Bericht des Rates der EKD, Teil B (schriftlich)
4. Tagung der 12. Synode der EKD, 12. bis 15. November 2017 in Bonn
5. Nationale und weltweite Ökumene, interreligiöser Dialog
5.1 Kirchliche Bünde und Veranstaltungen
5.1.1 Ökumenischer Rat der Kirchen
2021 wird die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) stattfinden. Der Rat der EKD hat den ÖRK nach Deutschland eingeladen. Eine weitere Einladung nach Kapstadt, Südafrika liegt dem ÖRK vor. Die einzelnen Gliedkirchen wurden gebeten, zu sondieren, ob und wohin sie einladen möchten und ein entsprechendes Konzept vorzulegen. Ein Kriterienkatalog für den etwaigen Veranstaltungsort wurde den Landeskirchen zur Verfügung gestellt. Die eingegangenen Vorschläge werden vom Rat der EKD beraten, um dann eine Auswahl zu treffen, die dem ÖRK vorgelegt werden kann. Der Zentralausschuss des ÖRK wird darüber befinden, wo die Vollversammlung 2021 stattfinden wird.
5.1.2 Konferenz Europäischer Kirchen
Die Konferenz europäischer Kirchen (KEK) hat Ihre Mitgliedskirchen und Partner zu der vom 31. Mai bis 6. Juni 2018 in Novi Sad, Serbien, stattfindenden Vollversammlung eingeladen. Das Motto „Ihr werdet meine Zeugen sein“ wird durch drei biblische Schlüsselwörter reflektiert, die die Herangehensweise der KEK an die aktuellen ökumenischen Herausforderungen in Europa zum Ausdruck bringen: Zeugnis, Gerechtigkeit, Gastfreundschaft.
5.1.3 Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
Auch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ist intensiv damit beschäftigt, ihre nächste Vollversammlung vorzubereiten, die vom 13. bis 18. September 2018 in Basel unter dem Motto „befreit – verbunden – engagiert“ stattfinden wird. Auch hier soll die gegenwärtige Lage in Europa und die Herausforderungen der Kirchen gemeinsam in den Blick genommen werden. Anhand der Stellungnahmen der Mitgliedskirchen zu dem Lehrgesprächstext „Kirchengemeinschaft“ und den Studientexten „Protestant Perspectives on Religious Plurality in Europe“ und „Fortbildung für das ordinationsgebundene Amit in der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa“ werden die Dokumente überarbeitet und der Vollversammlung zur Entscheidung vorgelegt.
5.1.4 Gemeinsame Stellungnahme von EKD, UEK und VELKD zu Texten der GEKE
Einem Vorschlag der Ämter folgend beauftragten das Kollegium des Kirchenamtes der EKD, das Präsidium der UEK und die Kirchenleitung der VELKD in ihren Sitzungen im September 2016 die Ämter, jeweils eine gemeinsame Stellungnahme bzw. Rückmeldung der EKD, der UEK und der VELKD zu den GEKE-Texten zu erarbeiten. Nach Fertigstellung und Bestätigung der Stellungnahme bzw. Rückmeldungen durch die Leitungsgremien der gliedkirchlichen Zusammenschlüsse im März 2017 wurden diese Stellungnahmen Anfang April 2017 den Gliedbzw. Mitgliedskirchen von EKD, UEK und VELKD zur Kenntnis gegeben werden, so dass diese die Möglichkeit hatten, sich entweder anzuschließen oder in ihren eigenen Stellungnahmen auf die gemeinsamen Voten der Zusammenschlüsse Bezug zu nehmen.
5.1.5 Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen
2017, im Jahr des Reformationsjubiläums wählte die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) die Stadt Leipzig als Tagungsort für ihre Generalversammlung (GV). Leipzig, eine Stadt, die für Umbruch durch eine friedliche Revolution steht. Die Wahl dieses Ortes, aber auch die Besuche in Berlin und Wittenberg zeugen davon, dass die 226 Mitgliedskirchen der WGRK sich als eine erneuernde Gemeinschaft eine ecclesia semper reformanda -, die ihre Vielfalt wertschätzt und als bereichernd empfindet, versteht. Das Motto der Generalversammlung lautete: „LIVING GOD: RENEW AND TRANSFORM US – Lebendiger Gott: Erneuere und verwandle uns.“ Zur Präsidentin der WGRK wurde Pfarrerin Najla Kassab, Libanon gewählt. Sie ist die erste weibliche Präsidentin der WGRK. Zu einem lange vorbereiteten symbolischen Akt der Ökumene auf Weltebene kam es am 5. Juli 2017 in Wittenberg. Im Streben nach Gemeinschaft unterzeichneten die WGRK und der Lutherische Weltbund (LWB) in Wittenberg das „Wittenberger Zeugnis“. Hiermit bekräftigen beide Weltbünde ihren gemeinsamen Aufruf zur weiteren Erneuerung und Kooperation anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation. Ebenso schloss sich die WGRK der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ an. Deutliche Worte fand die WGRK zu den Themen Migration, Menschenhandel und Flüchtlinge, Frauenordination und rief zur „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ auf.
