Bericht des Rates der EKD, Teil B (schriftlich)
4. Tagung der 12. Synode der EKD, 12. bis 15. November 2017 in Bonn
2. Kirchenentwicklung – theologische Impulse und missionarische Anforderungen
2.1 Kirchenentwicklung im Anschluss an die V. KMU, Kirchenmitgliedschaftsentwicklung, Studientag Kirchenentwicklung
Der Rat hat sich im Jahr 2016 einen strategischen Rahmen für die Ziele und Schwerpunkte seiner Arbeit bis zum Jahr 2021 gesetzt für die Zeit nach der Feier des Reformationsjubiläums einer der thematischen Schwerpunkte im Bereich der Kirchenentwicklung angesiedelt. Zur näheren Durchdringung dieses Schwerpunktes diente ein Studientag des Rates im März. Die intensiven Debatten schlugen den Bogen von der empirisch wahrnehmbaren Ausgangslage über die Reaktionen der Landeskirchen hin zu strategischen Fragestellungen der Kirchenentwicklung und endeten bei den für die Bearbeitung dieser Fragestellungen notwendigen Arbeitsstrukturen.
Als grundsätzliches Ergebnis des Studientags ist festzuhalten, dass der Bereich der Kirchenentwicklung in den folgenden vier Dimensionen bearbeitet und von der EKD für die Gemeinschaft der Gliedkirchen fruchtbar gemacht werden soll:
Analyse: Die Rolle der Kirche verändert sich derart schnell und radikal, dass eine tiefere empirische Erfassung und theologische Durchdringung der daraus resultierenden Herausforderungen notwendig erscheint. Eine Zusammenschau der Ergebnisse ist eine zentrale Dienstleistung der EKD, die die Gemeinschaft der Gliedkirchen, insbesondere Rat, Synode und Kirchenkonferenz gemeinsam handlungsfähiger machen kann.
Reflexion: Eine Orientierung im Sinn der Reflexion über ekklesiologische Grundfragen („Wie verstehen wir uns als Kirche?“ – „Was zeichnet uns aus?“ – Worin sehen wir unseren Auftrag, worin nicht?“ – „An welchen Traditionen orientieren wir uns?“) bzw. daran, was zukünftig als Kirche und Gemeinde verstanden und entwickelt werden soll, erscheint als unbedingt notwendig. In wissenschaftlicher Hinsicht bringt dies die Notwendigkeit einer deutlich ausgeweiteten empirischen Forschung im Bereich der Ekklesiologie sowie der Kirchenund Gemeindeentwicklung mit sich.
Geistliche Profilierung: Es sind Perspektiven für die Kommunikation des Evangeliums als Kernauftrag der evangelischen Kirchen im 21. Jahrhundert zu entwickeln. Als ein konkreter Baustein auf diesem Weg wird das im Rahmen der Reformationsdekade erfolgreich etablierte Format der Themenjahre bereits fortgesetzt mit dem Themenjahr „Kirchliche Feiertage als kultureller Reichtum“ (2018). Parallel dazu sollte die Planung weiterer Themenjahre vorangetrieben werden.
Vernetzung: Zentrale Veranstaltungen für die Mittlere Leitungsebene in Weiterführung der Arbeit des „EKD-Zukunftsforums 2014“: Bereits geplant sind für 2018 vier Regionalkongresse zum Thema „Impulse für die Mittlere Ebene – Kirchentheorie praktisch“. Ein EKD-weiter Gesamtkongress soll in 2019 durchgeführt werden.
Fortsetzung der Landkirchenkonferenzen: Nach Konferenzen zu den Themen „Ekklesiologische Leitbilder in peripheren Räumen“ (2015) und „Psychische und physische Gesundheit im Landpfarramt“ (2016) ist für 2018 eine Konferenz zu „Gemeinwesenorientierte Arbeit der Kirche in ländlichen Räumen“ geplant.
