Bericht des Rates der EKD, Teil B (schriftlich)
4. Tagung der 12. Synode der EKD, 12. bis 15. November 2017 in Bonn
1. Reformationsjubiläumsjahr 2017
1.1. Einleitung
Für einen ersten und vorläufigen Rückblick auf die Weltausstellung Reformation liegt es nah, den „Reformationssommer“ in Wittenberg zunächst in den Verlauf des Reformationsjubiläums 2017 einzuordnen. Der Rat hat mit der Meta-Narration „Gott: Neu“ und den sieben Beschreibungen „Gott neu: erfahren, denken, bitten, erzählen, feiern, entdecken, vertrauen“ allen kirchlichen Akteuren eine Klammer zur Verfügung gestellt, die auch die Vielfalt der ersten Eindrücke gliedert. Die Gesamtschau beginnt mit der Eröffnung des Jubiläums, der Pilgerreise des Rates der EKD und der DBK nach Israel und Palästina und schließt mit dem bundesweiten Sonderfeiertag am 31.10.2017.
Einige Aktivitäten ragen schon jetzt aus den überregionalen 2017-Projekten heraus:
Die Einführung der Lutherbibel 2017 ist in allen Landeskirchen und kirchlichen Einrichtungen vollzogen worden und hat die Diskussion um die Entwicklung der deutschen Sprache belebt.
Der Prozess Healing of Memories zieht sich seit dem zentralen Gottesdienst in Hildesheim durch die Landeskirchen und die Diözesen; er wurde u.a. auch in der Schweiz gefeiert.
Der Europäische Stationenweg wurde von den Mitgliedern des Rates der EKD sowie der Botschafterin begleitet. Er ist als gemeinsames Projekt der EKD mit der GEKE und dem SEK das zentrale europäische 2017-Projekt.
Die außergewöhnlich reichweitenstarke Diskussionsveranstaltung auf dem DEKT mit Barak Obama vor dem Brandenburger Tor und
der Festgottesdienst des DEKT in Wittenberg stehen beispielhaft für die internationale Dimension des Reformationsjubiläums 2017.
Die Themenund Veranstaltungsvielfalt in Kirche, Diakonie und bei den staatlichen 2017-Partnern der EKD ist kaum zu überblicken. Eine Gesamtdarstellung des Jubiläums ist nicht möglich. Sicher ist: Die Themenvielfalt des Reformationsjubliäums hat einen gesellschaftlichen Diskurs ermöglicht und die Identität der Kirche gestärkt.
1.2 Aktivitäten der Botschafterin des Rates der EKD im Reformationsjubiläumsjahr 2017
Prof. Dr. Dr. h.c. Käßmann berichtet auf der Synode ausführlich.
1.3 Ökumenische Bibeltagung in Stuttgart Gegenseitige Würdigung Bibelübersetzung
Im Februar 2017 konnten der Ratsvorsitzende und der Vorsitzend der Deutschen Bischofskonferenz im Rahmen einer „Bibel Tagung“ die beiden abgeschlossenen deutschsprachigen Überarbeitungen der Bibel (Die Heilige Schrift nach Martin Luther und Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift) einem Fachpublikum (Literaten, Journalisten, Theatermacher u.v.a.) vorstellen.
So ließ sich gleich zu Beginn des Reformationsjubiläums die einzigartige geistliche Bedeutung der Heiligen Schrift als Basis der ökumenischen Verständigung hervorheben. Für diese Tagung erwies sich der Sitz der Bibelwerke beider Kirchen in Stuttgart als idealer Symbolort, an dem die gegenseitige Wertschätzung der jeweils anderen Bibelübersetzung zum Ausdruck gebracht wurde. Aus diesem Anlass konnten die „Gesichtspunkte zur Vorbereitung von ökumenischen Gottesdiensten bei besonderen Anlässen“ neu verabredet werden. Wenn bei besonderen Anlässen ökumenische Gottesdienste auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland gefeiert werden, sollen für die gemeinsame Vorbereitung dieser Gottesdienste werden folgende Gesichtspunkte u.a. berücksichtig werden:
- „Einladende zu diesen Gottesdiensten sind die evangelische und die katholische Kirche. Dies geschieht in der Regel in Verbindung mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Deren Mitwirkung und Präsenz bei diesen Gottesdiensten bedürfen jeweils einer eigenen Verabredung zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die weitere Abstimmung erfolgt mit dem Bundesvorstand der ACK.
- Diese ökumenischen Gottesdienste werden in der Regel in evangelischen oder katholischen Kirchen gefeiert. Ausnahmen bedürfen der Zustimmung des Vorsitzenden sowohl des Rates der EKD als auch der Deutschen Bischofskonferenz.
- Es entspricht dem ökumenisch geprägten gegenseitigen Respekt, dass als Gottesdienstort wenn möglich wechselweise eine katholische oder evangelische Kirche gewählt wird. Ebenfalls sollte die bereits bewährte Praxis Beachtung finden, dass in der Regel der katholische Partner in der evangelischen Kirche und der evangelische Partner in der katholischen Kirche predigt. Dem jeweiligen Prediger obliegt es auch, den Predigttext auszuwählen.
- Wenn der katholische Partner predigt, obliegt die ausgeführte Begrüßung und/oder Einleitung dem evangelischen Partner und umgekehrt.
- Für die Lesung von Texten der Heiligen Schrift werden die revidierte katholische Einheitsübersetzung und die revidierte Lutherbibel empfohlen. Bei mehreren biblischen Lesungen sollten beide Übersetzungen zur Geltung kommen. Diese Empfehlung gilt auch für den sonstigen Gebrauch der Bibel in ökumenischen Kontexten.“
1.4 EKD-Spitze trifft Papst Franziskus
Im Februar 2017 reiste eine Delegation des Rates der EKD nach Rom. Es kam zu einer Begegnung mit den Waldensern, in deren Mittelpunkt die Aktivitäten der Kirchen zum Reformationsjubiläum standen. Die Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wurde im Vatikan von Papst Franziskus zu einer Privataudienz empfangen. An dem rund einstündigen Treffen nahm auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Reinhard Kardinal Marx teil. Für die EKD unterstrich der Ratsvorsitzende in seiner Rede vor Papst Franziskus:
„Die Welt im Jahre 2017 braucht das gemeinsame Zeugnis der christlichen Kirchen. Wo Barmherzigkeit und Mitgefühl verweigert werden, bedroht die „soziale Sünde“ das Zusammenleben der Menschen. Unsere Mitmenschlichkeit soll eingemauert werden. Ein neuer Populismus in verschiedenen Ländern überhöht die eigene Nation und grenzt große Gruppen von Menschen aus.“ Papst Franziskus hob in seiner Rede die vielfältigen ökumenischen Aktivitäten der beiden Kirchen für das Jahr 2017 als Chance auf dem Weg zur sichtbaren Einheit hervor. Die EKD Delegation unterstrich, dass die Kirchen in Deutschland eine besondere Verantwortung für die Weiterentwicklung der Ökumene empfinden, denn in Deutschland sei die Trennung der Kirchen aufgebrochen. EKD und Deutsche Bischofskonferenz dankten für die Unterstützung des Papstes für die Intensivierung der theologischen Arbeiten zu Taufe und Abendmahl.
