Nachhaltig durch das Kirchenjahr
Materialien für Andachten und Gottesdienste zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030
Gemeindefeste in der Sommerzeit – Nachhaltigkeitsziel 12
Gottesdienst zum Thema: Ökofaire Gemeinde
Gottesdienstentwurf
Orgelvorspiel
Begrüßung – Stille Minute
Lied
Die helle Sonn leucht´ jetzt herfür, EG 437
Psalm 100 im Wechsel EG 740, Gloria patri
Kyrie, Gloria in excelsis, Salutatio, Kollektengebet
Lied
Herr, die Erde ist gesegnet, EG 512, 1-2 + 5-6
Evangelium: Mk 14, 3–9
Glaubensbekenntnis, im Stehen gesungen:
Lied
Wir glauben Gott im höchsten Thron, EG 184
Predigt
Lied
Gott gab uns Atem, EG 432
Informationen möglich über die ökofaire Gemeinde, Ökoprofit, OikoCredit
Abkündigungen, ggf. mit Mitarbeitendenehrung
o. ä.
Lied
Komm in unsre stolze Welt, EG 428
Fürbitten und Vaterunser
Lied
Kommt mit Gaben und Lobgesang, EG 229
Abendmahl mit Präfation, Sanctus, Einsetzungsworten, Agnus Dei, Austeilung im Kreis, Dankgebet
Lied
Verleih uns Frieden, EG 139
Segen
Orgelnachspiel
Anregungen für die Predigt
Einstieg
Auf seinem Weg nach Jerusalem macht Jesus Rast im Hause Simons des Aussätzigen und er und seine Jünger werden mit Essen bewirtet. Da kommt eine Frau und schüttet kostbares Nardenöl über Jesu Füße. Die Frau ist in den Augen der Anwesenden eine Verschwenderin.
Im Folgenden kann man die ganze Situation ausmalen: ihre Sicht auf Jesus oder die Reaktionen der Jünger. Aus welchen Gründen handelt sie so? (Vgl. Mk 14, 3-9). Es folgt unsere Reaktion in Zeiten knapper Kassen!
Mittelteil
In Zeiten knapper werdender Budgets wird einmal mehr nach dem Zweck einer Ausgabe gefragt. Es muss bei allem, was getan wird, ein Nutzen herausspringen – für uns, für andere oder für die Gesellschaft. Wenn eine Handlung keine Aussicht auf Erfolg hat, wenn wir sagen „Es hat sowieso keinen Zweck“, dann lassen wir es bleiben. Alles sollte vernünftig sein und effizient und möglichst einem Zweck dienen. Genauso haben wir es erlebt bei unserem Projekt „Ökoprofit“ und nun beim Projekt „ökofaire Gemeinde“.
Und in gewisser Weise ist das ja vernünftig. So haben wir gelernt, wie wir Strom, Wasser und Energiekosten einsparen können und welche Investitionen dafür nötig sind. Wir haben Erhebungen dazu angestellt, wie viel Energie wir eigentlich verbrauchen. Wir haben in Bereichen wie dem Arbeitsschutz, umweltgerechter Entsorgung, gerechtem Einkauf von Mineralwasser, von Kaffee, Tee und Honig, aber auch von Toiletten- und Kopierpapier dazugelernt. Und wie bei allen anderen finanziellen Investitionen musste abgewogen werden, ob und wann es sich rechnet.
Wir haben sehr schnell festgestellt, dass wir als Einzelne und in der Gemeinde zum Schutz unserer Umwelt und zum Erreichen von Klimazielen beitragen und Menschen die Chance geben können, wirtschaftlich aktiv zu werden, damit sie selbst ihre Versorgung sicherstellen. Das alles kann langfristig dazu führen, dass der Hunger besiegt wird, das Kindersterben aufhört, alle Zugang zu sauberem Wasser erhalten und Menschen gerecht und fair entlohnt werden für die Leistungen, die sie erbringen. Für uns hier vor Ort in Hamburg heißt das, dass wir als Kirchengemeinde Maßnahmen durchführen müssen, die sich in finanzieller Hinsicht nicht rechnen. Manches, was wir umgesetzt haben, ist teuer. Ein Kaufmann oder eine Handwerkerin werden hier sicher vorsichtiger handeln müssen. Wir aber haben als Kirchengemeinde den großen Vorteil, dass durch unsere Maßnahmen viele andere Menschen angeregt werden, es uns gleichzutun. Wir sind als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Vorbilder für unsere Mitmenschen.
