Das Reformationsjubiläum 2017 feiern - Leichte Sprache

Erinnern

Was ist die Reformation und was hat sie bewirkt?

Wenn wir uns an die Reformation erinnern, schauen wir zurück und fragen:
Was ist damals passiert? Was hat die Reformation für die Menschen bedeutet, die im 16. Jahrhundert gelebt haben?
Und was bedeutet die Reformation für uns heute?

Wir erkennen die Unterschiede zwischen damals und heute.
Und wir finden die Verbindungen zwischen damals und heute.
So können wir die Geschichte der Reformation richtig einordnen
und ihre Bedeutung für die Christenheit und für alle Menschen verstehen.


Ein Datum. Woran wollen wir uns an diesem Tag erinnern?

Jedes Jahr am 31. Oktober feiern wir den Reformationstag.
An diesem Datum erinnern wir uns an die „95 Thesen“ von Martin Luther.
Die „95 Thesen“ sind ein wichtiger Text. In diesem Text hat Martin Luther aufgeschrieben, warum die Menschen mit der Kirche unzufrieden sind.
Die Geschichte sagt, dass Martin Luther am 31. Oktober 1517 die „95 Thesen“ an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat.
Ob dies wirklich so war, ist nicht sicher. Aber sicher ist,
dass die Reformation mit der Kritik der Menschen an der Kirche angefangen hat.
Daran erinnern wir uns an diesem Datum.

Zum Reformations-Jubiläum erzählen wir vom Anfang der Reformation und von ihren Folgen.
Wir erinnern daran, was vor 500 Jahren passiert ist und welche Veränderungen die Reformation gebracht hat. Und wir fragen, was die Ereignisse von damals für die Menschen in unserer heutigen Zeit bedeuten.


Am 31. Oktober ist Reformationstag.
An diesem Tag erinnern wir uns an die Reformation.


 

Ein Geist. Was prägt unseren Glauben?

Das Wort „Geist“ bedeutet: eine Haltung oder eine Einstellung, die Menschen zu bestimmten Fragen haben.
Der Glaube ist auch so eine Haltung oder Einstellung zum Leben.
Die Reformation hat die Antwort verändert auf die Frage:
„Welches Verhältnis haben die Menschen zu Gott?“

Die Reformatoren haben gesagt:
Gottes Gerechtigkeit macht die Menschen stark und gibt ihnen Kraft.
Viele wichtige Dinge im Leben kann man nicht kaufen oder verdienen.
Diese Dinge findet man nur im Glauben.
Zum Beispiel kann der Glaube uns in vielen Situationen trösten.
Der Glaube kann uns innere Kraft geben bei Ängsten und er kann uns stärken in Krisen.

Für Martin Luther war diese Erkenntnis sehr wichtig. Er nannte sie:
Pforte zum Paradies.
Jeder Mensch kann durch diese Pforte gehen.
Jeder Mensch kann Trost und Kraft und inneren Frieden im Glauben finden.

Die Reformatoren leiten das neue Verständnis des Glaubens ab
aus der Geschichte von Jesus. Sein Leben und Sterben zeigt:
Der Glaube wird sichtbar in der Liebe zu unseren Mitmenschen.
Der Glaube ist unabhängig von äußeren Umständen.
Der Glaube ist in seinem Gewissen nur an Gott gebunden.
Der Glaube ist daher innerlich frei.
Das ist der Geist der Reformation.


Die Reformation hat den Glauben verändert.
Wir glauben:
Gottes Liebe kann man nicht kaufen.
Gottes Liebe bekommt man durch den Glauben.
Gott macht alle Menschen stark, die an ihn glauben.


 

Eine Lesegeschichte. Welche Rolle spielt die Bibel?

Wenn wir zurückschauen, wie sich der Protestantismus entwickelt hat,
können wir erkennen:
Seine Entwicklung hängt eng damit zusammen, wie die Menschen in den unterschiedlichen Zeiten mit der Bibel umgegangen sind.

Zur Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert wurde die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt. Dadurch konnten erstmals viele Menschen die Bibel lesen. Für die Reformatoren war die Bibel der Maßstab für das, was gut und richtig ist. Sie forderten, dass die Kirche sich daran hält, was in der Bibel steht.

Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts begann das Zeitalter der Aufklärung.
In der Aufklärung stand die Vernunft im Mittelpunkt.
Die Menschen haben sich gefragt:
Wie passt das, was in der Bibel steht, mit einer modernen Weltsicht zusammen?

In etwa zur gleichen Zeit begann auch der Pietismus.
Der Pietismus sagt: Wer glaubt und in der Bibel liest, wird im Herzen berührt.
Die Bibel soll die Lebensgestaltung bestimmen.
Regelmäßige Gebete und die aktive Nächstenliebe sind sehr wichtig.
Den Pietismus gibt es auch heute noch.

Im Rückblick auf die Vergangenheit sehen wir:
Die Bibeltexte haben in verschiedenen Zeiten und für verschiedene Gruppen eine andere Bedeutung gehabt.
Mal wurde die Bibel eher mit der Vernunft betrachtet,
mal stand eher das Gefühlvolle im Mittelpunkt.

Die Aspekte „Vernunft“ und Gefühl“ sind bis heute beide wichtig.
Beide werden berücksichtigt, wenn die Wissenschaft sich mit der Bibel beschäftigt.
Beide sind für Christen wichtig, wenn sie in der Bibel lesen.
Oder wenn sie in der Bibel Antworten suchen auf ihre Fragen
nach einem guten Leben.
Die Liebe zur Bibel ist seit der Reformation tief im christlichen Glauben verwurzelt.


Menschen, die an Gott glauben, nennt man: Christen.
Christen lesen gern in der Bibel.
In der Bibel stehen Geschichten über Gott und Jesus.
Man kann über die Geschichten nachdenken.
Die Geschichten berühren unser Herz.


 

Eine Bewegung. Viele Menschen machen mit

Martin Luther war in den ersten Jahren nach 1517 die wichtigste Person für die Reformation. Er hat ihre Entwicklung entscheidend vorangebracht.
Luther hat mit seinen Gedanken viele andere Reformatoren beeinflusst.
Die Reformatoren kamen aus seiner Stadt Wittenberg, aber auch aus vielen anderen Orten, wie Straßburg, Genf oder Zürich.
Sie alle fanden Luthers Ideen und Forderungen gut.
Daher haben die Reformatoren Luthers Gedanken weiter verbreitet.
Einer von ihnen war Johannes Calvin. Auch er wurde zu einer bedeutenden Person für die Reformation.
Einige Reformatoren wollten noch extremere Veränderungen als Martin Luther. Aus diesen Gruppen sind später einige der heutigen Freikirchen entstanden.

Viele unterschiedliche Menschen haben die Reformation gefördert:
Herrscher und Mächtige ebenso wie einfache Bürger und Bürgerinnen und Bauern.
Über ihre Netzwerke breitete sich die Reformation immer weiter aus.
Die reformatorische Bewegung war sehr vielseitig.
Sie verbreitete sich nach und nach in ganz Europa.
Einige der Glaubensrichtungen verbreiteten sich sogar in der ganzen Welt.

Mit Martin Luther hat die Reformation angefangen.
Insgesamt haben aber sehr viele Menschen daran mitgewirkt.
Das Reformations-Jubiläum ist deshalb mehr als ein Luther-Jubiläum.


Viele Menschen haben bei der Reformation mitgemacht.
Ganz wichtig für die Reformation war Martin Luther.
Mit Martin Luther hat die Reformation angefangen.


 

Eine Reform. Die Erneuerung der Kirche

Ziel der Reformatoren war es, die Kirche zu erneuern.
Die Reformatoren kritisierten das Verhalten der Kirche im Mittelalter.
Sie wollten eine deutliche Veränderung.
Die Kirche sollte so handeln, wie es im Evangelium steht.
Im Evangelium steht die Geschichte von Jesus Christus und
von der Liebe Gottes zum Menschen.
Wir finden die Geschichte von Jesus Christus in der Bibel.

Schon vor der Reformation hatte es Versuche gegeben, die Kirche zu erneuern. Daran knüpften die Reformatoren an.
Viele Menschen fanden das gut. Aber es gab auch viel Widerstand,
besonders von der römisch-katholischen Kirche.
Es gelang den Reformatoren nicht, die gesamte Kirche zu erneuern.
Es kam zur Kirchentrennung.
Seit der Reformation gibt es daher nicht mehr nur eine christliche Kirche.
Es entstand neben der römisch-katholischen Kirche die evangelische Kirche.
Die evangelische steht für den reformatorisch geprägten Glauben.