1.5 Bußund Versöhnungsgottesdienst – Healing of Memories 11. März 2017
Ein zentrales Ereignis für die ökumenische Ausrichtung des Reformationsjubiläums war der unter dem Titel „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“ stehende gemeinsame Buß- und Versöhnungsgottesdienst von Deutscher Bischofskonferenz und Evangelischer Kirche in Deutschland am 11. März 2017 in der St. Michaeliskirche in Hildesheim. Nach einer von beiden Seiten in einem längeren Prozess gemeinsam erarbeiteten Liturgie wurden unter Leitung der beiden Vorsitzenden Reinhard Kardinal Marx und Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm die leidvollen Auswirkungen der getrenntlebenden Kirchen benannt und für das Versagen auf beiden Seiten gegenseitig um Vergebung gebeten. Ebenso aber wurden auch Dank und Freude zum Ausdruck gebracht für das, was beide Kirchen aneinander haben und was sie aneinander schätzen. Im Verlauf des Gottesdienstes richteten Jugendliche eine im Mittelgang liegende symbolische Sperre zu einem Kreuz auf. „Es gibt einen Weg heraus aus den Sperren, es gibt Wege, die Trennungen zu überwinden. Und wir haben gesehen, was der Schlüssel dafür ist: Aus der Sperre ist ein Kreuz geworden“, sagte der Ratsvorsitzende. „Ich wünsche mir, dass wir sagen können: Die Christen in unserem Land bekommt man nicht mehr auseinander. Sie stehen im Zeichen des Kreuzes nicht nur für sich selbst, sondern sind Hoffnungsträger für alle Menschen, besonders für die Armen, Schwachen und Hoffnungslosen“, betonte auch der Vorsitzende der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Bundepräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundekanzlerin Angela Merkel nahmen gemeinsam mit Ministerpräsident Stephan Weil und weiteren hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Kirche, Staat und Zivilgesellschaft an dem Gottesdienst teil. In vier Grußworten, die Bundespräsident Joachim Gauck, Kurt Kardinal Koch, Olav Fykse Tveit und Bischof Karl-Heinz Wiesemann sprachen, wurde die Bedeutung dieses Tages für die Bundesrepublik, die nationale und internationale Ökumene gewürdigt.
Durch die Live-Übertragung in der ARD bekam der Gottesdienst eine bundesweite Aufmerksamkeit.
Die gemeinsame Anregung von Deutscher Bischofskonferenz und Rat der EKD, nach der zentralen Feier in Hildesheim und auf Grundlage der zur Verfügung gestellten Liturgie ähnliche Gottesdienste auch auf regionaler und lokaler Ebene zu feiern, wurde in den Gliedkirchen der EKD und in den Diözesen der katholischen Kirche in vielfältiger Weise aufgenommen.
1.6. EKD-Themenmagazin zum Reformationsjahr 2017 „Gott neu vertrauen“
Das EKD-Themenmagazin zum Reformationsjubiläum 2017 Gott neu vertrauen stellt vor allem die theologischen Intentionen der Jubiläumsgestaltung in den Mittelpunkt. In mehr als 70 Artikeln wird aktuell und für die Gegenwart die Frage nach Gott als geistlichem Kern des reformatorischen Anliegens neu gestellt. Die Reformatoren begaben sich – wie schon viele vor ihnen – neu auf Gottessuche. Dies unternimmt das Magazin auf seine Weise auch.
Es wurde in 85.000 Printexemplaren (inkl. 2 Nachdrucke und eine engl. Ausgabe, die 10.000 Ex. umfasst) ausgeliefert.
Die Online-Ausgabe des Magazins auf www.gott-neu-vertrauen.de wurde weltweit aus 81 Ländern mehr als 8000-mal per Download abgerufen. Die Web-Seite verzeichnete 177.000 Downloads und wurde ihrerseits auf 70 externen Web-Seiten verlinkt. (Stand 23.08.2017)
1.7 Broschüre „Das Reformationsjubiläum feiern“
Der Rat hatte im April 2016 eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe unter der Leitung von Präses Annette Kurschuss eingesetzt und darum gebeten, einen Text zu erarbeiten, der an „Rechtfertigung und Freiheit“ (2014) anknüpfend die theologische Intention des Reformationsjubiläums aus Sicht des Rates der EKD (noch einmal) für ein breiteres Publikum kurz, knapp und klar formuliert. „Das Reformationsjubiläum 2017 feiern“ erschien am 28. April 2017 in Berlin in einer deutschen und englischen Fassung. Das wertig aufgemachte, 36-seitige Booklet richtet sich an alle Menschen, die mehr über die Reformation und ihre Bedeutung für unser Leben in Kirche und Gesellschaft erfahren möchten. Es beschreibt, was eine protestantische Lebenshaltung heute bedeutet: innere Freiheit und Hinwendung zum Nächsten, aus Gottvertrauen leben und Orientierung aus der Bibel schöpfen demütig und wo nötig auch kämpferisch. Mit alltagsnaher Sprache und in knappen Kernsätzen wird „der Protestantismus auf den Punkt gebracht“ sagte die Vorsitzende der Ad-hoc-Gruppe, Präses Anette Kurschus bei der Vorstellung in Berlin. Eine Frömmigkeit, die Menschen bildet, kulturelle Prägekraft entwickelt und geistlich beheimatet, sei ein Gewinn für die ganze Gesellschaft. Die Broschüre stieß von Anfang an auf eine große Nachfrage; innerhalb kürzester Zeit musste sie zweimal nachgedruckt werden. Die Gesamtauflage liegt mittlerweile bei über 50tsd. Exemplaren, die Downloads über die Homepage der EKD nicht mitgerechnet.
1.8 Umbau des Schlosskirchen-Ensembles Wittenberg
Aufgrund vielfältiger Probleme im Bauablauf ist es den staatlichen Bauherren nicht gelungen, das Schlosskirchenensemble in Wittenberg rechtzeitig vor Beginn der Reformationsjubiläumsfeierlichkeiten bezugsfertig herzustellen. Allerdings konnte die Eigentumsübertragung der Schlosskirche auf die EKD im Januar 2017 notariell beurkundet werden. Im Verlauf des Spätsommers konnte das Predigerseminar Wittenberg seine neuen Räumlichkeiten weitgehend beziehen. Die weiteren gemäß der Rahmenvereinbarung zwischen Land, Stadt, UEK, EKD und Stiftung Luthergedenkstätten noch abzuschließenden Vereinbarungen befinden sich in der Bearbeitung. Insgesamt entsteht an der Schlosskirche in Wittenberg ein Ensemble, dass das Stadtbild an prominenter Stelle in besonderer Weise prägt und für UEK und EKD eine wichtige Bedeutung haben wird.
1.9 „Geschichten auf Reisen – Europäischer Stationenweg“
Entgegen der im Vorfeld mitunter geäußerten Befürchtung, das Reformationsjubiläum könne zu einer Art deutschen Nationalfeier werden, ist im Besonderen der Europäische Stationenweg das Beispiel für den Willen zahlreicher Kirchen der Ökumene, 2017 als Jubiläumsjahr gemeinsam zu feiern und dabei die internationale Bedeutung der Reformation sichtbar werden zu lassen. Die Tatsache, dass die GEKE und der SEK als Mitorganisatoren Konzeption und Durchführung des Stationenweges engagiert begleiteten, führte u.a. auch zu deren intensiver Beteiligung auf der Weltausstellung Reformation. Damit wird auch geerntet, was die Reformationsbotschafterin des Rates der EKD, Dr. Margot Käßmann, an Kontakten in Europa und international erwirkt hat.