5.1.6 GETI´17
GETI’17 – das Global Ecumenical Theological Institute – versammelte vom 19. Mai bis zum 1. Juni 2017 130 Theologiestudierende aus 58 Ländern zu einem zweiwöchigen Kompaktseminar in Berlin und Wittenberg. Es wurden sechs Vorlesungen von namhaften Persönlichkeiten aus der Ökumene gehalten. In kleinen Seminargruppen mit 25 engagierten Professorinnen und Professoren von Europäischen Hochschulen und Fakultäten arbeiteten die Studierenden zu den Themen „Reforming Theology – Migrating Church – Transforming Society“. Der Schwerpunkt lag auf einer ökumenischen Theologie für Europa. Ein Reader stellte die inhaltliche Arbeitsgrundlage von GETI’17 dar und bietet zugleich ein Kompendium für ökumenische Theologie heute. Die Federführung der Vorbereitung und Organisation lag bei der Missionsakademie an der Universität Hamburg. Die Finanzierung des Projekts konnte durch Zuschüsse und Spenden von über 50 Organisationen, Kirchen und Einzelpersonen sichergestellt werden. GETI’17 hat zukünftige Verantwortungsträger und -trägerinnen in Kirchen und Universitäten über konfessionelle Grenzen hinweg miteinander in Kontakt und in einen theologischen Austausch gebracht und damit einen wichtigen Beitrag für die ökumenische Arbeit in Europa geleistet. Die EKD hat dieses Projekt maßgeblich mit unterstützt.
5.2 Ökumene mit den altorientalischen und orthodoxen Kirchen
5.2.1 Altorientalische Kirchen, Gottesdienst am 21.10.2017
Die altorientalischen Kirchenoberhäupter, der koptische Papst Tawadros, der armenische Katholikos Karekin und der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem sowie der indisch-orthodoxe Katholikos Baselios Marthoma Paulose besuchten Deutschland auf Einladung der EKD, um gemeinsam mit Vertretern der EKD, der DBK und weiteren ökumenischen Partnern aus der ACK und der weltweiten Ökumene am 21.10.2017 einen ökumenischen Gottesdienst der Fürbitte für die Christen im Nahen Osten im Berliner Dom zu feiern und an einer zweitägigen internationalen Konferenz zur Zukunft des Christentums im Nahen Osten teilzunehmen (20.21.10.2017). Die Kammer der EKD für weltweite Ökumene erarbeitete anlässlich des Besuches ein Heft zum Thema „Warum die altorientalischen Christen für uns wichtig sind“, ein ökumenischer Stipendiat der EKD erstellte eine Dokumentation über die Zerstörung von Kirchen in Syrien.
5.2.2 Orthodoxe Bischofskonferenz Deutschlands
Eine gemeinsame Kommission zur Seelsorge von EKD und Orthodoxer Bischofskonferenz arbeitete an gemeinsamen Empfehlungen zur Seelsorge an Sterbenden und ihren Angehörigen. Zahlreiche Bischöfe der Orthodoxen Bischofskonferenz nahmen an den Gottesdiensten und Begegnungen im Rahmen des Besuches des Ökumenischen Patriarchen in Deutschland teil. Als Mitveranstalter der theologischen Konferenz „Tübingen II“ anlässlich des Besuches des Ökumenischen Patriarchen organisierte die Orthodoxe Bischofskonferenz die Tübinger Tagung zum Thema „Freiheit in orthodoxer und evangelischer Sicht“.
5.2.3 Russisch-Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat)
Zu einer Begegnung im bilateralen Dialog lud das Moskauer Patriarchat den Ratsvorsitzenden mit der EKD-Kommission für den bilateralen Dialog vom 1.-4. November 2017 nach Moskau ein. Anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution widmete sich die Dialogbegegnung dem „Christlichen Zeugnis“ und behandelte damit ein im aktuellen politischen Klima in Russland marginalisiertes Thema. Als Abschluss der Dialogbegegnung fand ein gemeinsames Gebet am Gedenkort Butovo, wo in den 1930er Jahren Massenerschießungen stattfanden, und eine Begegnung mit Patriarch Kirill statt. Bereits im Sommer besuchte eine Delegation der akademischen Moskauer Ausbildungsstätte der ROK „Kirill und Method“ Wittenberg und die Universität Halle zu einem gemeinsamen Seminar mit evangelischen Theologie-Studierenden.
5.2.4 Besuch des Ökumenischen Patriarchen
Als höchstrangiger orthodoxer Gast des Jubiläumsjahres besuchte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios vom 29. Mai bis 02. Juni 2017 Deutschland. Die Tübinger evangelisch-theologische Fakultät würdigte die Verdienste des Oberhauptes der orthodoxen Kirche um den ökumenischen Dialog und die Bewahrung der Schöpfung durch die Verleihung des theologischen Ehrendoktors. In mehreren Grußworten und in seiner Dankadresse unterstrich Bartholomaios die Bedeutung des ökumenischen Dialoges und zeichnete ein außergewöhnlich wertschätzendes Bild von den Grundanliegen der Reformation aus der Sicht des Ökumenischen Patriarchats. Im Anschluss an die Ehrung erinnerte die von Orthodoxer Bischofskonferenz, EKD und evangelisch-theologischer Fakultät als zentraler Beitrag der orthodoxen Kirchen zum Reformationsjubiläum geplante evangelisch-orthodoxe Konferenz „Tübingen II“ zum Thema „Freiheit aus evangelischer und orthodoxer Sicht“ an den Beginn des Gespräches zwischen Reformation und Ostkirchen. Die orthodoxe theologische Akademie Volos (Griechenland) dokumentierte anlässlich des Patriarchenbesuches die Dialoge der EKD mit orthodoxen Kirchen erstmals in griechischer Sprache.
