Unser tägliches Brot gib uns heute
Neue Weichenstellung für Agrarentwicklung und Welternährung. Eine Studie der Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung. Mai 2015
2.4 Die Wachstumskrise
Die Ökonomie ist weltweit einem rein quantitativ definierten Wachstumszwang unterworfen. Das Wachstumsparadigma bestimmt auch die Land- und Ernährungswirtschaft, wie die FAO-Konferenz von 2009 gezeigt hat. Dabei zeichnet sich immer deutlicher ab, dass weiteres Wachstum nicht notwendigerweise zur Lösung der Ernährungskrise beitragen wird, sondern vielmehr auch Teil des Problems ist. Die intensiven Wachstumsgewinne der letzten Jahrzehnte gingen einher mit einer hohen Nutzungsintensität natürlicher Ressourcen. In vielen Ländern ist das Potenzial der Bewässerungslandwirtschaft inzwischen ausgereizt und Bodendegradierungen bis hin zum Totalverlust als Nutzfläche und Bodenversalzungen sind oft Folgen einer zu intensiven Nutzung landwirtschaftlicher Nutzflächen [32]. Aufgrund des rapiden Wachstums der Weltbevölkerung sowie der Veränderung der Ernährungsstile in Schwellen- und Entwicklungsländern ist gleichzeitig mit einer weiteren Steigerung der Nachfrage nach Nahrung und Agrarrohstoffen zu rechnen. Dies vollzieht sich in einer Welt, deren produktive Ressourcen für eine weitere Steigerung der agrarischen Erzeugung beschränkt sind: Land, Wasser, Energie, Chemikalien, Phosphate und genetische Ressourcen (biologische Vielfalt). Die klassische Knappheit an natürlichen Ressourcen wird noch verschärft durch den Klimawandel, kriegerische Konflikte sowie durch Krisen, die sich global auswirken wie z. B. die Finanzkrise 2007/08. Es wird darauf ankommen, die vorhandenen natürlichen Ressourcen und landwirtschaftlichen Nutzflächen nachhaltiger zu bewirtschaften und auch über Ertragssteigerungen von Standorten nachzudenken, die nicht intensivlandwirtschaftlich genutzt werden können.
Das Wachstumsparadigma geht davon aus, dass es im Jahr 2050 eine mehr oder minder gesetzte Größe der Nachfrage nach agrarischen Produkten geben wird, die befriedigt werden muss. Gelingt dies nicht, steigen die Preise. Damit würden Marktanreize entstehen, die notwendigen riesigen Agrarinvestitionen in neue Technologien und Infrastrukturen privatwirtschaftlich aufzubringen.
Aufgrund der Skepsis, ob die natürlichen Ressourcen der Erde überhaupt ausreichen, um die stetig wachsenden Ansprüche der Menschheit an agrarische Erzeugnisse zu erfüllen, setzt das Nachhaltigkeitsparadigma neben einer starken Verbesserung der Produktivität in Entwicklungsländern einen Akzent auf die Begrenzung der
Ansprüche, eine Einschränkung der Vergeudung sowie Effizienzsteigerung. Wichtig ist es bei diesem Ansatz, den gesamten ökologischen Fußabdruck der landwirtschaftlichen Produktion zu reduzieren. Seine Vertreter gehen davon aus, dass das gegenwärtige Ernährungssystem Überflüsse erzeugt, Verschwendung betreibt und Ineffizienzen befördert, die es erst einmal zu beseitigen gilt. Beispiele dafür sind vermeidbare Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelverluste ebenso wie ungesunde Ernährungsstile. So ist die Zahl der Menschen in der Welt, die mit erheblichen Gesundheitsproblemen unter Übergewicht oder Fettleibigkeit leidet (siehe Kasten 5), inzwischen höher als die Zahl der Hungernden. Fast ein Drittel der Weltbevölkerung gilt als übergewichtig oder fettleibig, in Deutschland ist es gar jede/r Zweite [33]
Kasten 5
Fettleibigkeit
Bei Untersuchungen zur Problematik der Fettleibigkeit (a) muss beachtet werden, dass hiervon sozial schwache und bildungsferne Bevölkerungsschichten in den Industrieländern überproportional oft betroffen sind. Fettleibigkeit geht häufig mit weiteren psychischen und physischen Erkrankungen einher. Die Betroffenen erfahren in vielen Ländern Diskriminierung. Neben der übermäßigen Nahrungsaufnahme sind Bewegungsmangel aufgrund veränderter Lebensstile sowie nicht-angepasste Lebensmittelangebote mitentscheidend für die Entstehung von Übergewicht. In Deutschland zeigte eine Studie des Robert-Koch-Instituts für Kinder und Jugendliche ebenfalls einen engen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Sozialstatus (b). Der generelle weltweite Anstieg der Anzahl der Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit hat sich während der letzten dreißig Jahre so stark vollzogen, dass die WHO inzwischen von einer Fettleibigkeits-Epidemie spricht (c).
