Leitlinien für eine multifunktionale und nachhaltige Landwirtschaft
Zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Eine Stellungnahme der Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung, EKD-Text 114, 2011
6.6 Verbraucherschutz und Verbraucherverantwortung
Das wachsende Qualitätsbewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher ist eine Chance für das Gelingen einer neuen Agrarpolitik. Sie sollte dem Wunsch vieler Bürger und Bürgerinnen entsprechen, in einen erweiterten Qualitätsbegriff auch Menschenrechts-, Tierschutz- und Nachhaltigkeitskriterien einzubeziehen. Es geht um einen Wettbewerb unter Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Standards und nicht mehr nur um Kostenvorteile.
Die Kammer für nachhaltige Entwicklung der EKD empfiehlt, dass in der Beratung, Förderung und Ausbildung der Landwirte ein innovatives Unternehmertum noch stärker als bisher eingeübt wird. Es sollte u. a. darauf ausgereichtet sein, die zunehmende Nachfrage nach Agrarprodukten, die unter stärkerer Beachtung von Menschrechts-, Tierschutz- und Nachhaltigkeitskriterien hergestellt werden, bedienen zu können. Allerdings dürfen die Augen auch nicht davor verschlossen werden, dass es sich hier immer noch um Nischenmärkte handelt und sich die Mehrheit der Verbraucher nach wie vor bei ihrem Lebensmitteleinkauf überwiegend von Preiserwägungen leiten lässt. Dies zu verändern ist unter anderem auch eine Aufgabe der entwicklungs- und umweltpolitischen Bildungsarbeit.
Die vorhandenen Lebensmittelkennzeichnungen müssen mit dem Ziel durchforstet werden, ihre Aussagekraft, Verständlichkeit, Verlässlichkeit und Glaubhaftigkeit zu erhöhen. Notwendig sind z.B. Angaben zur Herkunft eines Produktes, zur Wirtschafts- und Haltungsform sowie zu den Mengenanteilen einzelner Lebensmittelbestandteile. Wir brauchen aber auch ehrliche und transparente Verbraucherinformationen sowie wirksame wirtschaftliche Sanktionen, mit denen Verbrauchertäuschung und Verbraucherirreführung unterbunden werden können. Im Rahmen der Verbraucheraufklärung über Prozess- und Produktqualität von Lebensmitteln sollten gesundheitspolitische Aspekte einbezogen werden. Öffentliche Großküchen könnten dabei eine Vorreiterrolle übernehmen.