5.3 Ökumene mit der römisch-katholischen Kirche
5.3.1 Kontaktgesprächskreis EKD und DBK
Der Kontaktgesprächskreis, ein regelmäßiges Treffen zwei Mal im Jahr von Spitzenvertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland und der deutschen Bischofskonferenz (Teilnehmer von evangelischer Seite sind Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, Ingelheim, Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, München, Bischöfin Kerstin Fehrs, Hamburg, Prof. Dr. Elisabeth Gräb-Schmidt, Tübingen, Prof. Dr. Jacob Joussen, Düsseldorf, Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke, Bückeburg, Kirchenpräsident Christian Schad, Speyer (Ko-Vorsitzender) und Präses Dr. Irmgard Schwaetzer, Berlin; von katholischer Seite nehmen teil Bischof Dr. Stephan Ackermann, Trier, Bischof Dr. Georg Bätzing, Limburg Weihbischof Hubert Berenbrinker, Paderborn, Bischof Dr. Gerhard Feige, Magdeburg (Ko-Vorsitzender), Kardinal Reinhard Marx, München und Freising, Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger, Hildesheim, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Speyer) hat sich im letzten Jahr insbesondere mit zwei Fragen auseinandersetzt:
Einmal ging es im Juni 2017 um die Frage, in welchem Maße und mit welcher Intention politische Äußerungen der Kirche legitim sind. Unter dem Thema „Auftrag und Form politischen Engagements – aktuelle Fragen“ wurden die Flüchtlingsherausforderungen im Spiegel kirchlichen Stellungnahmen diskutiert. Im September 2017 wurde dagegen die Frage „Christliche Gottesdienste und multireligiöse Gesellschaft – zur Frage nach Formaten bei öffentlichen Anlässen“ bedacht, wobei deutlich wurde, dass es neben den regelmäßig wiederkehrenden öffentlichen Anlässen wie Eröffnungen von Landtagen oder Feiertagen nicht selten ökumenische Gottesdienste anlässlich von sog. „Großschadensereignissen“ gibt, die als Dienst an der „Seele der Zivilgesellschaft“ zu verstehen sind. Inwieweit beide Formen von Gottesdiensten neue Formate mit stärkerer Beteiligung von Vertretern/innen anderer Religionen, soll in einer ökumenisch besetzten Arbeitsgruppe geklärt werden.
Neben diesen Grundthemen werden jeweils auch aktuelle Themen verhandelt, im Jahr 2017 naturgemäß das Reformationsjubiläum und seine Bilanz, die sehr positiv ausgefallen ist, aber auch kritische Fragen nach unterschiedlichen ethischen Positionierungen wie z.B. zum Thema „Ehe für alle“.
5.3.2 Konfessionelle Kooperation im Religionsunterricht
Die öffentliche Schule, insbesondere der Religionsunterricht ist ein zentraler Ort für religiöses Lernen und religiöse Orientierung. Der Rat der EKD hatte in seiner Denkschrift "Religiöse Orientierung gewinnen“ Perspektiven für einen auf Pluralitätsfähigkeit ausgerichteten Religionsunterricht aufgezeigt und dabei den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht als eine zukunftsweisende Entwicklungsmöglichkeit dargestellt. In Aufnahme dieser Überlegungen hat der Rat nun „Grundlagen, Standards und Zielsetzungen des konfessionell-kooperativ erteilten Religionsunterrichts“ verabschiedet, die Impulse für die konkrete Weiterentwicklung der Kooperation geben. Es ist zu begrüßen, wenn dazu in den Bundesländern Vereinbarungen zwischen den zuständigen Bistümern und Landeskirchen bestehen bzw. nun getroffen werden. Der aktuelle Text benennt den dafür notwendigen Rahmen, der im Interesse der Qualitätssicherung und der weiteren didaktischen und theologischen Profilierung regional weiter ausgestaltet werden kann.
5.4 Innerprotestantische Ökumene
5.4.1 Evangelisch-methodistische Kirche
EKD und EmK veröffentlichten im Jahr des Reformationsjubiläums ein Heft, das ihre Kirchengemeinschaft vorstellt. Das Heft ist für Gemeinden, konfessionsverbindende Paare und Ökumeneengagierte bestimmt und behandelt sowohl die Geschichte der gemeinsamen Annäherung, als auch die Felder der aktuellen Zusammenarbeit im gottesdienstlichen und seelsorgerlichen Bereich auf der Grundlage der vor mehr als zwei Jahrzehnten erklärten Abendmahlsund Kanzelgemeinschaft.
5.4.2 Vereinigung Evangelischer Freikirchen
Im Rahmen ihres jährlichen Kontaktgespräches am 19.01.2017 behandelten die Vertreter der EKD und Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) das gegenseitige Taufverständnis auf der Grundlage eines von einer theologischen Arbeitsgruppe von EKD und VEF verfassten Thesenpapiers zum Taufverständnis und zum Kirchenverständnis. Für das Jahr 2018 vereinbarten beide Seiten eine theologische Konferenz zum Thema „Taufe in Theologie und Praxis in landeskirchlichen und in freikirchlichen Kontexten“.
