„Keine Glaubensfrage“: Medienkongress diskutiert über KI
„Im Anfang war das Wort - am Ende der Chat? - Wie KI die Gesellschaft veraendert“.
Ist Künstliche Intelligenz Fluch oder Segen? Beim Evangelischen Medienkongress diskutierten Experten über mögliche Konsequenzen neuer Technologien für die Medienbranche. Netzjournalist Schmalzried plädiert, daraus keine „Glaubensfrage“ zu machen.
Frankfurt a.M. (epd). Der Netzjournalist Gregor Schmalzried geht von sehr unterschiedlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) in Gesellschaft und Medien aus. Er erwarte in den nächsten zehn Jahren zwei Arten von Erfolgsgeschichten, sagte er am Mittwoch beim Evangelischen Medienkongress in Frankfurt am Main. Eine seien Unternehmen, die voll auf KI setzten. Andere würden gerade wegen der Entwicklung auf Menschlichkeit setzen. Schmalzried plädierte, aus dem Thema KI keine „Glaubensfrage“ zu machen.
Sie sei eine reale Technologie, mit der man umgehen müsse, sagte Schmalzried, der es ablehnte, die Zukunft im Zusammenhang mit dieser Technologie zu rosig oder zu schwarz zu malen. Er verwies zugleich auf die Gefahren durch KI-generierte Fakes in Form von Bildern und Tönen. Synthetische Inhalte seien bald und teilweise jetzt schon von realen Inhalten nicht mehr zu unterscheiden, sagte er und nannte als Beispiel unter anderem das in sozialen Netzwerken vielfach geteilte, gefälschte Bild von Papst Franziskus in einem dicken Daunenmantel.
Auch die Informatikerin Debora Weber-Wulff sprach von ethischen Problemen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Dies betreffe die Privatsphäre, weil alle von Nutzern beispielsweise bei ChatGPT eingegebenen Daten als Trainingsdaten weiterverwendet würden, sowie Urheberrechte. Wie Schmalzried warnte sie vor einer Überhöhung der Technologien. Viele würden zu viel Intelligenz in die Maschinen hineinlesen. Es blieben aber Maschinen. „Deshalb sollten wir nicht versuchen, gesellschaftliche Probleme mit Maschinen zu lösen“, sagte die pensionierte Professorin der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung billigte der künstlichen Intelligenz das Potenzial zu, Hilfe zu sein. Das für Medienthemen zuständige Mitglied des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betonte jedoch: „Die Verantwortung liegt immer bei uns Menschen.“
Die Informatikerin Constanze Kurz nannte es problematisch, dass Technologien wie ChatGPT nicht offen und transparent arbeiteten. Der Hype um Technologien wie ChatGPT hänge damit zusammen, dass damit viel Geld verdient werden könne, sagte die Sprecherin des Chaos Computer Club. Dies müsse man kritisch betrachten. Die Entwickler und Entwicklerinnen von Künstlicher Intelligenz müssten in die Verantwortung genommen werden.
Beim Evangelischen Medienkongress diskutieren bis Donnerstag rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz (KI). Im Rahmen des Kongresses begeht das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) am Mittwoch mit einer Festveranstaltung in den Räumen des Hessischen Rundfunks sein 50-jähriges Bestehen. Am Abend sollte auch der diesjährige Robert Geisendörfer Preis verliehen werden.