Eine Metaanalyse von 2014 geht davon aus, dass weltweit 37 Prozent der Männer und 38 Prozent der Frauen Übergewicht aufweisen (BMI über 25 kg/m2). Dies wären über zwei Milliarden Menschen (d).
Quellen:
- Vgl. http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/uebergewicht-eine-halbe-milliarde-menschen-ist-fettleibig-a-743388.html [aufgerufen am 28.1.2015].
- Einzelbeiträge der KiGGS-Basispublikation als PDF-Dokumente (Bundesgesundheitsblatt 2007: Band 50, Heft 5/6). http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Kiggs/Basiserhebung/Basiserhebung_node.html [aufgerufen am 28.1.2015].
- Vgl. The Lancet, Volume 377, Issue 9765, Pages 557 - 567, 12 February 2011, Mariel M. Finucane et al.: National, regional, and global trends in body-mass index since 1980.
- Vgl. M. Ng et al. (2014): Global, regional, and national prevalence of overweight and obesity in children and adults during 1980 - 2013: A systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013, in: The Lancet, 29 May 2014; http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0i40-6736(i4)60460-8/abstract [aufgerufen am 28.1.2015].
2.4.1 Der versteckte Mehrverbrauch
Da immer mehr Menschen verstärkt tierische Lebensmittel konsumieren, ist zu erwarten, dass die globale Menge an Nahrungsmitteln nicht mehr ausreichen wird, wenn keine Trendwende der Ernährungsgewohnheiten erfolgt. Daher trägt der Wandel der Ernährungsgewohnheiten zur Wachstumskrise bei.
Würden alle geernteten pflanzlichen Nahrungsmittel direkt der menschlichen Ernährung zugeführt werden, reichte die heutige Welternte aus, um jede Person auf der Welt mit 4.600 Kcal/Tag zu versorgen. Das ist weit mehr, als man sinnvoll essen bzw. verwerten kann. Tatsächlich sind pro Kopf weltweit nur 2.000 Kcal täglich zugänglich [34]. Hauptgründe dafür sind Lebensmittelverluste sowie der Einsatz von Getreide als Futtermittel. Rund 30 Prozent der Weltgetreideernte werden als Futtermittel eingesetzt. In Deutschland landen sogar 60 Prozent der Getreideernte im Trog.
Mit der Fleischproduktion sind erhebliche »Veredelungsverluste« verbunden: Werden pflanzliche Nahrungsmittel, die direkt der menschlichen Ernährung dienen könnten, als Futtermittel eingesetzt, so geht der Großteil der Nahrungsenergie und des Proteins bei der Umwandlung zu tierischen Produkten verloren. Der tierische Organismus verbraucht einen Großteil der Nahrungsenergie für die Aufrechterhaltung seiner eigenen Lebensvorgänge. Zur Erzeugung einer Kalorie aus Rindfleisch müssen zwanzig pflanzliche Kalorien aufgewendet werden. Für Hühnerfleisch liegt das Verhältnis bei 1:10 (siehe Grafik) [35].
