Ratsbericht vor der EKD-Synode mit Blick auf politischen und gesellschaftlichen Frieden

Beginn der Tagung der EKD-Synode 2019 in Dresden

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und der katholische Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und der katholische Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers (v. l.) auf der EKD-Synodentagung in Dresden.

Dresden (epd). Mit Aufrufen zu Frieden, demokratischem Engagement und wirkungsvollem Klimaschutz hat in Dresden die Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm kritisierte die Syrien-Politik der USA. Der AfD warf er vor, rechtsradikales Gedankengut in der Partei zu dulden. Von der Bundesregierung verlangte er Nachbesserungen beim Klimapaket.

„Niederlage einer an Recht und Ethik orientierten internationalen Politik“

Zur Lage in Syrien sagte Bedford-Strohm: „Gegenwärtig erleben wir, dass ein Mitglied des Nato-Bündnisses, dem unser eigenes Land angehört, in ein Nachbarland einmarschiert und damit grundlegende Normen des Völkerrechts verletzt.“ Dass die Kurden im Norden Syriens, die maßgeblich zur wirksamen Bekämpfung der IS-Terrormilizen beigetragen hätten, von ihrem Partner USA fallengelassen würden, sei „eine Niederlage einer an Recht und an der Ethik orientierten internationalen Politik“. Nordsyrien werde Russland, der Türkei und dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad überlassen.

Die Türkei war vor rund einem Monat in ihr Nachbarland Syrien einmarschiert, um die von ihr als Terrororganisation verfolgte Kurdenmiliz YPG zu bekämpfen. Kurz zuvor hatte die US-Regierung damit begonnen, ihre Truppen aus dem Gebiet abzuziehen. Zusammen mit kurdischen Kampfeinheiten hatten die USA den IS bekämpft.

Mehr Konsequenz im Klimaschutz

Ohne die AfD namentlich zu nennen, übte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm scharfe Kritik an der rechtskonservativen Partei. „Wenn im Bundestag und in den Landtagen vertretene Parteien rechtsradikale Ideen in ihren Reihen dulden, dann disqualifizieren sie sich im demokratischen Diskurs“, sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten und kündigte an: „Wir werden die zur Rede stellen, die Rechtsradikalen Deckung geben, auch dann, wenn sie selbst nicht so denken.“

Von der Bundesregierung verlangte der EKD-Ratsvorsitzende mehr Konsequenz beim Klimaschutz. Die Pläne zur CO2-Bepreisung reichten nicht aus. Es wäre aus seiner Sicht ein „Zeichen von Größe“, wenn die Regierung die gesellschaftliche Dynamik wahrnehmen und ihr Klimapaket deutlich nachbessern würde.

Spendensammlung für das geplante Seenotrettungsschiff

Bedford-Strohm kündigt an, dass die EKD im Advent eine Spendensammlung für das geplante Seenotrettungsschiff starten wird. Am 3. Dezember soll ein Aufruf veröffentlicht werden, der zu dem gesellschaftlichen Bündnis „United 4 Rescue“ („gemeinsam retten“) einlädt. Unter dem Hashtag #WirschickeneinSchiff sei eine Online-Spendenkampagne geplant, sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm, der sich persönlich seit längerem für die Seenotrettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer engagiert.

Im September hatte die EKD bekanntgegeben, dass sie zusammen mit einem Verein die Seenotrettungsorganisation „Sea-Watch“ beauftragen möchte, ein Schiff ins Mittelmeer zu schicken. Der Beschluss geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentags im Juni zurück.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ermutigte die evangelische Kirche in einem Grußwort zu Beginn der Synodentagung, sich noch stärker für die Gesellschaft zu engagieren. Der Staat lebe von Voraussetzungen, die er nicht allein schaffen könne: nicht allein von Gesetzen und Rechten, sondern auch von Normen und Werten, sagte der CDU-Politiker. Er wünsche sich eine lebendige Kirche, sagte Kretschmer und stellte die Rolle der evangelischen Kirche bei der friedlichen Revolution in der DDR heraus. „Ohne die engagierten Kirchen, ohne die engagierten Pfarrerinnen und Pfarrer wäre der Wendeherbst nicht möglich gewesen“, sagte der sächsische Ministerpräsident.

Festes Vertrauen in einen Frieden, der stärker ist als Hass

Die EKD-Synodentagung war mit einem Gottesdienst in der Kreuzkirche eröffnet worden. Der sächsische Oberlandeskirchenrat Thilo Daniel sagte, es brauche ein festes Vertrauen in einen Frieden, der stärker sei als Hass. „Hass von wem auch immer auf wen auch immer“, fügte er hinzu.

Das EKD-Kirchenparlament mit Delegierten aus allen 20 Landeskirchen berät bis zum 13. November in Dresden. Das Schwerpunktthema der Tagung lautet in diesem Jahr „Auf dem Weg zu einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens“. Zudem beraten die 120 Synodalen am Dienstag unter anderem über den Stand der Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche und Wege zu einer besseren Prävention.