5.5 Multilaterale Ökumene – Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) war in vielfältiger Weise in die Aktivitäten des Reformationsjubiläums involviert. Dies geschah auf der Grundlage des 2016 von der Mitgliederversammlung der ACK verabschiedeten Worts „Versöhnt miteinander“. In ihm haben alle 23 Mitgliedskirchen bekräftigt, das Jahr 2017 ökumenisch zu betrachten und die Impulse der Reformation aufzunehmen. Die Mitgliederversammlung der ACK verlegte ihr Herbsttreffen nach Trier, damit alle Delegierten an dem Gottesdienst zum Kreuzerhöhungsfest am 14.09. teilnehmen konnten. Im Rahmen der Weltausstellung war die ACK insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung der Themenwoche Ökumene beteiligt. Für die gesamte Dauer der Ausstellung organisierte die ACK ein tägliches „Gebet für die Einheit“ im Christuszelt.
5.6 Christlich-jüdischer Dialog
5.6.1 Woche der Brüderlichkeit
Die christlich-jüdische „Woche der Brüderlichkeit 2017" stand unter dem Motto „Nun gehe hin und lerne" und rief zum ökumenischen und globalen Lernen durch Begegnungen auf. In seinem Grußwort bei der zentralen Eröffnungsfeier in der Frankfurter Paulskirche erinnerte der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm anlässlich des 500. Reformationsjubiläums an die Schuld, die die evangelische Kirche durch die judenfeindlichen Denkmuster und Schriften Martin Luthers und vieler anderer Reformatoren auf sich geladen hat. Er erinnerte dabei an die Kundgebung der EKD-Synode 2015 in Bremen: „Martin Luther und die Juden. Notwendige Erinnerungen zum Reformationsjubiläum“. Bedford-Strohm kündigte in diesem Zusammenhang an, die EKD beabsichtige gemeinsam mit ihren Gliedkirchen eine neue Stiftungsprofessur zur Erforschung und Förderung des christlich-jüdischen Dialogs für die Dauer von zehn Jahren einzurichten: „Sie ist ein Angebot, den Weg des Dialogs und der Verbundenheit mit dem Judentum gemeinsam weiter zu gehen, im Vertrauen auf Gottes große Barmherzigkeit und unverbrüchliche Treue gegenüber dem biblischen Gottesvolk Israel“.
5.6.2 Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden
In der zentralen Eröffnungsfeier zur „Woche der Brüderlichkeit“ wurde die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK) für ihre Verdienste im christlich-jüdischen Dialog mit der Buber-Rosenzweig-Medaille 2017 des Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit geehrt. Innerhalb der EKD ist die "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden" (KLAK) ein wichtiges Forum, das Initiativen und das Engagement der Gliedkirchen im christlich-jüdischen Dialog koordiniert und vernetzt. In der aus diesem Anlass überreichten Urkunde heißt es: Die KLAK mit ihren Delegierten trage „dazu bei, Antisemitismus und antijüdische Denkmuster aufzudecken und die Wirkungsgeschichte Martin Luthers im Sinne reformatorischer Theologie konstruktiv in neue Wege gemeinsamen Handelns zu führen. Dazu gehört die Absage an die Judenmission sowie die Aufnahme der Einsichten des christlich-jüdischen Dialogs in Theologie und Kirche“. In diesem Sinne hatte die Delegiertenversammlung der KLAK bereits 2016 einen „Zwischenruf, auf dem Weg zu einer reformatorischen Theologie im christlich-jüdischen Dialog“ veröffentlicht, der Impulse der Bremer EKD-Kundgebung „Martin Luther und die Juden“ konstruktiv aufnahm und weiterführte. Und auf ihrer jährlichen Delegiertenversammlung im Januar 2017 in Berlin hatte sich die KLAK mit dem Thema „Christliche Schriftauslegung im Angesicht des Judentums“ befasst. Die Magdeburger Kundgebung der EKD-Synode zur Frage der “Judenmission“ war von den Delegierten begrüßt und intensiv diskutiert worden. Ebenso hatten die Überlegungen zu einem Zeichen der Erneuerung des Verhältnisses zum Judentum von Seiten der EKD auf dem Treffen Zustimmung gefunden. So fügten sich die Erklärung des Ratsvorsitzenden bei der Eröffnungsfeier in Frankfurt mit der Ankündigung einer Stiftungsprofessur und die Ehrung der KLAK nicht nur auf eine harmonische Weise zusammen, vielmehr setzte beides zugleich ein starkes Zeichen der Umkehr im Jubiläumsjahr und klares Bekenntnis der EKD zum christlich-jüdischen Dialog.
