Erntedank
Bedeutung des Erntedankfestes
Christinnen und Christen feiern das Erntedankfest nach der Ernte im Herbst. In einem Gottesdienst danken sie Gott für seine Gaben. Dabei stehen vor allem die Ernte und die Früchte des Feldes im Mittelpunkt, aber auch das tägliche Brot und alles, was Menschen zum Leben brauchen. Als Zeichen dafür schmücken die Gemeinden ihre Altäre mit den Früchten des Feldes und hängen eine aus Getreide oder Weinreben geflochtene Erntekrone auf.
Was ist das Erntedankfest?
Mit dem Erntedankfest drücken Christinnen und Christen ihre Dankbarkeit für den Ertrag aus der Landwirtschaft und den Gärten aus, von dem sie leben. Mit dem Erntedankfest erinnern sie an die Verantwortung des Menschen für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und den Schutz der Natur, die von Gott geschaffen und dem Menschen zur Bewahrung anvertraut ist (1. Mose 1,28 und 2,15). Dabei betonen sie, dass der Mensch in Naturkreisläufe eingebunden und trotz des technischen Fortschritts von diesen abhängig bleibt.
Wann wird dieser Tag gefeiert?
Der Termin des Erntedankfestes hängt von örtlichen Gewohnheiten und Traditionen ab.
Nach der Reformation wurde das Erntedankfest zunächst an unterschiedlichen Terminen gefeiert. Schließlich bürgerte sich die Feier am Michaelistag (29. September) oder am Sonntag nach Michaelis ein, der meistens schon im Oktober liegt.
Mittlerweile hat sich in den evangelischen Kirchen und auch in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland der erste Sonntag im Oktober weitgehend durchgesetzt. Dieser Termin wird den Kirchengemeinden empfohlen, verbindlich ist er allerdings nicht. So feiern manche Gemeinden das Erntedankfest am letzten Sonntag im September, Moselgemeinden begehen das Fest nach der Weinlese am zweiten November-Sonntag.
Das Erntedankfest bezieht sich auf kein Ereignis der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Daher ist es nicht Teil des "offiziellen" Kirchenjahres. Erntedank ist kein Feiertag in Deutschland.
Was ist der Unterschied zwischen Erntedank und Thanksgiving?
„Thanksgiving“, englisch für Danksagung, heißt das in den Vereinigten Staaten gefeierte Erntedankfest, das am vierten Sonntag im November gefeiert wird. Ursprünglich soll „Thanksgiving“ an das Pionierleben der Pilgerväter erinnern und hat somit einen gewissen nationalen Charakter. Der Tag ist staatlicher Feiertag und gilt als das wichtigste Familienfest in den Vereinigten Staaten, zu dem oft Freunde eingeladen werden. Im Mittelpunkt steht t eine gemeinsame Mahlzeit, häufig ein Abendessen.
Geschichte und biblischer Hintergrund von Erntedank
Erntedank feiern viele Kulturkreise. Oft sind damit alte Traditionen, Bräuche und Volksfeste verbunden. Daneben gibt es in vielen Regionen schon zur Aussaat Riten und Gebete für gutes Wetter und eine reiche Ernte.
Wie ist das Erntedankfest entstanden?
Die Menschen in Nordeuropa hatten schon in vorchristlicher Zeit Riten zum Dank für die Ernte. Denn in vielen Religionen galten die Früchte des Feldes als Gottes Geschenke. Seit dem 3. Jahrhundert ist das Erntedankfest in der westlichen Kirche belegt. Es gab allerdings damals keinen einheitlichen Termin, weil die Erntezeiten im Römischen Reich je nach Klimazone voneinanderabwichen.
Im Alten Testament wird berichtet, dass Kain ein Opfer von den Früchten des Feldes und Abel ein Opfer von den Erstlingen seiner Herde zu Gott brachte (1. Mose 4). Im späteren Judentum gab es zwei Erntefeste: Das Pfingstfest als Getreide-Erntefest und das Laubhüttenfest als Wein- und gesamtes Erntefest.
Bräuche und Symbole zu Erntedank
In den Gemeinden ist es ein Brauch, den Altar und den Altarraum mit den Erntegaben und Früchten des Feldes oder Gartens zu schmücken. Dazu können unter anderem Getreideähren oder Äpfel, Kürbisse, Honig und Sonnenblumen gehören, aber auch Brot und Weintrauben als Zeichen für das Abendmahl und die Gnade Gottes.
Wer feiert diesen Tag?
Das Erntedankfest feiern nicht nur Kirchengemeinden, sondern mit ihnen zusammen oft auch die kommunalen Gemeinden. Ein besonderer Ausdruck für diese Gemeinschaft ist die Erntekrone, die in einer Prozession durch das Gemeindegebiet getragen und schließlich in der Kirche aufgehängt wird. Daneben gibt es in vielen Gemeinden zwischen Mitte September und Anfang Oktober Festumzüge mit Motivwagen, Fußgruppen und Spielmannszügen, die an Karnevalsumzüge erinnern.
Wie wird Erntedank in der Kirche gefeiert?
In jüngster Zeit feiern Christinnen und Christen das Erntedankfest immer häufiger mit einem Familiengottesdienst, an dem sich Eltern und ihre Kinder beteiligen.
Vorgetragen werden biblische Texte wie das Gleichnis vom reichen Kornbauern (Lukas 12,13-21). Darin mahnt Jesus, dass viel Besitz keine Sicherheit bietet, sondern den Blick für den wahren Reichtum verstellt. „Reich bei Gott“ zu sein, erfordert ein Handeln aus Nächstenliebe. Ein verbreitetes Lied zu Erntedank ist „Wir pflügen und wir streuen“ von Matthias Claudius.
Wie sieht ein Gottesdienst an Erntedank aus?
Christinnen und Christen schmücken ihre Altäre, danken für die Ernte, die Früchte der Erde und das tägliche Brot. In diesen Dank schließen sie die göttliche Vorsehung ein, die alle Erträge der Felder erst ermöglicht.
Der Klimawandel macht immer sichtbarer, dass eine ausreichende Versorgung der Menschheit mit Nahrungsmitteln nicht mehr selbstverständlich ist und nie war.
Deswegen bitten Christinnen und Christen an Erntedank um die Gnade Gottes und mehr Gerechtigkeit für hungernde Menschen. Viele Gemeinden, die sich für die „Eine Welt“ engagieren, stellen die Arbeit von „Brot für die Welt“ oder eigene Projekte als Zeichen der Solidarität vor. Nach dem Gottesdienst verteilen viele Gemeinden die Erntegaben an Gottesdienstbesucher oder Bedürftige. Oft schließt sich ein gemeinsames Essen an den Erntedankgottesdienst an, für das manchmal Erntegaben vom Altar zu einer Erntedank-Suppe gekocht werden.
Was für Symbole werden zu Erntedank verwendet und was bedeuten sie?
Neben dem Erntedankgottesdienst prägen viele Riten, Bräuche und Symbole den Tag. Meist sind die Erntefeste durch die Gutsherren entstanden, die ihre Mägde und Knechte mit Erntebier und Essen bewirteten. In einigen Gegenden wird aus den letzten Garben eine Erntepuppe hergestellt, die als Opfergabe auf dem Feld verbleibt. In Schottland hat sich die Erntesuppe, genannt "Hotch-potch", aus Fleisch und Gemüse aus dem Garten als Spezialität erhalten.