Den Bildungsauftrag wahrnehmen - Evangelische Perspektiven zur Situation der Hochschulen in Deutschland

Hochschulen sind aus evangelischer Perspektive Orte des kulturellen Diskurses, in den evangelische Christen verantwortungsbewusst ihre im Evangelium von Jesus Christus begründeten Einsichten engagiert und kraftvoll einbringen. Die Hochschulen sollten deshalb in ihrem eigenen Interesse an der Pluralität der Diskurse die Präsenz und Entfaltungsmöglichkeiten von Christen in der Hochschule stärken. Die Präsenz der Kirche an der Hochschule kennt vielfältige Initiativen und Formen – von Foren mit christlichem Profil über Studierendengemeinden, christliche Studierendengruppen und Veranstaltungsinitiativen bis hin zu den Universitätsgottesdiensten. Diese Formen kirchlicher Präsenz sind wichtiger Bestandteil eines pluralen Hochschullebens und verdienen Förderung.

Eine hervorgehobene Rolle spielt die institutionelle Präsenz der theologischen Wissenschaft in den theologischen und religionspädagogischen Fakultäten und Fachbereichen bzw. Lehrstühlen. Die Theologie erinnert ideologiekritisch daran, zwischen Vorläufigem und ewig Gültigem, zwischen Hypothesen über die Wirklichkeit und Wirklichkeit, zwischen Mensch und Gott zu unterscheiden. Sie nimmt die Geschöpflichkeit und Vieldimensionalität des Menschen ernst und entfaltet auf dem Hintergrund einer alten kulturprägenden Tradition Perspektiven für das menschliche Zusammenleben. Damit leistet die Theologie einen eminenten Beitrag für das interdisziplinäre Gespräch [15] und bringt originäre Gesichtspunkte in das Studium generale ein.

Eine neue Form der evangelischen Präsenz an der Hochschule ist die vom Rat der EKD geförderte Bildung lokaler Evangelischer Hochschulbeiräte an den einzelnen Hochschulen [16]. Der Evangelische Hochschulbeirat der EKD bittet die Verantwortlichen in den Hochschulleitungen, die Entwicklung solcher Hochschulbeiräte zu unterstützen und sich für eine gute Zusammenarbeit an den Hochschulen einzusetzen.