Deshalb ist es äußerst wichtig, dass wir diese Zeichen gesetzt haben und weiterhin setzen. So hat der Kirchengemeinderat gerade beschlossen, Teile seiner Rückstellungen OikoCredit zur Verfügung zu stellen, damit kleine Unternehmen und Initiativen in Afrika, Asien und Mittel- und Südamerika Kredite zu fairen Bedingungen bekommen, um so zukunftsfähig zu werden. Als Gemeinde können wir ein Umdenken vorbereiten und begleiten und vor allem an der Umsetzung aktiv teilnehmen. Denn nicht nur, wenn es ums Geld geht, nein, auch sonst richtet sich das Leben viel zu oft am eigenen Nutzen aus. Sogar Zuneigung und Zuwendung werden oft durch die Vernunft kontrolliert und Menschen fragen sich, ob es sich lohnt, Liebe zu zeigen, falls keine Aussicht auf Erwiderung besteht. Ein ganz und gar wirtschaftliches Denken. Die Frage nach Zweck und Nutzen liegt uns allen so nahe.
Hier können Beispiele von nutzlosen Geschenken zu Weihnachten oder zum Geburtstag angeführt werden und humorvoll die sogenannten praktischen Geschenke aufgezählt werden. Das führt zurück zur salbenden Frau. Sie tut Jesus etwas Gutes und erfüllt damit einen Zweck. Sie nimmt die Kritik der Anwesenden in Kauf, wird aber von Jesus in Schutz genommen.
Schluss
Jesus zeigt in dieser Begegnung mit der verschwenderischen Frau, dass es Zeiten gibt, in denen nicht nach dem Nutzen und dem Zweck gefragt werden darf. Es gibt Situationen, da darf keine Rechnung aufgestellt werden, ob die Geldausgabe auch genug Nutzen bringt und zweckmäßig ist, manchmal darf nicht nach der Aussicht auf Erfolg gefragt werden.
Es gibt Situationen, in denen der Nutzen und Zweck einer Handlung nicht auf der Hand liegen, so wie bei der Frau in der Geschichte. Der Zweck ihrer Handlung war es, Jesus im Voraus zu salben und für das Begräbnis und damit auch auf die Auferstehung vorzubereiten. So hat die Verschwendung einen deutlich größeren Zweck erfüllt, als alle Anwesenden erwartet haben.
Auch bei uns liegen der Nutzen und Zweck nicht auf der Hand. Sie liegen im Verborgenen in unserer Umwelt oder gar auf anderen Kontinenten. Dennoch sind sie zweckvoll und nützlich und eine Verschwendung wert, um im Bild der Frau zu bleiben. Eine Verschwendung in den Augen der Selbstsüchtigen, eine sinnvolle Investition in den Augen derer, die über ihren Tellerrand hinausschauen können. Es ist gut, wohltuende Zuwendung zu zeigen und sich dabei weder von Vorschriften noch von mangelnden Erfolgsaussichten beeindrucken zu lassen. Denn Jesus selbst hat über die Frau gesagt: „Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.“ So handeln auch wir im Gedächtnis der Frau und tun mit unseren Investitionen und Bemühungen einen Dienst an Jesus. Für die einen verschwenderisch, für die anderen lebensnotwendig.
Autor
Johannes Calliebe-Winter, Pastor der Evangelisch-Lutherischen Markus-Kirchengemeinde Hohenhorst Rahlstedt-Ost in Hamburg, arbeitet mit seiner Gemeinde seit 2002 zu den Themen Bewahrung der Schöpfung, Nachhaltigkeit und ökofairer Einkauf.
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