Der Europäische Stationenweg setzte ein deutliches Zeichen der Evangelischen Kirchen zur Stärkung der Beziehungen innerhalb Europas. Er bildete sowohl historische Wurzeln als auch die weitverzweigte Wirkungsgeschichte als auch die gegenwärtige Präsenz der Kirchen der Reformation ab. Indem er 67 Stationen in 19 europäischen Staaten beteiligte, wurde er zu einem „europäischen Ereignis“. Vor Ort thematisierten die Veranstalter aktuelle lokale, regionale und nationale Aspekte in theologischer, ökumenischer, gesellschaftlicherund politischer Perspektive. Dabei wurden gesellschaftliche Herausforderungen wie beispielsweise das Erstarken von Nationalismus und die Frage nach dem Umgang Europas mit Flüchtlingen in mehreren Stationen benannt und diskutiert, innerkirchliche Konfliktthemen wie z.B. die Frage der Ordination von Frauen wurden nicht ausgespart. Die Überwindung des nationalen „Luthergedenkens“ öffnete den Zugang zu einem gemeinsamen Jubiläum, 2017 wurde auch für Kirchen die keinen direkten Bezug nach Wittenberg pflegen, zu einem Symboldatum.
Die Mitglieder des Rates, die Präses der Synode und zahlreiche leitende Geistliche begleiteten zentrale und dezentrale Stationen, sie setzten ihre OrtsSprachkenntnisse und gewachsene Ökumenische Beziehungen ein. Dem Einsatz der Leitungsebene des Kirchenamtes und vieler Referentinnen und Referenten ist es zu verdanken, dass die jungen Volunteers gemeinsam mit dem Kirchamtsteam auftreten konnten. Der Stationenweg wurde als Aktivität der EKD vielerorts willkommen geheißen.
Der Geschichtenmobil (Storymobile-Truck) erwies sich als eine Art Kristallisationspunkt für die jeweiligen Veranstaltungsformate, die die Stationen in Kirchen, Rathäusern, Theatern, Universitäten u.a.m. durchführten. Auch an den weniger prominenten Stationen sind differenzierte und nachhaltige Programmaktivitäten entfaltet wurden. In der Regel waren Jugendarbeit, Bildungsund Kulturträger in die Durchführung eingebunden, ökumenische Partner sowieso. Fast in der jeder Station gab es eine intensive Zusammenarbeit von kirchlichen und kommunalen/staatlichen Trägern. Mit den gesammelten Geschichten ist eine Bibliothek entstanden, die eine Momentaufnahme darstellt der Präsenz, des Selbstverständnisses sowie der prägenden Themen evangelischer Kirchen im Jubiläumsjahr.
Der Europäische Stationenweg trug entscheidend dazu bei, die Auftragsgewissheit von Kirche in der Welt zu klären und das Selbstverständnis der Protestanten als Teil der Gesellschaft zu stärken (insbesondere in der Diaspora und im säkularisierten Umfeld). Nahezu alle Programme waren interkonfessionell, mitunter interreligiös organisiert. Konzeptionelle Zusammenarbeit in der Vorbereitung sowie gegenseitige Besuche der Stationen zu den Veranstaltungstagen insbesondere von benachbarten Stationen (auch über Staatsgrenzen hinweg) runden das Bild eines neuen ökumenischen Miteinanders zu Beginn des 21. Jahrhunderts ab. Aus zahlreichen Stationen und den beteiligten Kirchen ist ausdrücklich der Wunsch formuliert worden, dass mit dem Europäischen Stationenweg abgebildete Netzwerk auch über die 2017Aktivitäten hinaus zukünftig zu nutzen.
1.10 „Tore der Freiheit – Weltausstellung Reformation“
Die Weltausstellung Reformation – „Tore der Freiheit“ ist am 10. September mit einem ZDFFernsehgottesdienst zu Ende gegangen. Die Weltausstellung stärkte den Zusammenhalt des Protestantismus, belebte die Ökumene und unterstützte die zwischen Staat und Kirche verabredete Kooperation.
Was beim Blick auf die Aktivitäten im Jubiläumsjahr 2017 gilt, trifft auch auf die Weltausstellung Reformation zu. Die Angebote des Reformationsjubiläum 2017 e.V. in Wittenberg waren eingebettet in Themen und Aktivitäten der staatlichen Partner, der Touristiker, der Stadt, des Kirchenkreises, privater und öffentlicher Kulturträger.
Viele Besucherinnen und Besucher der Lutherstadt standen vor der Vielfalt der angebotenen Themen und der gewählten Veranstaltungsformate und mussten Schwerpunkte setzen.
Die Gäste in Wittenberg konzentrierten sich entweder auf die Weltausstellung Reformation oder folgten dem „klassischen“ Weg durch die Innenstadt. Die Angebote der Reiseveranstalter setzten z.B. in der Regel die „klassischen Orte“ auf ihre Programme. Die Besucher wurden vom Busparkplatz zum Lutherhaus, zur Stadtkirche und in die Nationale Sonderausstellung geführt. Vor allem im Asisi-Panorama und in der Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ nahmen Gäste der „klassischen Orte“ auch an der Weltausstellung teil.
Die Besucherinnen und Besucher, die vor allem als Gäste der Weltausstellung angereist waren, erschlossen sich die in sieben von Studierenden unterschiedlicher Hochschulen entworfenen Torräumen die Präsenzen von über 80 Kirchen, kirchlichen Organisationen, Werken und Einrichten, zivilgesellschaftlichen und staatlichen Gruppen. Die Installationen rund um die „Welt der Reformation“ zeigten mit ihren Fragen und Antworten im 21. Jahrhundert: Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist mit den Themen der Reformation verbunden. Von der Flüchtlingsfrage über die Auswirkungen der Globalisierung, die herausfordernden Themen der Nachhaltigkeit bis hin zu den innerkirchlichen Fragen gelebter Spiritualität in einer säkularen Welt wurden viele Themen angesprochen, in neuen und teilweise bisher unbekannten Formen umgesetzt und intensiv diskutiert. Kulturelle Angebote von gemeinsam gesungenen Volkslieder und zu einer weltweit beachteten avantgardistischen Ausstellung, von Formaten mit einem hohen Anteil an Partizipation bis zu Gesprächen in kleinen und großen Runden, von anstößigen Installationen und Präsentationen bis zu vielen Konzerten führten zu einem Gesamtbild der kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Diskussionslage im reformatorisch geprägten Raum. In der Stadt mit den vielen historischen Gebäuden, die an die Reformation erinnern, ist Gegenwart und Zukunft zur beherrschenden Herausforderung geworden und sind Erfahrungen gemacht worden, die alle prägen, die dort gewesen sind: Aussteller aus den Kirchen und gesellschaftlichen Gruppen, Ehrenamtliche, Volunteers, Studierende, Konfirmandinnen und Konfirmanden sowie die Besucherinnen und Besucher aus nah und fern. Sowohl von den Teilnehmenden als auch Referenten her war die Weltausstellung Reformation von Anfang an international und ökumenisch, diskursiv und herausfordernd, einladend und voller Erfahrungen. Bemerkenswert ist das herausragende Engagement vieler Landeskirchen, die teilweise mit einer großen Zahl an Ehrenamtlichen Aufsehen erregende und begeisternde Präsentationen betrieben und in der Nachbarschaft der verschiedenen Aussteller sich neu und anders kennenlernten.