Im Zuge einer solchen Neuaufstellung des Themenfeldes, die auch die Rechtsentwicklung in grundlegenden kirchenrechtlichen Fragen berührt, soll die mit der „Zwischenbilanz zum Reformprozess“ initiierte breite Beteiligung der in den Landeskirchen für Kirchenentwicklung Verantwortlichen kontinuierlich fortgesetzt und ausgebaut werden, um eine enge Vernetzung zu den laufenden Entwicklungsprozessen der Landeskirchen bereits in den Konzeptionsphasen künftiger Projekte zu gewährleisten.
Die skizzierten Fragestellungen und Arbeitsschwerpunkte legen gerade in Anbetracht der Tatsache, dass es sich vielfach um Querschnittsaufgaben handelt, die mehrere Abteilungen des Kirchenamtes betreffen die Verankerung der Thematik in einem entsprechend beauftragten und ausgestattetem Referat des Kirchenamtes nahe.
2.2 Zusammenführung der Zentren für Qualität im Gottesdienst und für Predigtkultur
Im März 2017 hat der Rat die Zusammenführung des Zentrums für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst und des Zentrums für evangelische Predigtkultur in einem neu zu gründenden Zentrum für evangelische Gottesdienstund Predigtkultur beschlossen. Das neu zu gründende Zentrum hat den Auftrag, in Fortführung der in seinen Vorgängereinrichtungen geleisteten Arbeit die Querschnittthemen „Qualität“ und „Kultur“ auf die vielfältigen Herausforderungen für die gegenwärtige gottesdienstliche Situation in der evangelischen Kirche anwenden.
Dabei soll das Zentrum wie seine Vorgängereinrichtungen im gesamten Bereich der EKD unter den Aspekten der Dienstleistung (insbesondere für die Gliedkirchen der EKD ohne eigene Gottesdienstarbeitsstellen), der Vernetzung und des Austausches unter den Gliedkirchen der EKD und der Innovation und Exploration arbeiten.
Zukünftige Themenfelder und Arbeitsschwerpunkte des Zentrums ergeben sich aus den bisherigen Erfahrungen und insbesondere auch durch die aus der KMU V gewonnenen Perspektiven für die kirchenleitende Praxis. Dazu zählen insbesondere die Themen:
- EKD-weite Vernetzung, Begleitung und Qualifizierung ehrenamtlich Predigender im Wissen um die zukünftig noch steigende Bedeutung ihres dem reformatorischen Kirchenbild in besonderer Weise entsprechenden Engagements (Stichwort „Priestertum aller Gläubigen“)
- „religiöse Indifferenz“ und „Mitgliedschaft in Halbdistanz“ als Herausforderung für Gottesdienst und Predigt (neue Gottesdienstformate, zeitgemäße Sprachformen des Glaubens)
- Qualifizierung der vorhandenen „Kontaktflächen“ der evangelischen Kirche im Bereich von Gottesdienst und Predigt, insbesondere bei der Gestaltung von Kasualien und von Gottesdiensten mit überdurchschnittlicher hoher öffentlicher Wirkung und Wahrnehmung (Heiligabendgottesdienst, Gottesdienste im öffentlichen Raum, Gottesdienste anlässlich erschütternder Ereignisse (sog. „riskante Liturgien“), Äußerungen „öffentlicher Theologie“)
- Standardisierung und Qualitätsentwicklung im Bereich Gottesdienstberatung/coaching und Predigtcoaching (Ausbildung, Fortbildung, Vernetzung der Beteiligten, landeskirchenübergreifende Angebote für Multiplikatoren („train the trainer“), Unterstützung der Landeskirchen ohne eigene Angebote in diesem Bereich)
- Vernetzung aller Ebenen der liturgischen und homiletischen Ausund Fortbildung (Universität, Predigerseminar, Fortbildungseinrichtungen) in Kooperation mit den zuständigen Gremien der EKD, „generationenübergreifendes und lebenslanges Lernen“ (etwa durch Arbeit mit Mentor/innen/Lehrpfarrer/innen während der 2. Ausbildungsphase), Zusammenarbeit mit landeskirchlichen Einrichtungen (Gottesdienstarbeitsstellen und -institute), Unterstützung von Landeskirchen ohne eigene Angebote
- Qualitätssicherung und Innovation im Bereich praktischer Arbeitshilfen für Gottesdienst und Predigt (neue Formen von Gottesdienstvorbereitung und Predigtarbeit in sozialen Medien, Predigtportal „predigten.evangelisch.de“, Materialangebote)
2.3 Zentrum Mission in der Region
Die V. KMU zeigt im Blick auf missionarische Bemühungen deutliche Herausforderungen: Wahrnehmbar wird der Relevanzverlust nicht nur bei kirchlichen Themen, sondern bei religiösen Fragestellungen generell. Die Kommunikation über als religiös eingeordnete Themen ist v.a. im privaten Nahbereich situiert. Ausgetretene ziehen einen Wiedereintritt selbst als theoretische Absicht kaum in Erwägung. Im Gegenteil: Austritte ziehen mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere nach sich, nämlich Familienangehörige. Religiöse Sozialisation ist im gelingenden Fall im engsten Familienkreis verortet; als Sozialisationsagenten werden v.a. Eltern und Großeltern genannt.
