Louis Raphael I. Kardinal Sako
Ein streitbarer Patriarch, der den Dialog sucht
Louis Raphael I. Kardinal Sako (Jg. 1949) ist seit 2013 Patriarch der zahlenmäßig größten Kirche im Irak und gilt gewissermaßen als Stimme aller Christen im Irak. Er hat nicht nur katholische Theologie studiert, sondern auch Islamwissenschaft. Sako gehört zu den Verfechtern eines freien, demokratischen Irak mit gleichen Rechten für alle Bürgerinnen und Bürger und setzt sich für den interreligiösen Dialog im Irak und darüber hinaus ein.
Bereits vor seiner Ernennung als Oberhaupt der Chaldäischen Kirche (weltweit hat sie rund eine Million Mitglieder) hatte er sich immer wieder öffentlich zu Wort gemeldet. 2006 kritisierte er die Hinrichtung Saddam Husseins und forderte immer wieder den Abzug der amerikanischen Truppen. Zusammen mit anderen religiösen Führern formulierte er 2009 zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan einen Aufruf für Frieden, Versöhnung und ein Ende der Gewalt: „Wir sind alle Brüder, Söhne des gleichen Gottes, wir müssen uns gegenseitig respektieren und zusammenarbeiten für das Wohl der Menschen und das Wohl unseres Landes. Der Irak braucht Versöhnung und Dialog.“
Als im Sommer 2014 die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bei ihrem Eroberungsfeldzug in der Niniveh-Ebene und darüber hinaus die Christen zwang, entweder zu konvertieren, eine Abgabe zu zahlen oder durch das Schwert hingerichtet zu werden, organisierte Sako eine internationale Kampagne und kritisierte sowohl die Vereinigten Staaten als auch die muslimischen Anrainerstaaten. „Die USA sind indirekt verantwortlich für das, was jetzt im Irak vor sich geht. Und unsere muslimischen Nachbarn helfen uns nicht.“ 2019 sagte er die Christmetten an Weihnachten ab aus Protest gegen die Gewalt bei den allgemeinen Demonstrationen gegen die Regierung.
Katja Dorothea Buck