Kurschus fordert europäische Solidarität in Lampedusa-Krise
Hannover (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, dringt angesichts zunehmender Flüchtlingsströme im Mittelmeer auf einen fairen europäischen Solidaritätsmechanismus. Die Verantwortung für die Aufnahme und Unterbringung geflüchteter Menschen dürfe sich nicht nur auf wenige EU-Staaten beschränken, sagte Kurschus am Donnerstag in Hannover mit Blick auf die Lage auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa, wo seit Tagen Flüchtlingsboote mit Hunderten Menschen an Bord ankommen.
„Solange ein Großteil der Regierungen der EU-Mitgliedstaaten weiterhin Geflüchtete mit allen Mitteln abwehrt, statt ihre Verteilung und Aufnahme zu organisieren, werden die Krisen und Katastrophen an der EU-Außengrenze anhalten“, sagte die westfälische Präses. Angesichts der zahlreichen militärischen Konflikte, Umweltkatastrophen und der Armut weltweit komme die Lampedusa-Krise nicht unerwartet.
Den Herausforderungen durch Flucht und Asyl könne auch nicht allein durch weitere Abkommen mit Herkunfts- und Transitstaaten begegnet werden, sondern die EU selbst müsse sich vorrangig besser aufstellen. Dazu gehöre, die entsprechenden Aufnahme- und Betreuungskapazitäten vorzuhalten und mehr legale und sichere Wege in die EU zu schaffen.
Zuletzt waren rund 700 Migranten innerhalb von 24 Stunden auf Lampedusa angekommen. Das meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstagmorgen. Das Erstaufnahmelager auf der Insel war weiterhin mit rund 1.100 Menschen völlig überfüllt - es ist nur für etwa 400 vorgesehen.
Am 12. September hatten die Behörden auf Lampedusa einen Rekord vermeldet, als innerhalb von einem Tag 101 Boote mit etwa 5.000 Menschen darin auf der kleinen Mittelmeerinsel angekommen waren. Laut aktuellen Zahlen des italienischen Innenministeriums sind bis Donnerstag in diesem Jahr 132.832 Migrationen und Migranten über das Mittelmeer nach Italien gekommen - doppelt so viele wie im selben Zeitraum des Vorjahres.