessen berücksichtigt werden. Es scheint angemessen, pro Jahr mindestens fünf Fortbildungstage pro Mitarbeiter/in vorzusehen.

Ein wesentlicher Bestandteil evangelischer Fortbildungsarbeit ist die Fachberatung. In den meisten Landeskirchen, Diakonischen Werken sowie in Kirchenkreisen ist die Beratung und Fortbildung durch Fachberatung gesichert. Fachberatung gewährleistet die Vermittlung aktueller fachlicher Weiterentwicklung durch Einzel- und Teamberatung, durch Arbeitskreise, Fortbildungsveranstaltungen, Dokumentationen und Veröffentlichungen für Einrichtungen und Träger. Gleichzeitig koordiniert sie die Vertretungsaufgaben gegenüber den Kommunen und Kreisen oder nimmt diese Aufgabe selber wahr. Dabei geht es um die Vertretung kirchenpolitischer und sozialpolitischer Interessen sowie finanzieller Belange der Träger. Fachberatung ist damit untrennbarer Bestandteil aller Qualifizierungsmaßnahmen.

Konsequenzen

  • Das Bundesrahmenhandbuch zum Qualitätsmanagement in Evangelischen Kindertageseinrichtungen wird evangelischen Trägern und Einrichtungen als eine wesentliche Grundlage und Hilfe für ihre Qualitätsentwicklung empfohlen.
  • Das bestehende Angebot an Fortbildungsmaßnahmen und personellen Kapazitäten in der Fachberatung ist auszuweiten.
  • Grundlage der Konzeptionierung sind einrichtungsbezogen ermittelte Fortbildungsbedarfe, die vom Anbieter der Qualifizierungsmaßnahmen als Grundlage für die Entwicklung und Planung genommen werden.
  • Die Anbieter in einer Region (Fachverband, Fortbildungsinstitute, Theologisch-Religionspädagogische Institute, evangelische Fachhochschulen und Fachschulen) stimmen ihre Angebote aufeinander ab und kooperieren miteinander.
  • Die Träger sehen pro Jahr mindestens fünf Fortbildungstage pro Mitarbeiterin vor.
  • Die Kosten für Fortbildung und Fachberatung gehören zu den anerkannten Personalkosten einer Einrichtung.
  • Die Träger werden gebeten, für die notwendige Freistellung und Vertretung des Personals zu sorgen sowie die nötigen räumlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Wo Glauben wächst und Leben sich entfaltet. Der Auftrag evangelischer Kindertageseinrichtungen

Nächstes Kapitel