Sünde - Basiswissen Glauben

Eine Hand mit einem Apfel

Sünde ist der Zustand der Gottesferne.

Das Wort „Sünde“ ist mit dem deutschen Wort „Sund“ verwandt, mit dem ein Abgrund oder ein Graben bezeichnet wird. Sünde bezeichnet – anders als im allgemeinen Sprachgebrauch – weniger einzelne Vergehen als vielmehr eine Haltung: sich gegen Gott wenden, sich von Gott abwenden, sich über Gott erheben wollen. Viele biblische Geschichten versuchen, dies zu verdeutlichen.

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Menschen entfernen sich immer wieder von Gott und versuchen, sich an Gottes Stelle zu setzen. In der Sünde liegt nach christlichem Verständnis auch die Ursache für zwischenmenschliche Zerwürfnisse, für Unrecht, Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit.

Geschehenes Unrecht muss nach biblischem Verständnis gesühnt werden. Die Lebenserfahrung zeigt: Dies geschieht zu Lebzeiten oft nicht. Die biblische Antwort darauf: Gott lässt letztlich Gerechtigkeit walten und richtet jeden Menschen nach seinen Taten. So stellt sich jedem Menschen die Frage, ob er mit reinem Gewissen vor Gott leben kann.

Kann ein Mensch vor Gott bestehen? Eine Gottheit mit Opfergaben zu besänftigen, ist keine Lösung für die zwischenmenschlichen Probleme, die aus der Sünde resultieren. Nach Gerechtigkeit zu streben und ein gottgefälliges Leben zu führen, wäre demgegenüber eine naheliegende Lösung. Doch auch sie führt in aller Regel zu neuer Sünde, etwa zu Überheblichkeit der vermeintlich Gerechten gegenüber den Sündern. In dieser Überheblichkeit oder Selbstgerechtigkeit liegt neues Unheil begründet. Oder auch im Schönreden vermeintlicher moralischer Erfolge. Oder schließlich im Leugnen struktureller Verstrickungen – etwa in ein ungerechtes Wirtschaftssystem. Wer hart mit sich ins Gericht geht, wird bemerken: Es kommt einem schnell unmöglich vor, aus eigener Kraft mit völlig reinem Gewissen vor Gott zu leben.

Ein nicht ganz gelungener Versuch, diese Verlorenheit des Menschen drastisch zu beschreiben, ist die Lehre von der sogenannten Erbsünde.

Nach der Lehre der Erbsünde vererbt sich die Sünde seit dem Paradiesesfall von Generation zu Generation. Der Kirchenvater Augustin machte dafür die sexuelle Begierde verantwortlich. Dieses Urteil führte zu einer generellen Verurteilung der Sexualität. Augustins einseitige Argumentation ist nach heutigem Verständnis und Wissen weder haltbar noch hilfreich.

Christinnen und Christen glauben, dass Jesus Christus mit seinem Tod am Kreuz eine Strafe trug, die er nicht verdient hat. Nicht seine Sünde, sondern die der anderen hat ihn ans Kreuz gebracht. Christen und Christinnen sagen: „Christus ist für unsere Schuld gestorben“ – und dieses stellvertretende Leiden ist der Ausgangspunkt für eine Versöhnung Gottes mit den Menschen. Ein Christ bzw eine Christin sagt: „Erst im Vertrauen darauf, dass Christus bereit ist, sich für mich hinzugeben, und ich mich nicht mehr beweisen muss, entkomme ich der Macht der Sünde. Glaube befreit aus Selbstbezogenheit.“

Für die Reformatoren war es wichtig zu betonen: Gute Taten sind eine Konsequenz des Glaubens. Wer sich nicht mehr um sich selbst dreht, hat ein offenes Herz für andere.

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    Für uns gestorben

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