Die Gäste der Weltausstellung nahmen – angesichts der Weitläufigkeit und Vielfalt der Weltausstellung – oftmals nur an Ausschnitten des gesamten Angebots teil. Sie stellten – mit „großem Bedauern“ – fest, dass sie das Angebot der Ausstellungen, Installationen, Themenwochen, Andachten, Foren und Konzerten „nicht zu schaffen“ vermochten.
Die Weltausstellung Reformation fügt sich in die weit aufgefächerte bundesweite 2017-Projektlandschaft ein, sie steht exemplarisch für einen „Reformationssommer“, in dessen Verlauf die herausragenden gesamtgesellschaftlich aktuellen 2017-Themen aufgenommen und bearbeitet wurden. Die Weltausstellung musste sich in einem bundesweiten Wettbewerb um Aufmerksamkeit bewähren und zugleich dem lokalen Wittenberger Wettbewerb um den Touristenstrom Stand halten. Ihre Inhalte und Veranstaltungen haben kirchliche und staatliche Partner, Kunstund Kulturschaffende, Landeskirchen und Dienste und Werke verbunden und Netzwerke geschaffen und verstärkt.
Die Reaktionen zeigen: Die 2017-Inszenierungen auf der Weltausstellung haben mit herausragenden künstlerischen und architektonischen Akzenten und interessierenden Programmen bleibende Bilder und Erinnerungen geschaffen. Die Besuchenden reagierten durchgängig mit Anerkennung und Dank auf die Weltausstellung. Dieser Dank gilt in besonderer Weise den Ausstellenden und den ehren-, nebenund hauptamtlichen Teams.
1.11 Themenwochen
In sechzehn Themenwochen wurden während der Weltausstellung Reformation – „Tore der Freiheit“ kirchliche, zivilgesellschaftliche und politische Themen aufgegriffen. In Vorträgen, Workshops und Arbeitsgruppen sollten Expertinnen und Experten Wissen teilen können und zur Diskussion einladen. Die einzelnen Veranstalterinnen und Veranstalter machten die ähnlicher Erfahrungen wie die Verantwortlichen der Kirchentage auf dem Weg, sie hätten sich deutlich mehr Interessentinnen und Interessenten, die diese Themenwochen wahrnahmen, gewünscht. Zu den besser besuchten Themenwochen zählt die Woche „Wirtschaft, Arbeit, Soziales“ vom 28. Juni bis 3. Juli 2017. Sie wurde federführend vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD unter Mitarbeit des Evangelischen Verbandes Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt e.V. (KWA) und anderen Kooperationspartnern konzipiert und durchgeführt. Es standen die Herausforderungen moderner Arbeitswelten, ethische Fragen der Wirtschaft und Finanzwirtschaft, Aspekte der Chancengerechtigkeit und Gesundheitsförderung im Arbeitsleben im Vordergrund der Vortragsund Diskussionsveranstaltungen. Insbesondere das Thema „Beruf und Berufung“ wurden im Rahmen einer sog. „Berufungsfabrik“, eines interaktiv nutzbaren Ausstellungsbereiches und im Rahmen einer Tagesveranstaltung zum Thema „Wenn jedes Maß verloren geht“ vertieft.
Auch die Themenwoche Interreligiöser Dialog fand vom 5.-10. Juli 2017 mit einer Reihe attraktiver Veranstaltungen gute Resonanz. Die von einem interreligiös besetzten Arbeitskreis konzipierte Woche befasste sich mit Fragen nach Reform und Reformation aus Sicht anderer Religionen, mit Heiligen Schriften, Alltagsritualen, der Teilhabe von Frauen und der Frage von Gewalt und Frieden. In einigen Bereichen erwies sich die zeitgleich tagende „Dialogkonferenz“ als idealer Partner. Die offene, begehbare Holzkonstruktion in Nachbildung des in Berlin geplanten „House of One“ wurde zum gut frequentierten Veranstaltungsort für interreligiöse Aktivitäten und Feierlichkeiten.
1.12 „Gasthaus Ökumene“
An arabischem Kaffee nippen oder südamerikanischen Mate-Tee schlürfen, mit einer Gemeinde aus Pretoria Origami-Vögel falten und auf ihnen das eigene Verständnis von Freiheit notieren, mit Glaubensgeschwistern aus Tansania Massai-Schmuck basteln oder darüber staunen, wie eine New Yorker Theaterkirche Luthers „soli“ auf die Bühne bringt – im Gasthaus Ökumene konnten Weltausstellungsgäste mit allen Sinnen in das Leben verschiedener Kirchen eintauchen und sich mit Christinnen und Christen aus fünf Kontinenten darüber austauschen, was Reformation heute bedeutet. So erzählte eine indische Doktorandin, wie reformatorischer Glaube ihr Volk in Nordostindien von den Ängsten eines archaischen Geisterglaubens befreit hat und wie die junge Generation heute darum kämpft, die von den Missionaren verbotenen Elemente traditionellen Lebens in die christliche Glaubenspraxis zu integrieren. Ein Pfarrer der United Church of Christ in den USA führte aus, wie seine Kirche sich im Geist der Reformation berufen sieht, reformierend in der Gesellschaft zu wirken, und sich deshalb für die Rechte Benachteiligter einsetzt.
Woche für Woche kamen drei Gruppen aus Gemeinden, Kirchen oder Initiativen, die mit der EKD verbunden sind – von St. Petersburg bis Peking, von Santiago de Chile bis Sydney, von San Francisco bis Dar es Salaam. Auch konfessionell war das Spektrum breit: Neben lutherischen, reformierten und unierten Kirchen und Gemeinden waren auch Pfingstlerinnen und Anglikaner, ein nationaler Kirchenrat und ein Programm des Ökumenischen Rats der Kirchen, theologische Ausbildungsstätten und Missionswerke, die Seemannsmission und die Interkulturelle Pfarrkonferenz vertreten. Viele deutschsprachige evangelische Auslandsgemeinden brachten Partner aus nationalen Kirchen mit, eine sogar einen muslimischen Kalligraphen.
Im Gasthaus Ökumene wurde die drei internationalen Gruppen unter dem Kuppeldach des geräumigen Zeltes und auf der Holzerrasse mitten in den grünen Wallanlagen zu Gastgebern. Sie bedienten die Gäste mit Kaffee, Tee und landestypischen Spezialitäten, standen vor ihren selbstentworfenen Ausstellungen Rede und Antwort und sorgten auf der Bühne Stunde um Stunde für ein informatives und partizipatives Programm.