5.6.3 Allgemeine Rabbinerkonferenz und Orthodoxe Rabbinerkonferenz
Seit 2006 treffen sich in der Regel am Tag nach der Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) mit Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD einmal jährlich zu einem ausführlichen Meinungsaustausch, an dem auch das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit teilnimmt. Beim diesjährigen Treffen am 6.3.2017 in Frankfurt am Main ging es um das Thema „Reformation, Reform und Tradition“. Die Teilnehmer würdigten die Reformation nicht nur als innerchristliches Ereignis, sondern auch in ihren gesellschaftlichen und kulturellen Folgen. Dabei wurde auch die ambivalente Wirkungsgeschichte der Reformation in den Blick genommen. „Der reformatorische Ruf zur Umkehr als eine das ganze Leben betreffende Buße schließt notwendig auch das Verhältnis zum Judentum mit ein“, erklärte der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister. Tragischerweise hätten Luthers Äußerungen zum Judentum das Einfallstor für judenfeindliche Aussagen im Protestantismus bis hinein ins 20. Jahrhundert gebildet. Bischof Dr. Ulrich Neymeyr (Erfurt) unterstrich, dass die katholische Erinnerung an die Reformation von „einer tiefen Ambivalenz“ geprägt sei. Die Reformation habe nicht nur Impulse zur Erneuerung des kirchlichen Lebens gegeben, sondern auch zur Spaltung der westlichen Christenheit und wechselseitigen religiösen und sozialen Abgrenzungen geführt. „Erst der ökumenische Dialog der vergangenen Jahrzehnte hat den Blick dafür freigemacht, dass die Identität der Kirchen sich nicht in gegenseitiger Abgrenzung, sondern in der Orientierung am Evangelium bildet.“ Von Seiten der Rabbiner wurde gewürdigt, dass die EKD sich schon im Vorfeld des Jubiläums von Luthers Antijudaismus distanziert und den Verzicht auf die so genannte „Judenmission“ erklärt hat. Im Blick auf das Verhältnis von Tradition und Reform im Judentum und im Christentum stimmten Rabbiner und Kirchenvertreter darin überein, dass es nicht nur darauf ankomme, eine Tradition zu bewahren, sondern sie für die Gegenwart fruchtbar zu machen. Die Frage, welche Reformen theologisch legitim sind und nach welchen Kriterien sie durchgeführt werden können, wurde hingegen unterschiedlich beantwortet.
5.6.4 Gemeinsamer Ausschuss für Kirche und Judentum
Der Gemeinsame Ausschuss "Kirche und Judentum" hat den Auftrag, die Beziehungen von Christen und Juden und das Gespräch zwischen den verschiedenen jüdischen Gemeinden und den evangelischen Kirchen in Deutschland zu beobachten, zu begleiten sowie theologisch zu reflektieren und zu fördern. Der Ausschuss tagt zweimal im Jahr, in der Regel einmal in Berlin und einmal an einem wechselnden Ort. Begegnungen mit Angehörigen des Zentralrats der Juden (Berlin) sowie mit Vertreterinnen und Vertretern aus jüdischen Gemeinden und Einrichtungen bilden neben der thematischen Arbeit und den Berichten aus den Gliedkirchen einen wichtigen Bestandteil dieser Treffen.
Die Amtszeit des 2013 zum dritten Mal neu konstituierten Ausschusses endet im Frühjahr 2019. Der Ausschuss hat 12 Mitglieder, von denen die Träger (EKD, VELKD, UEK) jeweils drei benennen. Drei weitere Personen werden auf gemeinsamen Vorschlag hinzu berufen. Derzeit ist ein Sitz im Ausschuss vakant. 2016 schied Kirchenrat Ivo Huber (München) aus; als Nachfolger hat die VELKD Herrn Dr. Axel Töllner benannt. Den Vorsitz hat KR Dr. Ernst Michael Dörrfuß (Stellvertretung LB Kirsten Fehrs); die Geschäftsführung liegt bei OKR Dr. Martin Hauger. Als ständige Gäste gehören dem Ausschuss OKR Dr. Martin Evang (UEK) und OKR Dr. Johannes Goldenstein (VELKD) an.
Der Ausschuss befasste sich zuletzt mit Luthers Haltung gegenüber den Juden und der Frage der „Judenmission“; er hat der Synode der EKD beratend und fachlich wie bereits bei der Kundgebung Martin „Luther und die Juden“ 2015 in Bremen auch bei der Vorbereitung der Kundgebungen „‘… der Treue hält ewiglich.‘ (Psalm 146,6) Eine Erklärung zu Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes“ 2016 in Magdeburg zugearbeitet. Darüber hinaus hat er eine Neufassung des Antisemitismusflyers von EKD, UEK und VELKD erarbeitet und eine gutachterliche Stellungnahme zur theologischen Einschätzung und zum Umgang mit „jüdischmessianischen Gemeinden und Christen“ verfasst, die im September in einer überarbeiteten Fassung als Informationsbroschüre erschienen ist.