Übertragen auf das Feld der missionarischen Arbeit verfestigt sich der Eindruck, dass einerseits die Stärkung der bereits kirchlich Verbundenen gelingt (ein wichtiger Effekt, der in seiner Relevanz nicht unterschätzt werden sollte). Andererseits werden die ursprünglich intendierten Zielgruppen (Konfessionslose, Ausgetretene, kaum Verbundene) weniger erreicht. Es geht in der Regel eher um Motivation und Stärkung derer, die auch zuvor schon mit der Kirche verbunden waren.
Angesichts dieser Herausforderungen hat der Rat der EKD hat dem Kirchenamt den Auftrag erteilt, im Themenfeld der missionarischen Arbeit weiterführende Überlegungen konzeptioneller und struktureller Art anzustellen, um die Arbeit an missionarischen Fragestellungen zukünftig im Sinne einer Konzentration der Kräfte strukturiert und im Sinne einer gesamtkirchlichen Herausforderung zu organisieren. Diese Überlegungen werden derzeit im Kontakt mit EWDE und AMD vom Kirchenamt vorangetrieben und zielen auf die Neugründung einer von EKD und EWDE gemeinsam getragenen Arbeitsstelle.
Die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit sollte einerseits die einschlägigen Themen aus dem Zentrum für Mission in der Region, der AMD, dem diakonischen Werk und den Anliegen des Rates der EKD integrieren und in einen umfassenden Horizont stellen. Andererseits ist es die zentrale Aufgabe der konzeptionellen Vorüberlegungen, die missionarischen Aufgaben in Kirche und Diakonie neu zu justieren und auf die Herausforderungen der Gegenwart auszurichten. Denn die missionarischen Herausforderungen sind keine Spezialaufgabe besonders engagierter oder gar frommer Menschen in Kirche und Diakonie, sondern eine Grundaufgabe aller Christen. Gemäß den aus der V. KMU folgenden Einsichten ist es zentral, alle Kontaktflächen in die Gesellschaft hinein für glaubwürdige und zielgruppenangemessene Einladungen zum Glauben zu nutzen. Hier können Kirche und Diakonie, AMD und ZMiR viel voneinander und miteinander lernen.
Es zeigte sich, dass die Neugründung einer Einrichtung für missionarische Fragen durch die Diakonie Deutschland (die AMD ist eigenständig, aber formal im EWDE untergebracht) und der EKD ein beachtlicher Schritt in die erforderliche Richtung sein kann. Neben den rein organisatorischen Fragen wie Name und Sitz einer solchen gemeinsamen Einrichtung, die von allen Beteiligten vor allem pragmatisch gelöst werden sollten, stellt sich auch die Frage, wie eine solche Einrichtung tatsächlich paritätisch gesteuert werden kann als gemeinsames Werk von Kirche und Diakonie. Es erscheint angemessen, dass die neue Einrichtung weder eine unselbstständige Einrichtung der EKD noch eine Abteilung im EWDE sein wird, sondern eine Einrichtung sui generis, die von beiden Institutionen ausreichend unabhängig und zugleich partnerschaftlich geleitet wird.