Jede Woche neu war das Gasthaus Ökumene eine globale Begegnungsstätte, ein ökumenischer Lernort, das Erlebnis von ecclesia semper reformanda. Gemeinsam auf Gottes Wort hören, einander wahrnehmen, voneinander lernen, Neues entwickeln und miteinander feiern – 48 internationale Gruppen teilten dies miteinander und mit den Gästen der Weltausstellung.
1.13 FrauenFestTag
Programm und Aktionen des FrauenFestTags am 12.08.2017 lenkten den Blick auf die Bedeutung der Reformation für die Gleichstellung und auf die aktuelle Situation von Frauen in Kirchen und Gesellschaft. Unter der Federführung der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland sorgte eine breite ökumenische Kooperation u.a. mit der Frauenorganisation des Lutherischen Weltbundes (WICAS), dem Katholischen Frauenbund und dem Weltgebetstag für Resonanz bei kirchlichen Frauengruppen aus dem Inund Ausland und machte den Tag zu einem Fest der Begegnung. Das Frauenmahl auf dem Wittenberger Marktplatz mit mehr als 500 Teilnehmerinnen und ein von der EKD-Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten verantwortetes Hauptpodium „Klar, vielfältig, selbstbestimmt? Frauenleben heute“, das aktuelle Gleichstellungsfragen thematisierte, waren zentrale Programmpunkte. Mediale Aufmerksamkeit fand insbesondere die Foto-Aktion “Hier stehen wir!“, zu der sich weit über hundert ordinierte Frauen im Talar auf dem Schlosshof versammelt hatten.
1.14 Gemeinsam Christus feiern ökumenischer Christusfest-Gottesdienst in Trier
Im Rahmen des Reformationsjubiläums feierte die Evangelische Kirche in Deutschland am 14. September 2017 in der Konstantinbasilika nach Trier gemeinsam mit zahlreichen Vertretern und Vertreterinnen aus der Ökumene einen besonderen Gottesdienst. Dieser Gottesdienst konkretisierte das „Christusfest“ und versuchte eine ökumenische Deutung dieses Tages. Trier gilt als ein Ort, der vorreformatorisch geprägt ist und an dem sich die Ökumene im Jahr 2017 auf die gemeinsamen Ursprünge besinnen konnte.
Mit dem Datum des 14. September wurde an das Fest der Kreuzerhöhung angeknüpft, das weltweit in römisch-katholischen, orthodoxen, anglikanischen und lutherischen Kirchen begangen wird. Der Gottesdienst richtete seinen Fokus auf den gekreuzigten Christus. „Christus Jesus erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ Dieser zentrale Vers aus dem Philipperbrief stand im Zentrum. Musikalisch wurde diese Botschaft durch die Uraufführung der Kenosis-komposition von Uwe Steinmetz (Berlin) zu Texten von Hartmut Handt (Köln) unterstützt.
Der Glaube an Jesus Christus, das Lesen der Heiligen Schrift und das sakramentale Band der Taufe verbindet die Kirchen in der Ökumene miteinander. Die Erinnerung an den Thesenanschlag war im Jahr 2017 ein Anlass, ein gemeinsames Zeugnis für Jesus Christus für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zu geben und bei der Suche nach Halt und Orientierung vielen Menschen Orientierung zu unterstützen.
1.15 Das Ökumenische Fest am 16. September 2017 in Bochum
Auf der Zielgerade zum 31.10.2017 stand ein Tag im Zeichen der Ökumene: Christen aus verschiedenen Konfessionen feierten in Bochum ein Ökumenisches Fest. Mitten im Ruhrgebiet setzten sie ein Zeichen ihrer christlichen Verantwortung für die Gesellschaft. In Arbeitsgruppen berieten die Teilnehmenden an unterschiedlichen „Treffpunkten“ über die Herausforderungen, die die Welt von heute aufgibt. Das Leitworts „Wie im Himmel, so auf Erden“ setzte einen doppelten Focus. Zu der christlichen Verantwortung für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts gehört auch die Sorge für eine die Konfessionen verbindende geistliche Erfahrung. In einem Festgottesdienst vor dem Bergbaumuseum wurden die aktuellen gesellschaftlichen Themen mit der Erfahrung des Bußund Versöhnungsgottesdienstes aus Hildesheim verbunden. Veranstaltet wurde der Tag vom Deutschen Evangelischen Kirchentag, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz.
1.16 Pop-Oratorium Luther
Im Rahmen des Reformationsjubiläums veranstaltete die Stiftung Creative Kirche mit der Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland und des Bundesministeriums für Kultur und Medien, sowie weiteren Partnern das Pop-Oratorium „Luther“. Es ist ein auf Partizipation angewiesenes Beteiligungsprojekt für Sängerinnen und Sänger aus Kirchenchören, Popund Gospelchören, Schulund Jugendchören sowie interessierten Sängerinnen und Sängern ohne Chorzugehörigkeit.
Das Pop-Oratorium „Luther“ ist von Michael Kunze und Dieter Falk geschrieben worden. Am 14. Und 15. Januar 2017 startete das Werk in Hannover mit einer 2017-Uraufführung auf eine Tour durch Deutschland. Das Werk lenkte an allen Spielstätten mit einem Symphonieorchester, einer Band, Musicaldarstellern und zwei Chören von bis zu 1.500 Sängerinnen und Sängern die Aufmerksamkeit auf das Jubiläum. Die Tournee führte durch die großen Arenen, vor allem in Westdeutschland, und erreichte etwa 25.000 Sängerinnen und Sänger, die für jeden Aufführungsort einen neuen Projektchor bildeten. Die Aufführung im Rahmen der Weltausstellung Reformation wurde wegen der relativ kleinen Bühne unter Beteiligung von nur ca. 250 Chorsängerinnen und Chorsängern des Kirchenkreises Wittenberg realisiert und gilt als einer der Höhepunkte des Sommers in der Lutherstadt.
Am 29. Oktober 2017 fand eine besondere Aufführung in Berlin statt; eine Fernsehaufzeichnung dieser Aufführung wird am Reformationstag im Abendprogramm des ZDF als ein Höhepunkt des Jubiläumsprogramms ausgestrahlt.
1.17 Liederbuch freiTöne
Für das Reformationsjubiläum und den Kirchentag in Berlin/Wittenberg haben sich die EKD und der Deutsche Evangelische Kirchentag zusammengetan, um das gemeinsames Liederbuch „freiTöne“ zu erarbeiten und zusammen mit Begleitmaterialien herauszugeben. Es wurde in einer Auflage von 265.000 Stück gedruckt, von denen der überwiegende Teil über den Kirchentagsshop oder das Kirchenamt vertrieben werden konnte. Die „freiTöne“ enthalten 202 Lieder und vielfältige Tagzeitengebete. 42 Lieder wurden in den „freiTönen“ erstmals veröffentlicht. Zahlreiche Lieder sind mehrstimmig und mehrsprachig abgedruckt. Aus diesem Liederbuch wurde auf dem Kirchentag, den Kirchentagen auf dem Weg, beim Festgottesdienst in Wittenberg und während des gesamten Reformationssommers viel und gern gesungen.