5.6.5 Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden
In der zentralen Eröffnungsfeier zur „Woche der Brüderlichkeit“ wurde die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK) für ihre Verdienste im christlich-jüdischen Dialog mit der Buber-Rosenzweig-Medaille 2017 des Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit geehrt. Innerhalb der EKD ist die "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden" (KLAK) ein wichtiges Forum, das Initiativen und das Engagement der Gliedkirchen im christlich-jüdischen Dialog koordiniert und vernetzt. In der aus diesem Anlass überreichten Urkunde heißt es: Die KLAK mit ihren Delegierten trage „dazu bei, Antisemitismus und antijüdische Denkmuster aufzudecken und die Wirkungsgeschichte Martin Luthers im Sinne reformatorischer Theologie konstruktiv in neue Wege gemeinsamen Handelns zu führen. Dazu gehört die Absage an die Judenmission sowie die Aufnahme der Einsichten des christlich-jüdischen Dialogs in Theologie und Kirche“. In diesem Sinne hatte die Delegiertenversammlung der KLAK bereits 2016 einen „Zwischenruf, auf dem Weg zu einer reformatorischen Theologie im christlich-jüdischen Dialog“ veröffentlicht, der Impulse der Bremer EKD-Kundgebung „Martin Luther und die Juden“ konstruktiv aufnahm und weiterführte. Und auf ihrer jährlichen Delegiertenversammlung im Januar 2017 in Berlin hatte sich die KLAK mit dem Thema „Christliche Schriftauslegung im Angesicht des Judentums“ befasst. Die Magdeburger Kundgebung der EKD-Synode zur Frage der “Judenmission“ war von den Delegierten begrüßt und intensiv diskutiert worden. Ebenso hatten die Überlegungen zu einem Zeichen der Erneuerung des Verhältnisses zum Judentum von Seiten der EKD auf dem Treffen Zustimmung gefunden. So fügten sich die Erklärung des Ratsvorsitzenden bei der Eröffnungsfeier in Frankfurt mit der Ankündigung einer Stiftungsprofessur und die Ehrung der KLAK nicht nur auf eine harmonische Weise zusammen, vielmehr setzte beides zugleich ein starkes Zeichen der Umkehr im Jubiläumsjahr und klares Bekenntnis der EKD zum christlich-jüdischen Dialog.
5.6.6 Antisemitismusbroschüre
2006 hatten EKD, VELKD und UEK den Flyer „Antisemitismus – Wir haben was dagegen!“ herausgegeben. Mittlerweile ist das in zweiter Auflage erschienene Verteilblatt vergriffen. Im Blick auf die Entwicklung seit 2006/7 hatte der Ausschuss vor diesem Hintergrund Anfang 2015 eine Neubearbeitung des Flyers vorgeschlagen, die der in mancher Hinsicht veränderten Situation rechnet trägt. Das Thema »Antisemitismus« ist nach wie vor aktuell. Antijüdische Ressentiments und Parolen begegnen z.T. wieder verstärkt in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Sie mischen sich in die Beurteilung der Politik des Staates Israel und prägen die Haltung vieler Zuwanderer, die nach Deutschland kommen. Zwar nehmen Klassische Formen der Judenfeindschaft ab, antisemitische Vorurteile sind jedoch in Gestalt einer die NS-Verbrechen relativierenden Sicht der Geschichte und »antizionistischer« Hetze immer noch verbreitet. Jüdinnen und Juden sorgen sich aufgrund alltäglicher Erfahrungen mit antijüdischen Anfeindungen. In den sozialen Medien werden Hassbotschaften und antisemitischer Hetze verbreitet.
Die jetzt gedruckt und in einer digitalen Fassung über das Internet verfügbare Broschüre richtet sich an Gemeinden und interessierte Leserinnen und Leser, die durch die genannten Entwicklungen beunruhigt und verunsichert sind. Sie klärt in einer elementarisierten Form auf über Erscheinungsformen, Hintergründe und Ursachen von Antisemitismus. Neben einer klaren Positionierung gegen alle Formen von Antisemitismus und Judenhass gibt die Schrift Tipps zum Umgang und zur Abwehr von Antijudaismus und Antisemitismus. Die Broschüre wird wie schon der Flyer von 2006 gemeinsam verantwortet von EKD, VELKD und UEK. Sie kann kostenlos auch in größerer Stückzahl über das Kirchenamt der EKD bezogen werden.
5.7 Christlich-islamischer Dialog
5.7.1 Koordinationsrat der Muslime
Im Beisein des Ratsvorsitzenden und der Bischöfin für Ökumene und Auslandsarbeit der EKD haben sich am 4. Juli 2017 Vertreterinnen und Vertreter der EKD und des Koordinationsrates der Muslime (KRM) mit dessen Sprecher Aiman Mazyek erstmals in Wittenberg zu ihrer jährlichen Konsultation getroffen. Das Gespräch wurde am Vorabend der Themenwoche Interreligiöser Dialog bei der Weltausstellung Reformation geführt. Die insgesamt 20 Teilnehmenden berieten über Formen der Verkündigung in Christentum und Islam und über den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Gesellschaft. An historischer Stätte in Wittenberg wurde ein Zeichen für friedlichen und konstruktiven Umgang mit unterschiedlichen Glaubensvorstellungen gesetzt. Zugleich betonten die Anwesenden, dass Christentum und Islam den gesellschaftlichen Zusammenhalt mit aller Kraft befördern müssen. Gesprächsgegenstand waren auch das deutsch-türkische Verhältnis und dessen Auswirkungen auf das Miteinander in Deutschland. Die darin liegenden Belastungen für das Vertrauensverhältnis bestärkten die Teilnehmenden, umso mehr auf dem Weg der Verständigung und des Friedens weiterzugehen und dafür in der Gesellschaft einzustehen.
5.7.2 Konferenz für Islamfragen der EKD
Die Konferenz der Beauftragten für christlich-islamischen Dialog in den EKD-Gliedkirchen sowie deren Diensten und Einrichtungen hat sich in einem zweitägigen Studienprozess eingehend mit dem deutsch-türkischen Verhältnis und der daraus resultierenden Situation für den Dialog in Deutschland befasst. Der Korrespondent und Autor Dr. Rainer Hermann sowie der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume standen den etwas mehr als 30 Teilnehmenden als Gesprächspartner zur Verfügung. Auch die angespannte Situation zwischen den hier lebenden Menschen mit engen Bindungen in die Türkei kam bei der Tagung zur Sprache. Es wurde sowohl die Problematik der aktuellen Situation als auch die Notwendigkeit eines fortgesetzten Dialogs in Deutschland deutlich. Regionalbischöfin und ständige Vertreterin des Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Susanne Breit-Keßler, hielt ein Grußwort bei der Tagung in Würzburg.