Die wissenschaftliche Anbindung des Themas im IEEG in Greifswald hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und sollte fortgeführt werden. Im Sinne einer Horizonterweiterung ist zu prüfen, ob daneben auch die wissenschaftliche Reflexion der missionarischen Fragen an anderen theologischen Fakultäten gefördert und mit der neu zu gründenden Arbeitsstelle verknüpft werden kann.
Christliche Inhalte an den Kiosk bringen:
Mit dem Reformationsmagazin der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste ist das gelungen. Auf knapp 200 Seiten bietet die einmalige Publikation, die am 20. September 2016 veröffentlicht wurde, Geschichten, Reportagen und Informationen nicht nur zum Thesenanschlag Martin Luthers, sondern vor allem zu dessen Auswirkungen bis heute. Hochwertiges Papier und ein Format, das den Bilderstrecken ausreichend Raum lässt, überzeugten nicht nur viele kirchliche Einrichtungen zum Kauf, sondern auch den Zeitschriftenhandel dazu, das Heft neben GEO Epoche und Spiegel Geschichte auszulegen und die anvisierte Zeitspanne des Verkaufs weit über die ursprüngliche Planung hinaus auszudehnen. Partner des Projektes waren der C&P Verlag Glashütten, die Evangelische Wittenbergstiftung und die Evangelische Bank.
Vielfältige Gemeindeformen:
Kletterkirche, Gospel-Church, Jugendgemeinden, Christliche Cafés, Kleine christliche Gemeinschaften, Überraschungskirche für Familien, Christlicher Fußball-Fanclub, Initiativen in sozialen Brennpunkten u.v.m: Gemeindearbeit wird immer vielfältiger.
Diese neue Gemeindeformen sind ausgerichtet auf Menschen die noch keinen Bezug zu Kirche und Gemeinde haben. Sie tauchen ganz in ein bestimmtes Milieu ein, um Kirche und Gemeinde in einem neuen Kontext Gestalt zu verleihen. Sie will ganz in ein bestimmtes Milieu eintauchen, um Kirche und Gemeinde in einem neuen Kontext Gestalt zu verleihen. Zum theologischen und praktischen Austausch hat sich ein ökumenisches Fresh X-Netzwerk gebildet, die Koordination liegt bei der AMD. www.freshexpressions.de
Glaubenskurse:
Nach der erfolgreichen Kampagne zu missionarischen Bildungsangeboten wurden zum Reformationsjubiläum 2017 spezielle Glaubenskurse entwickelt und verbreitet, die Kerninhalte reformatorischer Theologie entfalten. http://www.kurse-zum-glauben.de/infos-fuer-teilnehmende/kurse-zu-schwerpunktthemen/kurse-zum-reformationsjubilaeum
Missionarischer Gemeindekongress Dynamissio:
Vom 23. bis 25. März 2017 fand in Berlin der missionarische Gemeindekongress DYNAMISSIO statt. Über 2.200 Teilnehmer versammelten sich zu Plenarveranstaltungen im Velodrom und zu über 120 Seminaren und Workshops in verschiedenen Gemeinden in Berlin. Der Kongress richtete sich an ehrenamtlich in den Gemeinden Engagierte und Pfarrer. Zu den Trägern des Kongresses gehörten die EKD, Freikirchen und missionarische Bewegungen.
Das Thema des Kongresses war die Mission Gottes und die missionarische Ausrichtung der Gemeindearbeit. Der Kongress brachte die Überzeugung zum Ausdruck, dass evangelische Christen „das Glaubensthema und den missionarischen Auftrag an die erste Stelle“ setzen (so die EKD-Synode 1999). „Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche. Darum ist es für jeden Christen und jede Christin unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen/ihren Glauben in der Welt zu bezeugen“ (so die ökumenische Erklärung „Das Christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“).