Eine Besonderheit des Liederbuches sind alternative Textvorschläge in gerechter Sprache zu einzelnen Liedern. Dies wurde in den Medien z. T. kritisch bewertet, wobei allerdings der Eindruck vermittelt wurde, es sei direkt in die traditionellen, poetischen Liedtexte direkt eingegriffen worden. Stattdessen wurden einige Alternativen geboten, die unterhalb des jeweiligen Liedes abgedruckt wurden, um von denen gesungen werden können, die gendergerecht singen wollen.
1.18 Panoramakunstwerk „Luther 1517“
Seit dem 22. Oktober 2016 ist Yadegar Asisis 360°-Panorama „LUTHER 1517 – Glaube, Wissen, Selbstbestimmung“ in einem eigens errichteten Ausstellungsgebäude WITTENBERG 360 zu sehen. Im Maßstab 1:1 führt das große Rundbild in die Stadt Wittenberg und versucht eine Zeitreise in die Epoche der Reformation, nimmt die Wirkstätte von Martin Luther und seiner Zeitgenossen in der kursächsischen Residenzstadt in den Blick. Mit dem Panorama LUTHER 1517 stellt Asisi den Menschen Martin Luther und seine Zeitgenossen in Zeiten des Umbruchs in das Zentrum seines monumentalen Panoramas. Es sind bekannte Zeitgenossen zu sehen wie Friedrich der Weise, Philipp Melanchthon, Lucas Cranach, Katharina von Bora, Thomas Müntzer oder Ernst von Wettin; es werden aber auch eine Vielzahl an anonymen Bürgern, Honoratioren, Adligen, Handwerkern oder Bauern gezeigt, die den Alltag der Zeit plastisch werden lassen.
Der erste Impuls für das Panorama LUTHER 1517 ging u.a. von Pfarrer Zirkler (Lutherischer Weltbund) aus; die Stadt Wittenberg und WIGEWE Gesellschaft für Wohneigentum mbH sind Partner dieses Projektes des Durchführungsvereins Reformationsjubiläum 2017. Die Schirmherrschaft für das Projekt hat die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann übernommen.
Am 8. September 2017 konnte der 300.000 Besucher durch Geschäftsführer Ulrich Schneider begrüßt werden. Das Panorama war Teil der Weltausstellung Reformation – „Tore der Freiheit“ und wird in den kommenden Jahren weiter betrieben.
1.19 „Luther und die Avantgarde“
Unter der Überschrift „Internationale Gegenwartskunst trifft auf den streitbaren Vordenker Martin Luther“ hat der Beirat Kultur, der für die EKD und den Reformationsjubiläum 2017 e.V. die kulturellen Beiträge in Wittenberg berät, das Projekt „Luther und die Avantgarde“ ins Leben gerufen. Ziel war es, nicht den Reformator als historische Person in den Vordergrund zu stellen, sondern Luther als Ideengeber zu fokussieren und als soziokulturellen Avantgardisten seiner Zeit zu zeigen. Die Reformation, so sah es das Konzept der Ausstellung vor, hat Reformprozesse angestoßen, die in alle Gesellschaftsbereiche gewirkt haben. Wesentliche Impulsgeber, Mahner und Neuerer der Gegenwart sollen in der Ausstellung mit ihren Inszenierungen zu Wort kommen. Die rund 70 Künstlerinnen und Künstler von fünf Kontinenten beschäftigten sich mit dem Faszinosum Reformation und der Person Luther und setzten sich, wie seinerzeit der Reformator, intensiv mit relevanten gesellschaftlichen Themen auseinander. Sie zeigten ihre Haltung zu Freiheit und deren Gefährdung, Demagogie und Widerstand, Verantwortung und Toleranz vor dem Hintergrund gravierender gesellschaftlicher Konflikte und einer medialen Neuordnung der Welt. Der Ausstellungsort, das frühere Wittenberger Gefängnis, kontrastierte die gewählten Thematiken. Am Standort der Documenta in Kassel sowie am Kunststandort Berlin wurden zwei Referenzorte als „Außenposten“ der Wittenberger Ausstellung gefunden.
Die Ausstellung in Wittenberg konnte über den Abschlusstag der Weltausstellung Reformation hinaus bis zum 1. November 2017 verlängert werden.
1.20 Konfiund Jugendcamps, internationale und interreligiöse Summer School
Für die Jugendprojekte, die Konfiund Jugendcamps, die Bildungsarbeit und die Summer School Kurse entsteht ein einheitlicheres Bild. Die Kurse und Camp-Zeiten waren frühzeitig ausgelastet, die Programme wiesen auf das hohe Niveau der Veranstaltungen hin und man kann grundsätzlich feststellen: Die Idee einer „Generation 2017“ hat die Teilnehmenden erreicht. Die „Generation 2017“ wird in diversen 2017-Netzwerken weiterbestehen.
Die „International Summer School“, in der unter Federführung des Evangelischen Studienwerks Villigst alle Begabtenförderungswerke in Deutschland erstmals zusammenarbeiteten, eröffnete Studierenden aller Religionen und Weltanschauungen intensive interreligiöse Dialoge und Auseinandersetzungen mit dem Erbe und der Transformationskraft der Reformation. In den Jugendcamps und beim International Schools Camp Wittenberg 2017 begegneten sich Jugendliche aus allen Kontinenten. Die „Generation 2017“ ist international und der Protestantismus wurde als weltweite Bewegung wahrgenommen.
1.21 Schulprojekte Reformation
Auf Initiative der EKD-Synode und angeregt durch ein Schreiben des Ratsvorsitzenden empfahl die Präsidentin der Kultusministerkonferenz den Bundesländern, zur Erschließung des staatlichen Feiertags am 31.10.2017, Schulprojekte zur Thematik Reformation durchzuführen. Die Kirche wurde gebeten, geeignetes Material zu fördern. Der Rat beschloss, innovative Schulprojektmaterialien zur Thematik Reformation erstellen zu lassen. Unter der Adresse www.schulprojekte-reformation.de erhalten Lehrpersonen und Schüler/innen unterschiedlicher Schularten umfangreiche multimediale Materialien zur Durchführung von fächerübergreifenden Schulprojekten. Die Initiative wird durch die Kultusministerkonferenz (KMK) offiziell unterstützt. Ein eigens entwickeltes digitales Luther-Spiel lässt Schülerinnen und Schüler eine Zeitreise ins 16. Jahrhundert unternehmen und übersetzt Grundanliegen der Reformation in die heutige Lebenswelt. Mit didaktisch-methodischen Impulsen zur sechsteiligen Filmreihe „Der Luther-Code“ integriert die Website auch Materialien des Medieninstitutes der Länder (FWU) sowie eine Animationsfilmreihe, die in Kooperation mit der ungarischen evangelischen Kirche entstanden ist.