5.7.3 Jahrestreffen des ökumenisch-europäischen Netzwerkes „Journées d´Arras“
Journées d´Arras ist der Name für die seit 1980 jährlich stattfindende europäisch-ökumenische Tagung von kirchlichen Islambeauftragten und wissenschaftlich tätigen Personen im Themenfeld Christentum und Islam. Sie fand in diesem Jahr auf Einladung der EKD im Kirchenamt in Hannover sowie in Wittenberg statt. Der Präsident des Kirchenamtes hat die insgesamt 34 Teilnehmenden aus 16 Ländern Europas offiziell begrüßt. Prof. Dr. Dr. Peter Antes aus Hannover und Prof. Dr. Armina Omerika aus Frankfurt a.M. waren die Gastredner zum Tagungsthema „Reform und Reformation in den Religionen Christentum und Islam“.
5.7.4 Empfang für Cheikh Bentounès und Mitglieder des Alawiyya Sufi-Ordens
Am Rande des Deutschen Evangelischen Kirchentages hat die EKD am 26. Mai 2017 in Berlin einen Empfang für Cheikh Khaled Bentounès und Mitglieder des von ihm als Lehrmeister geleiteten Alawiyya Sufi-Ordens gegeben. An dem Empfang nahmen etwa 20 Ordensmitglieder aus Deutschland und Frankreich sowie nahezu ebenso viele evangelische Vertreterinnen und Vertreter teil. In einem Podiumsgespräch diskutierten Cheikh Bentounès und Dr. h.c. Thomas Wipf, Präsident des European Council of Religious Leaders (ECRL), über „Reform und Erneuerung in den Religionen“. Mit der Einladung von Cheikh Bentounès, der auch bereits beim Kirchentag 2015 zu Gast war, trägt die EKD in ihren Dialogaktivitäten der Vielgestaltigkeit islamischer Frömmigkeit Rechnung.
5.8 Interreligiöser Dialog
5.8.1 Runder Tisch der Religionen und Tag der Religionen
Der vom Runden Tisch der Religionen in Deutschland einmal jährlich veranstaltete Tag der Religionen fand am 17. November 2016 im Rathaus Dortmund statt. Oberbürgermeister Ullrich Sierau hat die Anwesenden begrüßt und Bundespräsident a.D. Christian Wulff hielt den Hauptvortrag zum Thema „Soziale und gesellschaftliche Verantwortung der Religionen“. Dem Runden Tisch der Religionen gehören Repräsentanten des Nationalen Rates der Bahà’i, der Deutschen Buddhistischen Union, des Islamrates, des Zentralrates der Muslime, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), des Zentralrates der Juden, der Orthodoxen Kirche und der Römisch-katholischen Kirche an; für die EKD nehmen Bischof Prof. Dr. Martin Hein und mit Beschluss des Rates vom 28. Januar 2017 auch Bischöfin Kirsten Fehrs in wechselseitiger Vertretung teil.
5.8.2 European Council of Religious Leaders
Beim diesjährigen Treffen des European Council of Religious Leaders (ECRL) standen neben strukturell organisatorischen Fragen auch inhaltliche Fragen auf der Tagesordnung: OKR Dr. Detlef Görrig vom Kirchenamt der EKD gab eine Einführung in reformatorische Grundlagen und die praktische Ausgestaltung der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2017. Von katholischer, hinduistischer, buddhistischer und muslimischer Seite wurde jeweils ein Statement zum Thema „Re-Formation. Erneuerungsprozesse in religiösen Traditionen“ eingebracht und diskutiert. Die Tagung vom 17.-19. Mai 2017 im finnischen Turku stand unter dem Motto:
„Zusammen denken – zusammen handeln“. Das ECRL befindet sich in einer Phase der Umorganisation, nachdem es sein Büro in Norwegen 2014 schließen musste und derzeit von England aus eine Anbindung an Brüssel vorbereitet. Dr. h.c. Thomas Wipf ist Präsident des ECRL. Für die EKD ist Bischof Prof. Dr. Martin Hein zur Mitarbeit beim ECRL delegiert.
5.8.3 Forum Religionen und Weltanschauungen
Das neu ins Leben gerufene „Forum Religionen und Weltanschauungen“ hat am 7. März 2017 im Kirchenamt der EKD getagt. Das von EKD und Evangelischer Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) initiierte Treffen will den Austausch zwischen Weltanschauungsbeauftragten und Dialogbeauftragten im christlich-jüdischen und christlich-islamischen Bereich fördern. Thema des Treffens war die Praxis der Begegnung mit Andersdenkenden und Andersglaubenden, die aus den unterschiedlich definierten und verstandenen Begriffen „Dialog, Apologetik und Mission“ folgt. Prof. Dr. Andreas Feldtkeller hat den Hauptvortrag gehalten, Prof. Dr. Wolfgang Reinbold, Prof. Dr. Ursula Rudnick und Dr. Reinhard Hempelmann gaben jeweils Kurzstatements aus ihren Arbeitsgebieten. Für die EKD hielt Bischöfin Petra BosseHuber ein Grußwort. Das Forum soll in Zukunft in stärkerer Einbindung auch der Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK) fortgesetzt werden.