Aber auch die globalen Verluste bzw. die Vergeudung nach der Ernte sind enorm. Sie ergeben sich durch Lagerschädlinge, Verderb, auch kombiniert mit Verlusten beim Transport, Handel, Weiterverarbeitung und dem Abfall im Haushalt. Die Haupternteverluste in den Entwicklungsländern fallen im landwirtschaftlichen Betrieb durch unzureichende Lagerhaltungsmöglichkeiten, durch Verderb aufgrund fehlender Verwertungs- oder Vermarktungsmöglichkeiten sowie durch Verluste beim Transport und der Verarbeitung an. In den Industrieländern dagegen geschieht die Hauptverschwendung in den Supermärkten und im privaten Haushalt, weil die Verbraucher zu viel einkaufen, wegwerfen oder verderben lassen. Die FAO schätzt, dass rund 50 Prozent dieser Verluste nach der Ernte in der Produktions- und Verbrauchskette mittels relativ einfacher Maßnahmen eingespart werden können [36].
Grafik: Veredelungsverluste bei der Fleischproduktion
Neben dem grundsätzlichen Dilemma, das mit dem Wegwerfen von Lebensmitteln verbunden ist, ergeben sich auch ökologische Probleme, weil Energie, Wasser, Dünge- und Pflanzenschutzmittel unnötig eingesetzt wurden, was auf Kosten der Umwelt- bzw. Energieeffizienz bei der agrarischen Erzeugung geht. Wären diese Betriebsmittel in Entwicklungsländern in der landwirtschaftlichen Erzeugung für die einheimische Ernährung eingesetzt worden (ohne Nachernteverluste), hätten sie einen Beitrag zur Minderung des Hungerproblems leisten können. Das größte Einsparpotenzial liegt demnach bei dem Verhalten der Verbraucher in den Industriestaaten und auf dem Gebiet der ländlichen Entwicklung in den Entwicklungsländern.
2.4.2 Chancen und Grenzen der Effizienzsteigerung der Landwirtschaft
Die Konkurrenz zwischen Futtermittel- und Nahrungsmittelanbau lässt sich wesentlich durch die bessere Integration von Wiederkäuern in das betriebliche Gesamtsystem, durch Zwischenfrucht- und Leguminosenanbau sowie den Erhalt des Grünlandes und durch ein sinnvolles Management reduzieren.
Das Nachhaltigkeitsparadigma sieht in der Vielfalt auf allen Ebenen eine wichtige Quelle für Robustheit und Widerstandsfähigkeit. Es verlangt Aktionen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite und plädiert für ganzheitliche landwirtschaftliche Betriebssysteme, die weniger vom externen Betriebsmitteleinsatz abhängig sind.
Ressourcenschonende Praktiken wie integrierter Pflanzenschutz, integriertes Nährstoffmanagement, konservierende Bodenbearbeitung, vielfältige Fruchtfolgen, Mulchen und Bodenbedeckung gehören zu den Schlüsselelementen einer nachhaltigen Landwirtschaft; es sind Praktiken, die auch in der wachstumsorientierten Landwirtschaft eine Rolle spielen. Dort sind sie jedoch nicht der Schlüssel, sondern »flankierende Maßnahmen« zum Einsatz industriell erzeugter Inputs.