1.22 „Global pedagogical Network – Joining in Reformation“
500 Luftballons stiegen am 23. Juni vor der Schlosskirche in Wittenberg zum Himmel. Hunderte Schülerinnen und Schüler aller Kontinente feierten die Eröffnung von GPENreformation, dem „Global pedagogical NetworkJoining in Reformation“. Hier hat das Reformationsjubiläum nachhaltige Auswirkungen. Aus dem Reformationsjubiläumsprojekt „500 evangelische Schulen feiern 500 Jahre Reformation“ entstand erstmalig von 2014-2017 ein Netzwerk von 680 Schulen und schulunterstützenden Organisationen in evangelischer Trägerschaft aus allen Kontinenten. „Global Citizenship-Learning“ ist der protestantische Impuls für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Hier arbeiten Schulen mit der jungen Generation gemeinsam an interkultureller Kompetenz, an neuen Formaten der Auseinandersetzung mit den globalen Herausforderungen, an Augenhöhe von Nordund Süd und Bildungsqualität und -gerechtigkeit. Das International Schools Camp Wittenberg 2017 (22.-27Juni) schuf Begegnungsund Lernräume für Weltbegegnung und Weltengagement von Jugendlichen aus vier Kontinenten. In Wittenberg fand am 25./26. Juni die erste „International Teachers Academy“ von GPENreformation statt. So wächst Bildungsqualität und Know-HowTransfer zwischen Kontinenten. In eTwinning-Projekten zu Klimawandel, globalen Märkten oder Bildungschancen erkunden die global vernetzten Schulen und Hochschulen in evangelischer Trägerschaft gemeinsam Situationen vor Ort, globale Debatten und konkrete Aktionsmöglichkeiten. „GPENreformation“ wird vom Auswärtigen Amt gefördert und von einem Scientific Consortium begleitet. Die EKD ermöglichte mit dem Talents Tent auf der Weltausstellung Reformation im Rahmen von GPENreformation zahlreichen deutschen und aus der weltweiten Ökumene kommenden Schulen, in Theater, Konzerten, Performances ihre Sichten auf Reformation kreativ zu zeigen. Über 800 Schülerinnnen und Schüler konnten mehrtätig in Wittenberg den Reformationssommer erleben. Nun wächst GPENreformation weiter. Fast wöchentlich kommt eine neue Schule dazu. Der nächste Meilenstein ist eine Multiplikatorenkonferenz zu Friedenspädagogik in Ruanda im November 2017. Denn Reformation geht weiter und viele Schulen und Hochschulen in evangelischer Trägerschaft weltweit verstehen sich als Change Agents ihrer Gesellschaft und Kirche und als Chancengeber für die junge Generation – in Zukunft global vernetzt.
1.23 Reformation-reloaded.net
Unter www.reformation-reloaded.de nutzen Lehrpersonen in der Sekundarstufe Unterrichtsmaterialien für fächerverbindenden Unterricht – vor allem in Religion und Geschichte. Die Materialien wurden vom Verband der Geschichtslehrer Deutschlands zusammen mit religionspädagogischen Instituten erstellt und von einigen Kultusministerien empfohlen.
1.24 Reformation und Frauenordination
Die Ordination von Frauen wird hierzulande – nicht nur im Reformationsjahr 2017 – als ein zentrales, wenn auch spätes Ergebnis reformatorischer Erneuerung gewürdigt. Im Frühjahr 2017 erschien der Ergänzungsband 1 zum „Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der evangelischen Kirche in Deutschland“, der den Weg zur Gleichstellung von Frauen und Männern im geistlichen Amt in den Landeskirchen dokumentiert. Er gibt einen EKD-weiten Überblick über die bisherige Aufarbeitung dieser Geschichte und über die Meilensteine und Etappen von der Zulassung von Frauen zu Theologiestudium und Examina bis zum Ende des Zölibats und der vollen Gleichstellung, die seit zwei Jahrzehnten in allen Gliedkirchen rechtlich verankert ist. Wie der Gleichstellungsatlas wurde auch der Ergänzungsband vom Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie in Kooperation mit der EKD-Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten herausgegeben.
1.25 Internationaler Kongress zum Thema „Glaube und Theologie. Reformatorische Grundeinsichten in der ökumenischen Diskussion“
In einer Kooperation von EKD, Evangelisch-theologischem Fakultätentag und Wissenschaftlicher Gesellschaft für Theologie findet vom 10.–12.10.2017 anlässlich des Reformationsjubiläums ein international hochrangig besetzter theologischer Kongress statt. Dabei geht es um eine Bestandaufnahme der weltweiten Bedeutung der evangelischen Theologie. Wie steht es um das Verhältnis von Glaube und Theologie vor dem Hintergrund der reformatorischen Einsichten? Wie werden diese Fragen und Erkenntnisse international in Theologie und Kirche aufgenommen? Die Notwendigkeit einer Reflexion des Glaubens, die als Orientierung für die Frömmigkeitspraxis dient, gewinnt in einer mehr und mehr globalisierten Welt an Bedeutung.
1.26 Reformationsbotschafter und -botschafterinnen
Mit dem Botschafterinnenund Botschafterkonzept arbeiteten die EKD und das GEP mit dem Reformationsjubiläum 2017 e.V. eng zusammen. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hatten sich bereit erklärt, als ehrenamtliche Botschafterinnen und Botschafter für Themen und Projekte des Reformationsjubiläums 2017 einzutreten. Folgende Personen haben in diesem Projekt mitgewirkt: Jens Böhrnsen; Sigmar Gabriel; Gundula Gause; Katrin Göring-Eckardt; Ludwig Güttler; Herbert Henzler; Eckart von Hirschhausen; Nico Hofmann; Jürgen Klopp; Samuel Koch; Barbara Lambrecht-Schadeberg; Frank Lehmann; Frauke Ludowig; Christopher Posch; Bodo Ramelow; Wolfgang Schäuble; Julian Sengelmann; Anke Sevenich; Prof. Johann-Dietrich Wörner; Bettina Wulff. Das zum Start der Prominenten-Botschafteraktion veröffentlichte Videomaterial von Jürgen Klopp ließ die Aufmerksamkeit auf das Reformationsjubiläum 2017 deutlich steigern. Alle prominenten Personen unterstützen die 2017-Projekte in den säkularen Medien, sowie in den Medienformaten der im GEP ansässigen Medien. Außerdem beteiligen sie sich bei Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum (Diskussionsrunden, Gottesdiensten, Begegnung mit Jugendlichen u.a.) sowie an Aktionen im Rahmen der auf Social Media gestützten Mobilisierungskampagne. In dem Konzept waren auch Social Media Aktivitäten (#reformaction2017) verankert. Über die Netzwerke wurden „Challenges“ („mutige Aktionen“) zum Reformationsjubiläum angestoßen, wie etwa die Challenge „Das Vaterunser in 500 Sprachen“. Mehr als 500.000 Mal ist die Kampagnenseite www.reformaction.de 2017 im ersten halben Jahr aufgerufen worden.
1.27 Stiftungsprofessur
Im Rahmen der Eröffnungsfeier der Woche der Brüderlichkeit am 5. März 2017 in der Paulskirche in Frankfurt kündigte der Vorsitzende des Rates als Absichtserklärung der EKD die Einrichtung einer Stiftungsprofessur zum Thema „Christlich-jüdischer Dialog“ an. Die Vorgeschichte dieser Ankündigung “ im Kontext der Vorbereitung und Durchführung des Reformationsjubiläums 2017 war keine leichtgängige Geschichte der Urteilsfindung. Es gab in vielen Gremien und Konstellationen intensive Debatten zu Sinn, Zweck und Ausrichtung einer solchen Stiftung. Die vernetzte Struktur des christlich-jüdischen Dialogs, seine Verankerung in den Gliedkirchen sowie bestehende akademische Projekte sollen durch eine solche Professur ergänzt und gestärkt werden durch eine internationale Ausrichtung und eine gesamtdeutsche Perspektive.