Zu den Rednern im Plenum gehörten u.a. der Vorsitzende des Rates der EKD Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Präses Dr. Michael Diener, Bischof Dr. Steven Croft, Prof. Dr. Michael Herbst. Alle Impulse im Plenum zeichneten sich durch gründliche missionstheologische Arbeit aus.
U.a. wurde thematisiert: die reformatorische Rechtfertigungsbotschaft, die ganzheitliche Dimensionen des Zeugnisses in Wort und Tat, der Zusammenhang von Mission und Dialog, die Aufgabe einer kontextsensiblen Mission, neben den missionarischen Herausforderungen in Deutschland kamen die Gerechtigkeitsthemen der weltweiten Ökumene in den Blick, die Bedeutung der Einheit der Christen für das Zeugnis.
Eine vollständige Dokumentation des Kongresses liegt in der epd-Dokumentation 19/2017 vor. www.dynamissio.de.
2.4 Entwicklung und Weiterführung der Führungsakademie für Kirche und Diakonie
Unter dem Dach „Akademien für Kirche und Diakonie“ hat sich die Marke „Führungsakademie für Kirche und Diakonie“ seit 2014 neu aufgestellt ihre Arbeit aufgenommen. Zielgruppe ist die mittlere und obere Führungsebene der Kirche und ihrer Diakonie. Der Rat der EKD entfristete die Führungsakademie auf Grund der überaus erfolgreichen Neuaufstellung. Die Kurse, Coachingangebote und Foren der Führungsakademie ziehen jährlich mehr Teilnehmende an. Das gemeinsame Lernen und das Gewinnen neuer Netzwerke, Kenntnisse und Perspektiven wird von Führungsverantwortliche aus Kirche und Diakonie in der bundesweiten Zusammensetzung der Kursgruppen als sehr befruchtend zurückgemeldet. Die Führungsakademie übernimmt damit die Funktion eines Zentrums für Führen und Leiten in der EKD. Das gemeinsame Dach der Akademie für Kirche und Diakonie mit der ebenfalls dort verorteten Bundesakademie ermöglicht Brücken zur bundesweiten Fortbildung verschiedenster Berufsprofile in Kirche und Diakonie. Damit entdeckt sich Kirche auch in der Fortund Weiterbildung als Gemeinschaft der Dienste in Kirche und Diakonie, die von kompetenter Führung und Leitung profitiert.
2.5 Gemeinsames Zeugnis von Kirche und Diakonie
Das Thema „Gemeinsames Zeugnis von Kirche und Diakonie“ wurde vom Rat als ein Schwerpunktthema der Legislaturperiode gewählt. Nach Beratung einer Übersicht über Themen, Organisationen und Arbeitsstellen zum Themenfeld „Diakonische Kultur“ im Februar 2017 wurde beschlossen, im zweiten Halbjahr 2017 im Rahmen einer Ratssitzung dieses Thema als Schwerpunktthema zu wählen. In ersten Planungen zeigt sich, dass im Rahmen dieses Schwerpunktthemas der Ansatz „Sozialraumbezogene Arbeit von verfasster Kirche und Diakonie“ sowie das Thema „Digitalisierung als Herausforderung für Kirche und Diakonie“ bearbeitet werden sollen.
Bei diesen Beratungen wird man auf Erfahrungen laufender Projekte und Arbeitsfelder zurückgreifen können, die schon jetzt von Diakonie Deutschland und EKD gemeinsam bearbeitet werden: „Sozialräumliche Arbeit von Kirche und Diakonie“ steht zum einen bei dem Projekt
„Kirche findet Stadt“, das vom Deutschen Caritasverband und der Diakonie Deutschland getragen wird und bei dem das EKD-Kirchenamt in der Steuerungsgruppe mitwirkt, im Fokus. Zum anderen wird dieser Ansatz im Rahmen des Schwerpunktthemas (2015-2017) „Wir sind Nachbarn. Alle“ der Diakonie Deutschland verfolgt. Die Veranstaltungen zu diesem Schwerpunktthema der Diakonie Deutschland wird durch die Mitarbeit des EKD-Kirchenamtes im Beirat unterstützt.