Seit einiger Zeit wird unter dem Begriff einer »nachhaltigen Intensivierung« eine Debatte über ein neues Leitbild geführt, das versucht, das Modell einer wachstumsorientierten Landwirtschaft mit ökologischen Anforderungen zu versöhnen. Der Begriff wurde 2009 von der Royal Society in London eingeführt. Durch eine »nachhaltige Intensivierung« sollen gleichermaßen die Ansprüche an die weltweite Nahrungsmittelsicherheit wie auch an die Erhaltung wesentlicher Funktionen agrarischer Ökosysteme (Klima- und Bodenschutz, Wasserschutz, Biodiversität) befriedigt werden. Kern dieses Leitbilds ist es, die Produktion von agrarischen Rohstoffen weltweit zu steigern und dabei die Emissionen je Produkteinheit zu senken. Auch der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium hat sich ausführlich hierzu geäußert [37]. Die Empfehlungen des Weltagrarreports gehen allerdings weit über das hinaus, was in der wachstumsorientierten Landwirtschaft unter »nachhaltiger Intensivierung« verstanden wird. Sie gewichten den Umwelt- und Naturschutz stärker und betonen vor allem auch die soziale Dimension der Landwirtschaft, die im Konzept der »nachhaltigen Intensivierung« nicht hinreichend berücksichtigt wird.
Kasten 6
Der Weltagrarrat (IAASTD)
Der Weltagrarbericht mit dem Titel »Agriculture at a Crossroads« (Landwirtschaft am Scheideweg) wurde 2008 vom Weltagrarrat (International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development, IAASTD) veröffentlicht. Der Weltagrarrat war 2002 von der Weltbank und der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ins Leben gerufen worden, mit dem Ziel, eine Reduktion von weltweiter Unterernährung und Armut einzuleiten.
Ein globaler Bericht sowie fünf regionale Berichte stellen die wesentlichen Probleme im Kontext von Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt und menschlicher Gesundheit dar. Zudem werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Wende zu langfristiger umwelt- und sozialgerechter Entwicklung und zur Sicherung der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung praktisch zu erreichen sind. Dem agrikulturellen Wissen inklusive Wissenschaften und Technologien (AWWT) kommt dabei eine Schlüsselrolle für die Multifunktionalität der Landwirtschaft auf globaler und lokaler Ebene zu.
Der Weltagrarbericht erkennt an, dass der wissenschaftliche und technologische Fortschritt während der letzten Jahrzehnte bedeutende Ertragssteigerungen im Pflanzenbau und große Leistungssteigerungen in der Tierhaltung ermöglicht hat. Allerdings kritisiert er, dass die negativen externen Effekte im Sozialen und der Umwelt bei dieser Entwicklung viel zu wenig beachtet wurden.
Der Weltagrarbericht erkennt sowohl institutionelle Wissenschaften und Technologien als auch traditionelles und lokales Agrarwissen an. Er fordert insbesondere eine Ausdehnung der agro-ökologischen Landwirtschaft, die gezielte Förderung von ressourcenarmen Kleinbauern, Investitionen in den Erhalt genetischer Ressourcen und eine breit angelegte landwirtschaftliche Bildungs- und Ausbildungsinitiative. Die Grüne Gentechnik, der Einsatz von Agrochemie, die Privatisierung von Agrarwissen und die Erteilung von geistigen Eigentumsrechten auf Saatgut werden kritisch hinterfragt. Zudem gilt die Stärkung der Rechte und Befähigungen von Frauen in der Landwirtschaft in Entwicklungsländern als wichtiger Erfolgsfaktor.
Laut Weltagrarbericht hat der Ansatz des Technologietransfers in Afrika versagt. Die Gründe dafür seien vielschichtig. Am plausibelsten sei die Erklärung, dass die agro-ökologischen, soziokulturellen und ökonomischen Bedingungen Afrikas so heterogen und spezifisch seien, dass die einfache Übernahme von globalen Technologien der Situation der Bauern und Bäuerinnen dort nicht gerecht werde. Deshalb sei ein völlig anderer Ansatz für Forschung, Entwicklung und Verbreitung nötig. Die Schlüsselelemente dieses Neuansatzes sind die gleichrangige Partizipation der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in dem wissensgenerierenden Prozess von Anfang an und das kooperative Zusammenspiel der verschiedenen Wissensträger auf lokaler Basis.