Durch die Reformation hat sich auch die römisch-katholische Kirche verändert. Die Reformation war daher für alle Christen in Europa von Bedeutung.


Ziel der Reformation war:
Die Kirche sollte anders werden.
Aber nicht alle Menschen wollten das.
Es gab Streit.
Deshalb hat die Kirche sich geteilt.
Seit der Reformation gibt es mehrere Kirchen.
Eine davon ist unsere evangelische Kirche.


 

Eine Lerngeschichte. Zusammen in Frieden leben

Es war neu, dass die Menschen in Europa unterschiedliche Glaubensrichtungen hatten. Sie mussten erst lernen, friedlich zusammen zu leben, obwohl sie anders glauben.
Es hat lange gedauert und viel Leid und Gewalt gegeben, bis es soweit war.

Die Regierungen in Europa mussten das Zusammenleben neu organisieren.
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war die Trennung von Kirche und Staat. Früher galt: Was die Kirche sagte, war Gesetz.
Dies hat sich im Laufe der Zeit verändert.
Die Gesetze für die Gesellschaft macht der Staat.
An diese Gesetze müssen sich die Kirchen und die Menschen halten.
Die Kirchen dürfen sich auch eigene Gesetze geben.
Die Kirchengesetze dürfen aber nicht gegen die Gesetze des Staates verstoßen. Die Menschen dürfen nun ihre Religion frei wählen.

Im Laufe der Zeit haben sich innerhalb des Protestantismus verschiedene Glaubensrichtungen entwickelt.
Diese Vielfalt tut der Kirche gut.
Die verschiedenen Glaubensrichtungen können voneinander lernen.
Die Vielfalt ist aber auch eine Herausforderung.
Jede Glaubensrichtung muss sich immer wieder den kritischen Fragen der anderen stellen.

Heute haben wir in Deutschland neben den christlichen Kirchen auch andere Religionen, wie zum Beispiel den Islam.
Wir stehen wieder vor der Aufgabe, das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem Glauben friedlich zu gestalten.
Alle Menschen sollen ihre Religion frei ausüben können.
Aber sie dürfen dabei nicht gegen die staatlichen Gesetze verstoßen.


Die Menschen mussten lernen:
Wegen der Religion soll man nicht streiten.
Die Menschen sollen friedlich zusammen leben,
auch wenn sie unterschiedlich glauben.
Alle dürfen über ihren Glauben selbst entscheiden.


 

Viele folgen. Der Protestantismus wächst

Im Laufe der Jahrhunderte sind immer mehr Menschen Protestanten geworden. Der Protestantismus wurde eine wichtige Kraft in der Gesellschaft und hat viel bewirkt.
Dabei hat sich der Protestantismus von damals bis heute laufend verändert. Viele Menschen haben mit ihrer Kritik und ihren Anregungen dazu beigetragen, den protestantischen Glauben weiterzuentwickeln.
Der Protestantismus war von Anfang an dafür offen, neue Erkenntnisse in den Glauben mit aufzunehmen.
Im Laufe der Zeit sind daraus unterschiedliche Glaubensrichtungen entstanden. Die unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen heißen Konfessionen.

Das Zusammenleben der Menschen mit unterschiedlichen Konfessionen war oft nicht einfach. Häufig hat es Auseinandersetzungen gegeben, denn alle
wollten anerkannt werden.
Die Auswirkungen dieser konfessionellen Konkurrenz sind auch in der Kulturgeschichte deutlich sichtbar.
Die Kulturgeschichte beschreibt, wie Menschen zu unterschiedlichen Zeiten zusammengelebt haben und was ihnen wichtig war.
An der Kulturgeschichte können wir sehen:
Der Protestantismus hat dem christlichen Glauben einen Platz in der modernen Welt geschaffen.
Vieles in unserer modernen Welt ist so, wie es ist, weil es durch den Protestantismus geprägt wurde.


Immer mehr Menschen fanden die Reformation gut.
Die Reformation hat den Glauben verändert.
Dadurch hat sich auch das Leben verändert.



 

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