Das Risiko kennen - Vertrauen sichern

Einleitung

Warum Risikoanalyse?

Sexualisierte Gewalterfahrungen können Leben Einzelner aus der Bahn werfen, sie ruinieren. Ein Fall sexualisierter Gewalt kann Auswirkungen auf die gesamte Gemeindearbeit haben.

Eine Risikoanalyse ist ein wichtiger Schritt, um Vorsorge zu treffen, dass in Ihrer Kirchengemeinde kein Fall sexualisierter Gewalt auftritt oder unbemerkt bleibt. Sie hilft Ihnen, den Blick für Gefahrenpotentiale zu schärfen. Mit Hilfe der Risikoanalyse können Sie Maßnahmen vorsehen - vor allem dort, wo katastrophaler Schaden eintreten könnte. Das Vertrauen, das der Kirche von Eltern, Gemeindemitgliedern und der Gesellschaft entgegengebracht wird, kann durch eine Risikoanalyse und die aus ihr folgenden Schritte gestärkt werden.

Es wäre wünschenswert, alle Risiken sexualisierter Gewalt auszuschließen. Doch das ist nicht möglich und deshalb verlangt es auch niemand von Ihnen! Sie sind aber aufgefordert und in Ihrer Funktion als Kirchenvorstandsmitglied dazu verpflichtet, die Risiken im Rahmen des Möglichen zu minimieren.

Die hier unterbreiteten Vorschläge sind nicht der einzige Weg, um sexualisierte Gewalt zu vermeiden. Wir sind aber der Überzeugung, dass Sie unsere vorgeschlagene Vorgehensweise gut mit Ihrer kirchengemeindlichen Praxis kombinieren können. So können Sie das Risiko schnell erfassen.

Was wir gemeinsam mit Ihnen anstreben ist eine im Alltag Ihrer Kirchengemeinde praktizierte Kultur der Achtsamkeit, um Gefahren für Kinder und Jugendliche möglichst zu unterbinden.

Was ist Risikoanalyse?

Risikoanalyse ist im gegebenen Zusammenhang schlicht eine sorgfältige Untersuchung der kirchengemeindlichen Bereiche, in denen Kinder und Jugendliche durch sexualisierte Gewalt verletzt werden könnten. Die Analyse dient dazu, die Risiken abzuwägen und festzustellen, ob genügend Vorsorge (Prävention) getroffen wurde, um Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen.

Der Runde Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch hat in seinem Abschlussbericht folgende Definition für die Risikoanalyse formuliert:

Spezifische Prävention beginnt mit der Analyse der strukturellen und arbeitsfeldspezifischen Risiken der Träger und ihrer Handlungseinheiten, die zu dem jeweiligen Verantwortungsbereich gehören. In Abhängigkeit davon sind Aussagen zur Haltung des Trägers und spezifische Informationen zum Vorgehen in den bekannten Risikobereichen zu treffen. Die Präventionsmaßnahmen können in allgemeine (...) und spezifische Maßnahmen (...) unterschieden werden. [1]

Wie kann eine Risikoanalyse erfolgen?

Machen Sie es sich nicht zu schwer! In aller Regel kennen Sie sich in den Arbeitsbereichen Ihrer Gemeinde aus, so dass Sie sie beurteilen und einschätzen können. Erforderliche Maßnahmen der Vorsorge werden für Sie offensichtlicher sein, als Sie vermuten. So wissen Sie bereits ziemlich genau, in welchen Bereichen Kinder und Jugendliche überhaupt in der Gemeindearbeit eine Rolle spielen. Wenn dem so ist, prüfen Sie, ob in diesen Bereichen das Erforderliche zu ihrem Schutz getan wird.

Nehmen Sie Kontakt zu den Personen auf, die für die Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit zuständig sind. Diese haben nützliche Informationen, durch die die Risikoanalyse effektiv und sorgfältig durchgeführt werden kann.

  Abschlussbericht des Runden Tisches (2011): Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich, Seite 127.

Erinnern Sie sich, was das Risiko sexualisierter Gewalt bedeutet:

  • Es besteht die Möglichkeit ernsthafter negativer Auswirkungen auf ein Kind oder einen Jugendlichen - sowie als Folge davon auf die gesamte Kirchengemeinde.
  • Diese Möglichkeit kann entweder mit geringer oder aber mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten.


Fußnote:

1 Abschlussbericht des Runden Tisches (2011): Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeitsund Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich, Seite 127.

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