Quellen: S. Albrecht, A. Engel (Hg.) (2009): Weltagrarbericht. Synthesebericht. Hamburg; http://hup.sub.uni-hamburg. de/volltexte/2009/94/pdf/HamburgUP_IAASTD_Synthesebericht.pdf [aufgerufen am 28.1.2015] und S. Albrecht (Hg.) (2009): Weltagrarbericht. Bericht zu Afrika südlich der Sahara (SSA), Hamburg; http://hup.sub.uni-hamburg.de/ volltexte/2012/124/pdf/HamburgUP_IAASTD_SSA.pdf [aufgerufen am 28.1.2015].
Sowohl das Wachstums- als auch das Nachhaltigkeitsparadigma bauen auf einen wissensintensiven Fortschritt. Große Unterschiede treten aber zu Tage, wenn man die Herausforderungen in den Blick nimmt, mit denen es die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern zu tun hat. Beispielsweise basieren die Konzepte des modernen integrierten Pflanzenschutzes und der fortschrittlichen Pflanzendüngung auf Wissens-, Messungs- und Steuerungsannahmen, die so in der Regel nur in hoch entwickelten Produktionssystemen realisierbar sind, wie z. B. Düngung nach dem effektiven Nährstoffbedarf der Kulturpflanze oder Pflanzenschutzmittelanwendung nur nach Überschreiten einer gemessenen Schadensschwelle. Bei Landwirtinnen und Landwirten ohne finanzielle und technische Ausstattung und dem entsprechenden Know-how ist die Verfügbarkeit der externen Inputs nicht gewährleistet und sind die exakten Messmethoden kaum anzuwenden. Hier sollte die Beratung eher - aufbauend auf das traditionelle Wissen vor Ort - auf die Vertiefung und Qualifizierung von traditionellen Praktiken setzen und sie in ihrer Ganzheit optimieren. Sie sollten lernen, wie üblicherweise die Bodenfruchtbarkeit aufgebaut und bewahrt wird oder welche Vielfaltsmethoden gebräuchlich sind, um die Widerstandskraft der Pflanzengemeinschaften gegen Krankheiten und Schädlinge zu stärken.
Sicherlich lehrt uns der moderne wachstumsorientierte Landbau viele Techniken der Einsparung und Effizienzverbesserung, auf die auch der an Nachhaltigkeit orientierte Ansatz angewiesen ist. Der Weltagrarrat (IAASTD) geht in seinen Schlussfolgerungen jedoch weiter (siehe Kasten 6). Es komme nicht auf die Einzelmaßnahmen an, sondern auf den gesamten Denkansatz. Demnach seien das vorherrschende Agrarsystem und das dahinter stehende Wissenssystem nicht mehr geeignet, mit den Gefahren und Herausforderungen der Zukunft der Welternährung zweckmäßig umzugehen. Es müsse geändert werden. Agrarforschung habe demzufolge das Hauptaugenmerk auf die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und den Übergang zu einer nachhaltigen Ernährungswirtschaft zu legen und nicht nur auf die kurzfristige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Hinzu kommt, dass sich viele Landwirte in Ländern des Südens auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen müssen, ohne auf eine angemessene nationale Agrarpolitik zurückgreifen zu können, die sie beispielsweise durch Förderprogramme oder die Bereitstellung von öffentlichen Gütern wie Wissen, Wetter- und Klimainformationen, durch Zugang zu Ergebnissen der Agrarforschung oder einen guten Zugang zu Kapital und Saatgut etc. unterstützt. Dies behindert viele Produzenten darin, angemessene agrarwirtschaftliche Lösungen für ihren Standort zu finden. Zudem benachteiligt es gerade mittlere und kleine Produzenten, zu denen sehr viele von Frauen geführte Betriebe gehören, sich den schnell wandelnden ökonomischen Rahmenbedingungen anzupassen und in nachhaltige Bewirtschaftungsformen zu investieren. Die chronische Vernachlässigung ländlicher Entwicklung und Regionen und der Menschen, die dort die natürlichen Ressourcen nutzen, ist ein zentraler Grund für die Einkommensarmut so vieler landwirtschaftlicher Betriebe, gerade in Afrika südlich der Sahara.