Familie mit Nebenwirkungen
Zwei Pfarrerssöhne bringen in einem Podcast christliche Werte ins Gespräch
Wer an Kirche im Radio denkt, der denkt sofort an Andachten und andere besinnliche Formate. Der Podcast „Family Fatal“ ist auch von Kirche im Radio, aber alles andere als besinnlich oder gar betulich.
Von Sven Kriszio
Bochum/Recklinghausen. Wörter wie „krass“ oder „cool“ gehören dazu, wenn sich die beiden Brüder Hugo und Philo Siebold im Bochumer Aufnahmestudio unterhalten. Aber es ist nicht nur die Sprache, mit der sich ihr Podcast „Family Fatal“ von den meisten anderen geistlichen Formaten des Evangelischen Rundfunkreferats NRW abhebt. „Die Bibel wird gar nicht explizit erwähnt“, sagt ihre Mutter Maike Siebold, die das Konzept für den kirchlichen Podcast geschrieben hat und auch die einzelnen Sendungen produziert. Und doch gehe es in den Beiträgen um christliche Werte, eine christliche Haltung, betont die 58-Jährige.
Im Mittelpunkt von „Family Fatal“ - was ungefähr mit „Familie mit Nebenwirkungen“ zu übersetzen ist – stehen Familienthemen im weitesten Sinne. Das könne Liebeskummer sein oder Konkurrenz unter Brüdern, aber auch Eifersucht oder Homophobie, erklärt Maike Siebold, die in einer Bochumer Kommunikationsagentur arbeitet und mit einem Pfarrer verheiratet ist. Die knapp einstündigen Beiträge, die sie zusammen mit ihrem Sohn Hugo Siebold schreibt, sollen „Livehacks“ sein, eine „Lebenshilfe“, versehen mit einer guten Portion Humor und Leichtigkeit. Und das komme an.
„Den Hörerinnen und Hörern etwas mit auf den Weg geben“
Zur Umsetzung tragen die beiden Brüder bei, die sich so offen miteinander unterhalten, als hätten sie keine Zuhörer. Auch Spiele tragen zur lockeren Atmosphäre von „Family Fatal“ bei. Den Schwerpunkt bilden jedoch einzelne Gäste, die in jeder Sendung mit ihren Familiengeschichten und Lebenserfahrungen interessante, mitunter kontroverse Impulse für das Gespräch der Brüder geben. „Wir wollen den Hörerinnen und Hörern etwas mit auf den Weg geben“, sagt der 22-jährige Hugo Siebold, der Germanistik und Philosophie studiert. Und sein 19-jähriger Bruder Philo Siebold ergänzt: „Das ist der Plan. Und wenn das nicht klappt, dann haben wir sie wenigstens unterhalten.“
In Folge zwei mit dem Titel „Leistungsdruck beim Tischgebet“ stellen sich die beiden Geschwister vor und geben Einblick in das Leben der Pfarrfamilie, in der sie aufgewachsen sind. Sie erzählen Anekdoten und berichten vom Erstaunen ihrer Freunde, wenn sie erzählen, dass sie Pfarrerskinder sind. „Viele wissen gar nicht, dass evangelische Pfarrer Kinder haben dürfen“, sagt Philo Siebold, der Kunstgeschichte studiert. „Ich werde auch ganz oft gefragt, was ich von den Katholiken halte“, sagt er und lacht. „Was soll ich dazu sagen?“
„Family Fatal“ kommt besonders bei 19- bis 29-Jährigen an
Einen Anstoß zu „Family Fatal“ hat ein Autor*innentag von Evangelische Kirche in 1LIVE gegeben, bei dem Autor Hugo Siebold besonders auffiel, sagt die Autorin Maike Siebold, die auch Kinderbücher schreibt. 1LIVE ist das jüngste Programm des Westdeutschen Rundfunks.
Daniel Schneider, damals Redakteur im „Evangelischen Rundfunkreferat NRW“ für „Kirche in 1LIVE“, hat die Autor*innen regelmäßig geschult mit dem Ziel: Das Kirchenprogramm soll nicht so sehr aus dem sonstigen Programm herausfallen, weil es so betulich ist. Siebold ist überzeugt, dazu einen Beitrag zu leisten. Mehr als 6500 Mal seien die knapp 20 Folgen mittlerweile abgespielt worden, die sie seit Dezember produziert habe. „Das ist vergleichsweise viel. Wir haben anscheinend doch ein ziemliches Pfund, das wir unterhaltsam präsentieren können.“ Vor allem bei jüngeren Menschen im Alter von 19 bis 29 Jahren komme der Podcast an, sagt Siebold. „Die hören viele Podcasts.“ Auch die Evangelische Kirche in Deutschland ist auf den Podcast aufmerksam geworden. Hugo Siebold gehört mittlerweile zum offiziellen Kreis der kirchlichen „Sinnfluencer“ bei Yeet“.
Für die Verkündigungssendungen bei „Kirche in 1Live“ trägt der Podcast auch etwas aus: Denn aus den interessanten Themen der Folgen entstehen auch Kurz-Beiträge fürs Radio.
Zu hören sind die Folgen in ganzer Länge bei Spotify und anderen Podcast-Plattformen.
Das Rundfunkreferat der Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen übernimmt die Schlussredaktion von „Family Fatal“. Siebold wünscht sich jedoch mehr finanzielle Unterstützung für das Format, das die Kirche „ein bisschen stören soll“, wie sie sagt. „Wenn die Qualität stimmen soll, dann darf es dafür auch Geld geben.“
Mehr zu „Family Fatal“ auf der Homepage und auf Instagram. Die einzelnen Folgen sind bei Spotify zu hören.
Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstützt innovative digitale Projekte und will damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten fördern. Dazu gibt es den Digital-Innovationsfonds, der eine Million Euro umfasst. Weitere innovative Projekte, aber auch Informationen zur Antragsstellung finden Sie auf der EKD-Seite zum Fonds.