5.8.4 „Weißt du, wer ich bin?“: Projekt zur interreligiösen Kooperation mit EKD-Beteiligung
Die EKD ist im Lenkungsausschuss des Projektes „Weißt du, wer ich bin?“ vertreten, bei dem die jüdische, islamische und christliche Religionsgemeinschaft zusammenarbeiten. Dem bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Frankfurt a.M. angebundenen Projekt stehen dank einer 2017 genehmigten Förderung des Bundesinnenministeriums bis Ende 2019 insgesamt 855.800,€ zur Verfügung. Die Mittel werden für Projekte in der interreligiösen Zusammenarbeit in der Flüchtlingshilfe sowie bei klassischen Themen des interreligiösen Dialogs eingesetzt werden. In geförderten Einzelprojekten müssen mindestens zwei Religionsgemeinschaften zusammenarbeiten.
5.9 Auslandsarbeit
5.9.1 „Evangelisch in Jerusalem“
Sowohl der Rat der EKD als auch die zuständigen Stiftungskuratorien sind kontinuierlich mit der Weiterentwicklung der Aktivitäten von „Evangelisch in Jerusalem“ befasst. Konkret sollen die Empfehlungen einer im Jahr 2016 von einer externen Beratungsfirma erstellten Machbarkeitsstudie sukzessive umgesetzt werden. Dies schließt notwendige Sanierungsund Renovierungsarbeiten in den verschiedenen Gebäuden in der Jerusalemer Altstadt ebenso ein wie notwendig werdende Baumaßnahmen auf dem Ölberg, dessen Gelände seit dem Zweiten Weltkrieg treuhänderisch vom Lutherischen Weltbund (LWB) verwaltet wird. Die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung und der LWB haben im Berichtszeitraum eine gemeinsame Absichtserklärung erarbeitet und unterzeichnet, die dazu dienen soll, auf der Grundlage des bestehenden Treuhandvertrages Planungen für die anstehenden Projekte beider Vertragsparteien voranzubringen und grundlegende Regelungen dafür zu treffen. In Umsetzung der Machbarkeitsstudie ist derzeit vorgesehen, zur Erweiterung der von der EKD verantworteten Pilgerund Touristenarbeit ein neues Begegnungszentrum und für die Arbeit des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaften des Heiligen Landes ein Wissenschaftsforum zu errichten. Außerdem sollen weitere Potenziale des Komplexes der Himmelfahrtkirche erschlossen werden.
Auf die ökumenische und auf die interreligiöse Dimension sowie die Verortung von „Evangelisch in Jerusalem“ im israelisch-palästinensischen Kontext weisen die beiden folgenden Ereignisse hin: Die Synode der mit der EKD in vertraglich geregelter Kirchengemeinschaft stehenden Evangelisch Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) hat mit dem bislang an der Jerusalemer Erlöserkirche tätigen Pfarrer Ibrahim Azar einen neuen Bischof gewählt, der im kommenden Januar in sein Amt eingeführt und damit Nachfolger von Bischof Munib Younan sein wird. Der Verein „Studium in Israel“, der das gleichnamige – zu
„Evangelisch in Jerusalem“ gehörende – Programm wesentlich organisiert und verantwortet, erhält gemeinsam mit dem Theologischen Studienjahr an der Jerusalemer Dormitio-Abtei in Göttingen den Edith-Stein-Preis im Jahr 2017.
5.9.2 Orientierungsrahmen für die Auslandsgemeindearbeit der EKD 2017
Rund 1,5 Millionen evangelische Deutsche leben im Ausland – einige für immer, andere zeitweise, für einige Jahre oder Monate oder nur für wenige Wochen im Urlaub. In allen Erdteilen gibt es mit der EKD verbundene deutschsprachige evangelische Gemeinden. In all diesen Gemeinden wird Gottesdienst gefeiert. Hier erfahren Menschen Begleitung in allen Situationen ihres Lebens. Sie erhalten Unterstützung, Beratung und Seelsorge. Die Gemeinden pflegen ökumenische und interreligiöse Kontakte und bilden eine Brücke zu den Kirchen und Kulturen im Gastland. Die Auslandsgemeindearbeit ist somit ein wichtiger Teil der Ökumenearbeit der EKD. Neben der internationalen Arbeit, die von Deutschland aus getan wird (z.B. Partnerschaftsarbeit, Mitarbeit im ÖRK, in der KEK, in der GEKE, im ACK, im interreligiöser Dialog, in der Menschenrechtsarbeit, u.a.) geschieht diese Arbeit weltweit vor Ort als tägliche Gemeindearbeit an der Basis.
Dem Rat der EKD wurde zuletzt im Dezember 2012 ein „Orientierungsrahmen für die Auslandsgemeindearbeit der EKD“ vorgelegt, verbunden mit der Bitte, dass er mindestens einmal in der Amtsperiode des Rates der EKD überprüft werden soll. Dieser Orientierungsrahmen wurde nun fortgeschrieben und vom Rat bestätigt.