Medienbischof Jung fordert mehr Debatte über Künstliche Intelligenz
„Mensch oder Maschine: Wer programmiert wen?“ – Evangelischer Medienkongress tagt in München
München (epd). Der evangelische Medienbischof Volker Jung fordert eine intensive gesellschaftliche Debatte über Künstliche Intelligenz. Auch die Politik müsse sich stärker mit dem Thema befassen, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident am 16. Oktober beim Evangelischen Medienkongress in München. Es müsse vermieden werden, dass durch die Künstliche Intelligenz neuer Totalitarismus entsteht. Zur Eröffnung der Tagung hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, für europäische Initiativen plädiert, um der Marktmacht der US-Internetkonzerne zu begegnen.
Möglichkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz
Medienbischof Jung diskutierte bei dem Medienkongress mit dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar und dem Informatiker Jürgen Schmidhuber über die Möglichkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz.
„Was wird aus unserer Gesellschaft, wenn hochintelligente Algorithmen uns besser kennen als wir uns selbst?“ fragte der evangelische Theologe, der im Rat der EKD für Medienthemen zuständig ist. Schmidhuber sagte, es sei leicht, Künstliche Intelligenz zu einem „sozialen Wesen“ zu trainieren. Langfristig werde die Künstliche Intelligenz die Welt besser machen, davon sei er überzeugt.
Yogeshwar verwies auf die Folgen der Präsentation von Nachrichten in sozialen Netzwerken wie Facebook. Die Frage sei, ob die Algorithmen, die Nachrichten sortieren, Vorurteile verstärken. Untersuchungen hätten gezeigt, dass falsche Nachrichten sich viel schneller verbreiten als die Wahrheit.
Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sagte, derzeit fehle es an Transparenz und Regulierung in den Angeboten der US-Konzerne im Netz. Der Diskurs von mehreren Milliarden Menschen werde von einigen wenigen mächtigen Unternehmen wie Facebook kontrolliert.
Vergabe des Robert Geisendörfer Preises 2018
Bedford-Strohm fragte, warum Straßen und Schienen aus guten Gründen in öffentlicher Hand seien, die digitale Infrastruktur des Netzes, in der Menschen täglich viel mehr Zeit verbrächten, aber nicht. Er sei dankbar für den Vorschlag des ARD-Vorsitzenden und Intendanten des Bayerischen Rundfunks (BR), Ulrich Wilhelm, dass Sender und Verleger in Europa eine gemeinsame Plattform im Internet aufbauen. „Es geht um die Rückeroberung des sozialen und öffentlichen Raums“, sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.
Beim Medienkongress unter dem Titel „Mensch oder Maschine: Wer programmiert wen?“ beraten bis zum 17. Oktober rund 250 Teilnehmer aus Medien, Kirchen und Wissenschaft. In das Programm war für den Abend des 16. Oktober die Vergabe des Robert Geisendörfer Preises eingebettet, mit dem die evangelische Kirche Journalisten und Filmemacher auszeichnet.