Wer wissen will, was zu zentralen, vornehmlich gesellschaftlichen und sozialethischen Fragen in der evangelischen Kirche Konsens ist, muss zu den so genannten Denkschriften greifen. Dabei handelt es sich um Ausarbeitungen von Fachgremien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die sich der Rat (Gremium, das die Geschäfte zwischen den jährlich stattfindenden Synoden führt) zu Eigen macht. Denkschriften gibt es seit 1962. Die nach wie vor bekannteste und zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung heftig diskutierte Denkschrift ist die so genannte Ost-Denkschrift, die 1965 unter dem Titel „Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis der Deutschen zu ihren östlichen Nachbarn“ veröffentlicht wurde.
Unter den bislang mehr als zwanzig erschienenen Denkschriften, haben folgende einen besonderen Stellenwert erlangt: „Frieden wahren, fördern und erneuern“ (1981), „Evangelische Kirche und freiheitliche Demokratie“ (1985) sowie „Gemeinwohl geht vor Eigennutz“ (1991).
Am Reformationstag haben die Spitzen der Evangelischen Kirche in Deutschland mehr Anstrengungen der Religionen für den Frieden gefordert. Mit Blick auf den Nahost-Konflikt bekräftigte die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus ihre Solidarität mit Israel.
„Frei bist du dann, wenn du von dir selbst absehen kannst und deinen Mitmenschen dienst statt deinem persönlichen oder nationalen Ego.“ Deshalb mahnt die EKD-Ratsvorsitzende: „Bewahren wir den Mut, unverdrossen für Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit einzutreten. Das ist mein Wunsch zum Reformationstag.“
Die Präses der Synode der EKD, Anna-Nicole Heinrich, sprach sich angesichts der aktuellen Krisen und sinkender Mitgliedszahlen dafür aus, dass die Kirche „ganz viel Mut zur Veränderung“ zeigt. Kirche sei kein Selbstzweck, sondern ein „Ermöglichungsraum, damit Menschen von Jesus Christus erfahren können, dass sie Gott erleben können“.