2.6 Themenjahr 2018
Das mittlerweile gut etablierte Format der Themenjahre /-magazine klingt mit dem Jubiläumsjahr 2017 nicht aus. Für das Jahr 2018 wurde ein weiteres Themenjahr/-magazin konzipiert, das von den Gemeinden und Kirchenkreisen jedoch nicht die gleiche Intensität an Engagement und Einsatzbereitschaft wie 2017 fordern, sondern auch zur Entlastung und Besinnung beitragen soll. Das im September 2017 an die Gliedkirchen ausgelieferte EKD-Themenmagazin 2018 Kirchliche Feiertage als kultureller Reichtum knüpft an das vom Europäischen Rat als „Europäisches Kulturerbejahr SHARING HERITAGE“ ausgerufene Jahr an. Das Magazin wendet sich an interessierte Leserinnen und Leser in der Kirche, in Bildungseinrichtungen und in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Die verschiedenen Beiträge zu den Festzeiten und Festtagen des Kirchenjahrs bieten theologische und historische Reflexionen, Geschichten zu Traditionen und Festtagsbräuchen und zahlreiche weitere Informationen. In dem Magazin finden sich zudem viele Anregungen für die Praxis. So werden zum einen elementare Kenntnisse über die wichtigsten Kirchenjahresfeste gefestigt und ihre öffentliche Kommunikation befördert und zum anderen der Gedanke des europäischen Erbes auch für immaterielle Güter geöffnet.
Das Magazin ist in einer Auflage von 40.000 Exemplaren erschienen. Für 2018 wird ein Fernsehgottesdienst zum Thema angestrebt. In der unter www.kirchliche-feiertage-als-kulurellerreichtum.de anrufbaren Online-Ausgabe des Magazins wird neben anderen Materialien auch ein Gottesdienstentwurf für die Gemeinden zur Verfügung gestellt.
2.7 Revision des Evangelischen Gesangbuchs
Rat und Kirchenkonferenz haben sich im Jahr 2017 jeweils einstimmig dafür ausgesprochen, ab 2018 mit der Revision des Evangelischen Gesangbuches zu beginnen. Dazu wurde das Kirchenamt beauftragt, den Revisionsprozess ab 2018 zu starten. Das revidierte EG soll nicht nur als analoges Buch, sondern gleichzeitig auch als App oder E-Book gestaltet werden. Es soll als „gemeindliches Rollenbuch“ die Beteiligung der Gemeinde an der Feier des Gottesdienstes ermöglichen und zugleich als „Hausbuch“ zur Vertiefung der persönlichen Spiritualität beitragen, es soll bewährten Liedern und Texten aus der Tradition einen angemessenen Raum bieten ebenso wie Liedern und Texten, die der Glaubensund Lebenswelt der heutigen Menschen entsprechen. Und schließlich soll es stilistisch vielfältig unterschiedlichen Bedürfnissen, unterschiedlichen Singund Hörgewohnheiten aller Generationen sowie unterschiedlichen Frömmigkeitsstile Rechnung tragen.
2.8 Hochschulwesen und theologisch-kirchliche Ausbildung
Mit der Eröffnung der Website www.das-volle-leben.de, mit der die EKD gemeinsam mit allen Gliedkirchen für den Pfarrberuf wirbt, wird breiter bekannt, dass den theologischen Nachwuchs ein interessantes Studium und attraktive Berufsperspektiven erwarten. Die von Rat und Kirchenkonferenz beschlossene Kampagne mit ihrem gemeinsamen Stand auf dem Kirchentag zeigt, dass der trotz gesteigerter Theologiestudierendenzahlen absehbare Personalmangel nicht zu Abgrenzung und Konkurrenz führen muss, sondern zu einer gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft der Kirche. Gegenwärtig wird die Dachkampagne noch besser mit der gliedkirchlichen Nachwuchsarbeit verschränkt.
