„Neue Regeln in der Wohngemeinschaft Gottes“

Studientagung zur „migrationssensiblen Ekklesiologie“ in der Evangelischen Akademie Bad Boll

Studientagung zur migrationssensiblen Ekklesiologie in der Evangelischen Akademie Bad Boll

An der Studientagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll nahmen fünfzig Personen teil.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Ev. Landeskirche in Württemberg und die Ev. Akademie Bad Boll luden am 1. und 2. April 2019 zu einer Studientagung ein. Diese sollte zu einem Verständnis von Ekklesiologie beitragen, das der wachsenden Gemeinschaft von Zugewanderten und Einheimischen in EKD und ihren Gliedkirchen gerecht wird.

An der Tagung nahmen fünfzig Personen teil, darunter Pfarrerinnen und Pfarrer aus Migrationsgemeinden und Landeskirchen, Verantwortliche dieses Arbeitsfelds in EKD und anderen Kirchen sowie Forschende aus verschiedenen Disziplinen der Theologie.

Die Studientagung wurde von Oberkirchenrat Bendix Balke angestoßen, der auf einer Projektstelle im Kirchenamt der EKD die Beziehungen von Landeskirchen und Gemeinden anderer Sprache und Herkunft intensiviert. Die Tagung leitete er gemeinsam mit Pfarrerin Gabriella Costabel (Ev. Landeskirche in Württemberg) und Wirtschafts- und Sozialpfarrer Albrecht Knoch (Ev. Akademie Bad Boll).

Leitkriterien für interkulturelle Gemeindeentwicklung

Der erste Veranstaltungstag war von fünf Vorträgen geprägt, die das Tagungsthema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten.

Der methodistische Theologe Dr. Friedemann Burkhardt stellte Leitkriterien interkultureller Gemeindeentwicklung dar und beschrieb sechs idealtypische Modelle in ihren Chancen und Risiken.

Aus dem Ökumenischen Institut Bossey brachte Prof. Dr. Amélé Ekué ökumenische Einsichten zur Gestalt von Kirchen angesichts von Migration und Flucht mit. Für sie sind Migrationserfahrungen Anstoß für die Kirchen, „die Binnenorientierung und Milieubezogenheit zu überwinden, kirchliche wie gesellschaftliche Ungerechtigkeit anzuprangern und einzuladen zur Begegnung mit Christus, dem Verwundeten, der am Kreuz Gewalt erlebt und mit Liebe antwortet“.

Erwartungen von Migrationsgemeinden an deutsche Landeskirchen

Prof. Dr. Gregor Etzelmüller, Systematiker aus Osnabrück, reflektierte über Migrationskirchen als Herausforderung für das Selbstverständnis evangelischer Kirchen in Deutschland. Er benennt Lernpotentiale für die Großkirchen aus der Begegnung mit Migrationsgemeinden und entwickelt aus der Lehre vom dreifachen Amt neue ekklesiologische Impulse.

Dr. Tobias Keßler, Mitglied des Ordens der Scalabrini Missionare, entwickelte Grundlinien einer trinitarischen Ekklesiologie, die Katholizität und Einheit in den Dienst der Communio von bleibend Verschiedenen stellt.

Pastor John Uzuh, Leiter der All Nations Christians Church in Münster, beschrieb Erwartungen von Migrationsgemeinden an deutsche Landeskirchen: Anerkennung, Dialog auf Augenhöhe, das Teilen materieller Ressourcen sowie Ausbildungsmöglichkeiten.

„Gemeinsam-Kirche-sein“

Am Abend präsentierten sich vier Modelle für das „Gemeinsam-Kirche-sein“: Die Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Georg/Borgfelde Hamburg, die Ev. Lydiagemeinde Dortmund, die Evangelisch-koreanische Nambugemeinde Stuttgart und die Waldenserkirche Italiens.

Die Tagungsbeobachter Drea Fröchtling, Peter Mansaray und Wolfgang Hüllstrung schlugen am zweiten Tag eine Abschlussresolution vor. Darüber berieten die Teilnehmenden in Kleingruppen und im Plenum und stimmten ihr mit kleinen Ergänzungen zu. Die Abschlussresolution fasst wichtige Einsichten der Vorträge zusammen und benennt Handlungsempfehlungen an Kirchengemeinden, Dekanate, Landeskirchen und die EKD.

Eine zweite Studientagung beschäftigt sich am 24. und 25. Februar 2020 in der Ev. Akademie Hofgeismar mit der praktischen Umsetzung dieses erneuerten Kirchenverständnis.


Die Texte dieser Tagung können an dieser Stelle heruntergeladen werden.