Bischof Meister wünscht sich mehr soziale Diversität in der Kirche
Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wünscht sich mehr soziale Diversität in der Kirche. „Die Kirche war und ist ziemlich bürgerlich geprägt - und das sollten wir als kritische Anfrage an uns verstehen“, sagte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Teilhabe am kirchlichen Leben ist keine Frage von Bildungsabschlüssen und sozialem Staus“, unterstrich er. Das lehre schon die Weihnachtsgeschichte.
Meister nahm Stellung zu einem Befund der kürzlich veröffentlichten sechsten Ausgabe der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wonach in ärmeren, nicht-akademischen Milieus überdurchschnittliche Distanz zur Kirche besteht. Diese Erkenntnis sei allerdings nicht neu, sagte der Landesbischof: „Bestimmte Gruppen, etwa die Arbeiterschaft, hat die Kirche schon im ausgehenden 19. Jahrhundert verloren.“
Zugleich betonte Meister, dass es in der Kirche zahllose Aufbrüche gebe, um mit gemeinwohlorientierten Angeboten mit Menschen unterschiedlichster Milieus in Kontakt zu kommen. „Viele Gemeinden machen ganz lebenspraktische Angebote - von Suppenküche, über Energieberatung bis Schreibworkshop. Damit erreichen sie Menschen, die womöglich niemals in einen klassischen Gottesdienst gehen würden.“ Zugleich erlebe er aber auch in Gottesdiensten immer wieder unverhoffte Begegnungen, „etwa, wenn ein wohnungsloser Mensch mich nach dem Gottesdienst anspricht und wir anschließend noch mal reingehen, um zusammen am Altar zu beten“.
Meister verwies auf die hervorgehobene Rolle, die Menschen niedrigerer sozialer Schichten in den Anfängen des Christentums gehabt hätten. „Jesus war Sohn eines Handwerkers und vermutlich selber einer“, betonte der Landesbischof. „Er suchte die Nähe zu einfachen, offenherzigen Menschen, er widmete sich sozial Geächteten und lebte in Distanz zu den gesellschaftlichen Eliten.“
Die Weihnachtsgeschichte sei gerade deshalb berühmt, „weil sie eine Hoffnungsgeschichte für eine ganz einfache Familie ist“. Maria und Joseph hätten „alle möglichen Probleme gehabt: ungeklärter Familienstand, Obdach- und Besitzlosigkeit“. Ausgerechnet sie habe Gott als Eltern seines Sohnes vorgesehen. „Die Wunder Gottes haben nichts mit Besitz und Bildung zu tun. Die Gnade Gottes verteilt sich niemals nach unseren Maßstäben. Sie ist ein Geschenk für jeden Menschen“, unterstrich Meister.
epd-Gespräch: Daniel Behrendt
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