2.9 Kooperationsprojekt Evangelisches Gütesiegel Familienorientierung
Eine neue Form der Kooperation zwischen EKD und Diakonie Deutschland wurde mit der gemeinsamen Entwicklung eines Evangelischen Gütesiegels Familienorientierung auf den Weg gebracht. Das Gütesiegel richtet sich insbesondere an kleinere kirchliche und diakonische Einrichtungen. Ziel ist es, familienfreundliche Maßnahmen nachhaltig in die Unternehmensund Personalstrategie kirchlicher und diakonischer Einrichtungen zu implementieren und so auch deren Arbeitgeberattraktivität zu stärken. In 2018 startet die Pilotphase, in der ausgewählte kirchliche und diakonische Einrichtungen den Auditierungsund Zertifizierungsprozess erstmals durchlaufen.
2.10 EKD und europaweite Studien zur Konfirmandenarbeit und zur Zeit nach der Konfirmation
Der Rat der EKD beauftragte und förderte zusammen mit allen Gliedkirchen der EKD die zweite bundesweite Studie zur Konfirmandenarbeit. Von 3.-5-Mai 2017 wurden die Ergebnisse der bundesweiten und der vergleichend auch in anderen europäischen und US-amerikanischen Kirchen durchgeführten Studien in Erfurt vorgestellt. Der Ratsvorsitzende betonte die Vielfalt der Zusammensetzung der Gruppen in der Konfirmandenzeit als Herausforderung und Chance einer Kirche gemeinsam mit der jungen Generation.
Bei den 10 000 befragten Konfirmandinnen und Konfirmanden (die Studie der Universität Tübingen in Kooperation mit EKD und Comenius-Institut ist für jede Gliedkirche der EKD repräsentativ und separat auswertbar) zeigte sich sieben Jahre nach der ersten bundesweiten Studie zur Konfirmandenarbeit, dass die Reformen der Konfirmandenarbeit wirken, aber nicht ausreichen. Die überwiegend positiven Einstellungen zu Glaube und Kirche der 13und 14Jährigen blieben stabil oder verstärkten sich. Allerdings wuchsen die Zweifel der Jugendlichen an zentralen Glaubensinhalten wie Schöpfung und Christusglaube. Weiterhin ist ihre Einschätzung des Sonntagsgottesdienstes am Ende der Konfirmandenzeit nach wie vor kritischer als zu Beginn. Viele erkennen nicht die Bedeutung des Glaubens für ihr Leben. Mit der zweiten bundesweiten Studie ergeben sich viele Ansätze zur Reform der Didaktik, aber auch des kirchlichen Konzeptes der Konfirmandenund Jugendarbeit. Es zeigt sich, dass die Erfolge der Konfirmandenarbeit eng verbunden sind mit begleitenden positiven Erfahrungen mit Gottesdiensten, Jugendarbeit und engagierter Kirche. Die Effekte der Konfirmandenarbeit sind bei Jugendlichen, die in religionslosen oder indifferenten Familien großwerden, deutlich erkennbar, aber geringer als bei Mädchen und Jungen aus kirchlich engagierten Familien. Erstmalig wurden in einer Jugendstudie die früher befragten Konfirmierten nach ihrem freiwilligen Engagement in und außerhalb der Kirche befragt zwei Jahre nach der Konfirmation befragt. Aus dieser Jugendstudie über die 16-Jährigen ergeben sich wichtige Hinweise auf Wege, den Bezug zum Glauben zu entwickeln und Jugendliche zur Mitgestaltung kirchlicher und diakonischer Arbeit zu motivieren. Wo dies nicht geschieht, sinken die Zustimmung zum Glauben und zur Kirche innerhalb von nur zwei Jahre unter Zustimmungswerte zu Beginn der Konfirmandenzeit, die durch Übernahme familiärer Einstellungen zu Glaube und Kirche geprägt sind. Jeder weitere Kontakt der Jugendlichen mit Engagement in der Kirche mit all ihren Arbeitsfeldern stabilisiert oder steigert die weit überwiegend positiven Einschätzungen von Glauben und Kirche bei der Konfirmation. Vgl. www.konfirmandenarbeit.eu.