Die Beschlüsse des Rates der EKD und des Haushaltsausschusses waren im Blick auf die Finanzierung eindeutig: Die Einrichtung einer Stiftungsprofessur kann nur vonstattengehen, wenn einerseits die EKD lediglich eine Hälfe der Kosten dafür aufzubringen habe und wenn anderseits die zweite Hälfte durch jeweils selbstdefinierte Unterstützungsbeiträge von den Gliedkirchen der EKD oder aus anderen Quellen finanziert wird. Diese Festlegung basiert auf der Voraussetzung, dass eine Universität bereit ist, die Stiftungsprofessur nach den 10 Jahren in eine dauerhafte Stelle der Universität zu übernehmen und zu finanzieren. Diese Zusage liegt nun in Gestalt eines „Letter of Intent“ der Humboldt-Universität vor.
Die avisierten Unterstützungen durch die Gliedkirchen werden allerdings nicht vollständig die Hälfte des Betrages zusammenbringen, der zur Finanzierung der Stiftungsprofessur notwendig ist. Erst die hoffentlich erfolgreiche Sponsorensuche als Ergänzung zur gliedkirchlichen Förderung wird letztlich nicht nur über die Ausstattung der Stiftungsprofessur entscheiden, sondern auch darüber, welchen Betrag die EKD als „zweite Hälfte“ der Finanzierung beizutragen hat.
1.28 Aktivitäten unserer Partner z.B. LWB
Im „Himmelszelt“ des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) begegneten sich Besucher aus aller Welt. Partnerkirchen des Lutherischen Weltbundes aus Ungarn, Brasilen, den USA und vielen anderen Ländern waren für jeweils eine Woche zu Gast, präsentierten ihre Kirche und ihre Kultur. Auch lutherische Kirchen aus Deutschland und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) luden zu Bibelarbeiten, Vorträgen und Konzerten ein. Ein Höhepunkt war die Uraufführung einer Jazz-Suite zur Lutherrose von Uwe Steinmetz. Vom 30. Juli bis 4. August trafen sich in der Leucorea 240 Wissenschaftler unter der Überschrift „Luther zwischen Tradition und Erneuerung“ zum Lutherforschungskongress.
Im „Luthergarten“ stehen inzwischen 436 Bäume von Partnerkirchen aus der weltweiten Ökumene. 500 sollen es werden. Zahlreiche Besucher aus dem Ausland kamen und suchten „ihren“ Baum. Die Reformation als „Weltbürgerin“ ist an diesem Ort sichtbar geworden. Der „Luthergarten“ wird Teil der Grünanlagen Wittenbergs bleiben und dauerhaft an das Jubiläumsjahr 2017 erinnern.
Die GEKE unterhielt für die Dauer der Weltausstellung einen eigenen Stand. In einem „GEKEGartenhaus“ präsentierten sich die GEKE und sieben Mitgliedskirchen. Sie gaben Einblicke in typische protestantische Lebensläufe und in das geistliche und kulturelle Leben, das aus der Reformation erwachsen ist.
Der Schweizer Evangelische Kirchenbund war als einziger ausländischer Partner während der gesamten Zeit der Weltausstellung mit einer eigenen Präsenz vertreten. Er präsentierte die „andere“ Reformationsbewegung, die zeitgleich zu Deutschland stattgefunden hat. Die Geschichte von Reformation und Gegenreformation auf dem Gebiet der heutigen Schweiz wurde in ihrer Komplexität so aufbereitet, dass ihre lokale und internationale Wirkung erkennbar wurde. Das Schweizer Konzept war ökumenisch orientiert und wurde von der katholischen Schweizer Bischofskonferenz mitverantwortet. Der Schweizer Pavillon bot in vier Bereichen den Besucherinnen und Besuchern auch ein atmosphärisches und ästhetisches Erlebnis. Im Zentrum stand ein Nachbau der originalen Druckerpresse Froschauers. Die Gäste konnten hier Seiten aus der Bibel drucken. Es wurde im Laufe des Sommers eine „Züricher Bibel“ gedruckt, die der Stadt Wittenberg und der Stiftung Luthergedenkstätten geschenkt wurde.
1.29 Aktivitäten der Dienststellen des Bevollmächtigten
Nach dem Modell „Healing of Memories“ führte die Dienststelle des Bevollmächtigten gemeinsam mit dem Katholischen Büro zwei Versöhnungsgottesdienste in Berlin durch. Der erste fand am 12. März als Abendgottesdienst im Berliner Dom statt, der zweite richtete sich explizit an die Mitglieder des Deutschen Bundestages und wurde am 23. März in der Katholischen Akademiekirche St. Thomas von Aquin gefeiert. Beide Gottesdienste waren gut besucht und wurden als sichtbare Zeichen der Gemeinsamkeit der Konfessionen bewertet.
Der Bevollmächtigte hat im Laufe des Berichtszeitraums darüber hinaus verschiedene Vorträge zum Reformationsjubiläum gehalten. Herauszuheben ist sein Impuls beim CDU/CSUKongress „Von der Freiheit eines Christenmenschen – 500 Jahre Reformation“ am 17. Mai. Am Europäischen Stationenweg beteiligte er sich am 23. März in Wuppertal an einem Podiumsgespräch zum Thema: „Glaube übernimmt Verantwortung – Gelebte Reformation. Barmer Theologische Erklärung“.
Zur Information über das Reformationsjubiläum lud der Bevollmächtigte außerdem alle Mitglieder des Bundestages am 18. Mai zum „Parlamentarischen Frühstück“ an den Gendarmenmarkt. Die Ausführungen des Ratsvorsitzenden und des Geschäftsführers des Reformationsjubiläum 2017 e.V. Ulrich Schneider trafen auf große Resonanz. Zu morgendlichen Gebetsfrühstücken lädt der Bevollmächtigte in der Regel dreibis viermal jährlich die evangelischen Abgeordneten des Bundestages in seine Dienststelle ein. Ein weiteres Frühstück richtet sich an Parlamentarier, die keiner Konfession angehören. Die Gespräche orientieren sich zumeist an tagesaktuellen Themen und sind von einem Geist christlicher Gemeinsamkeit getragen. Die Zahl der Gäste bewegt sich zwischen 10 und 40 Personen.
Unter der Überschrift „500 Jahre Reformation: Europa gestalten – Veränderung wagen!“ hat die Brüsseler Dienststelle gemeinsam mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) am 7. März 2017 eine sehr gut besuchte Konferenz im Europäischen Parlament veranstaltet. Neben dem Ratsvorsitzenden wirkten u.a. der GEKE-Generalsekretär, die schwedische Erzbischöfin und der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn sowie EUParlamentarier und Politiker mit. Im Anschluss wurde im Europäischen Parlament unter großem öffentlichen Interesse das Luther-Pop-Oratorium aufgeführt.
Am 26. Oktober 2017 diskutierte die Botschafterin für das Reformationsjubiläum Margot Käßmann auf Einladung der Brüsseler Vertretungen von ARD und EKD mit der Ersten Vize-Präsidentin Mairead McGuiness über das Thema „Welt aus den FugenOrientierung dringend gesucht“.