Minderheiten im Irak
Eindrücke der Hoffnung
Trotz Anfeindungen gibt es Orte im Irak, in denen Hoffnung zu sehen ist: Orte, an denen Vielfalt gelebt wird und Minderheiten ihre Traditionen leben können.
Wo Vielfalt zur Normalität wird
Hoffnung auf eine bessere Zukunft für den Irak macht die Katholische Universität von Erbil (CUE). Im Dezember 2015 gegründet vom chaldäischen Erzbischof Bashar Warda – „als Antwort auf den Terror des IS“ – studieren dort heute gut 500 junge Frauen und Männer aus allen Ethnien und Religionen, die im Irak vertreten sind. Neben akademischen Graden lernen sie so auf natürliche Weise den toleranten Umgang miteinander und die Zusammenarbeit über konfessionelle und ethnische Grenzen hinweg. In Lehrveranstaltungen, bei Freizeitaktivitäten, in der Cafeteria und Mensa wird Vielfalt zur Normalität.
Studierende, deren Familien die Studiengebühren nicht aufbringen können, bekommen Stipendien, die wiederum über Spenden aus aller Welt finanziert werden. Ein Komitee achtet darauf, dass die Zusammensetzung der Studierenden möglichst vielfältig bleibt. Manche der Studierenden kommen aus Familien, die 2014 den Irak verlassen haben. Jetzt kehren sie zurück, um beim Wiederaufbau des Irak dabei zu sein, sei’s als angehende Architekten, Ingenieure, Mediziner oder Verwaltungsexperten.
Die Mauern zeugen noch von der einstigen Größe
Das Mar Mattai Kloster gehört zu den ältesten christlichen Klöstern der Welt. 363 n. Chr. wurde es etwa 20 Kilometer von Mossul entfernt vom Eremiten Matti gegründet, der vor seinen Verfolgern in die Berge bei Niniveh geflohen war. Er scharte eine klösterliche Gemeinschaft um sich, die im Laufe der Jahrhunderte immer größer wurde. Das heutige Kloster, das an einer Bergflanke gebaut ist, zeugt von der einstigen Größe. Mehr als tausend Mönche sollen hier einmal gelebt haben. Heute sind es noch drei.
Wer das Kloster zum Heiligen Matthäus, so der übersetzte Name, besuchen will, muss durch die sogenannten umstrittenen Gebiete, bei denen nach wie vor nicht geklärt ist, ob hier die Regierung der Autonomen Region Kurdistan das Sagen hat, oder die irakische Zentralregierung in Bagdad. Entsprechend viele Checkpoints sind auf den letzten Kilometern bis zum Kloster zu passieren.
Der Islamische Staat konnte 2014 bei seinem Eroberungszug in der Niniveh-Ebene das Kloster nicht einnehmen. Die Frontlinie, die nur wenige Kilometer entfernt verlief, konnte von kurdischen Peschmerga gehalten werden.
Nicht nur für die irakischen Christen ist Mar Mattai ein wichtiger Wallfahrtsort. Auch Muslime kommen gerne in das Kloster und genießen dort die Ruhe.
Katja Dorothea Buck