Bischof Dröge kritisiert Missbrauch von Symbolen durch Rechtspopulisten
Berliner Landesbischof erinnert an den 100. Geburtstag des NS-Widerständlers Hans Scholl
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, hat zu mehr Engagement gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus aufgerufen. Dazu gehöre auch, dem Missbrauch von Symbolen des NS-Widerstands, des Christentums und der Demokratie durch Neonazis und Populisten entgegenzutreten, sagte Dröge im Berliner RBB-Rundfunk zum 100. Geburtstag des NS-Widerstandskämpfers Hans Scholl. Der Mitbegründer der Widerstandsgruppe Weiße Rose wurde am 22. September 1918 geboren und am 22. Februar 1943 von den Nazis hingerichtet.
In Chemnitz seien jüngst bei einer sogenannten Trauerdemonstration „einschlägig bekannte Rechtspopulisten, Rechtsextremisten und waschechte Neonazis einträchtig nebeneinander“ marschiert und hätten dabei die weiße Rose als Symbol des NS-Widerstands „schamlos missbraucht“, kritisierte der Bischof: „Kann man die Opfer des Nationalsozialismus dreister verhöhnen?“ Anlass des Aufmarschs war der Tod eines Mannes, für den Flüchtlinge verantwortlich gemacht werden.
Umdeutung von Symbolen ist Strategie
Neonazis könnten zwar geschützt durch die Meinungsfreiheit des Rechtsstaats „ihre fanatische Ideologie auf die Straße“ tragen, sagte Dröge. Dies „mit den mutigen Taten der Widerstandskämpfer des Dritten Reiches“ zu vergleichen, sei jedoch völlig inakzeptabel.
Diese Form der Umdeutung von Symbolen gehöre zu einer bewussten Strategie, betonte der Bischof. So werde bei Pegida-Demonstrationen gern und häufig die Wirmer-Flagge geschwenkt – das Symbol für die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Auch schwarz-rot-goldene Kreuze würden dort gezeigt, kritisierte Dröge: „Das christliche Symbol für Frieden und Versöhnung wird einfach ins Gegenteil verkehrt, es wird missbraucht um Hass zu schüren gegen den Islam und gegen alles Fremde.“