Europa-Informationen, Ausgabe Nr. 161, September 2019
Für mehr Licht im EU-Förderdschungel: Neues Positionspapier zur Vereinfachung der An-tragstellung im ERASMUS+-Programm
Dorothee Ammermann (Referentin für Jugend- und Bildungspolitik)
Die Beantragung europäischer Fördermittel hält mitunter einige Schwierigkeiten und Herausforderungen für die Antragstellenden bereit. Zwar hat die Europäische Union in den letzten Jahren einige Vereinfachungen im Bereich der Antragstellung im Rahmen der EU-Förderprogramme vorgenommen (nicht zuletzt auf Grund von Positionspapieren des EKD-Büros Brüssel und der Arbeitsgemeinschaft evangelische Jugend), doch noch immer gibt es hier einigen Verbesserungsbedarf. Aus diesem Grund haben sich in diesem Sommer das Netzwerk Europäischer Freiwilligendienstorganisationen (NEVSO), der Deutsche Bundesjugendring, der Bayrische Jugendring, das katholische Büro für Jugend- und Erwachsenenbildung, Eurodiaconia sowie die Kommission der Bischofskonferenzen der EU (COMECE), das EKD-Büro Brüssel und die Arbeitsgemeinschaft evangelische Jugend (aej) zusammengetan, um ein gemeinsames Positionspapier zu verfassen, das Vereinfachungsmöglichkeiten bei der Antragstellung im Erasmus+-Programm (einem EU-Förderprogramm, das unter anderem die Förderung verschiedener Aktivitäten im Bereich Jugendarbeit ermöglicht) aufzeigt. Das Papier beschäftigt sich ganz konkret mit der Antragstellung in Bezug auf Lernmobilitäten für junge Menschen und Fachkräfte der Jugendarbeit, wie sie im Rahmen von Leitaktion 1 des Erasmus+-Programms förderfähig sind.
Die inhaltliche Leitidee und zugleich der Anlass für das Positionspapier war es, das Verfahren der Antragstellung für die Antragstellenden so simpel und effizient wie möglich zu gestalten, um somit einerseits die Attraktivität des Erasmus+-Programmes zu steigern und andererseits die Ar-beitsbelastung für die in der Jugendarbeit Tätigen zu reduzieren.
Unter dieser Maxime entstand die Idee, dass es möglich sein sollte, verschiedene Fragestellungen des Fördermittelantrags zusam-menzulegen. Das würde nicht nur das Antragsformular verkürzen, sondern den Antragstellenden zugleich mehr Klarheit bieten. Denn derzeit gibt es im Rahmen des Antragsverfahrens einige überlappende Fragestellungen. Für eine mögliche Fusion von einzelnen Fragestellungen werden im Rahmen des Papieres konkrete Vorschläge entwickelt.
Des Weiteren geht das Positionspapier auch auf die Möglichkeit der Antragstellung in verschiedenen Sprachen ein. Zwar ist es bereits jetzt möglich einen Antrag im Rahmen des Erasmus+-Programms in verschiedenen Sprachen zu formulieren, leider zeigt sich jedoch in der Praxis, dass die nötigen Antragsformulare oft nur unzureichend übersetzt sind. Oft finden sich in einem deutschen Antrag somit Fragen auf Deutsch und Englisch zugleich. Dies kann auf Seiten der Antragsteller zu Verwirrungen und Unsicherheiten führen. Insofern fordern die Unterzeichner des Papiers, dass die Antragsformulare in den bereitgestellten Sprachfassungen tatsächlich und vollständig übersetzt sind.
Darüber hinaus bietet die Antragstellung im Rahmen des Erasmus+-Programms - Leitaktion 1 derzeit einige begriffliche Unsicherheiten, denn für einige zentrale Begrifflichkeiten wie „Projekt“ oder „Aktivität“ fehlen bislang eindeutige Begriffsdefinitionen. Die EU ist an dieser Stelle aufgefordert, Nachbesserungen zu liefern.
Weiterhin würde es die Antragstellung im Rahmen von Erasmus+ durchaus erleichtern, gäbe es die Möglichkeit, bereits eingereichte Projekte noch einmal für die Bearbeitung zu öffnen und im Anschluss erneut einreichen zu können. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der derzeit hohen Ablehnungsquote von Anträgen sinnvoll und könnte Organisationen die Möglichkeit bieten, ihre Anträge nachzubessern. Dies würde unnötige Mehrarbeit verhindern.
Ein großer Teil der Forderungen im Positionspapier bezieht sich auf die technische Seite der Antragstellung. Hier kam es in den vergangenen Monaten und Jahren häufiger zu Schwierigkeiten u.a. mit der online-Einreichung von Anträgen.
Bislang ist es beispielsweise nur schwer möglich, gleichzeitig mit verschiedenen Personen an einem Antrag zu arbeiten, obwohl dies technisch längst problemlos umsetzbar wäre. Das Fehlen dieser Möglichkeit ist insbesondere vor dem Hintergrund ärgerlich, dass im Rahmen der Antragstellung in aller Regel verschiedene Projektpartner aus verschiedenen Staaten zusammenarbeiten sollen. Insofern würde die Möglichkeit der simultanen Bearbeitung von Anträgen eine signifikante Verbesserung des Antragsprozesses darstellen.
Alles in allem soll das Positionspapier der Europäischen Kommission sachdienliche Hinweise zur Überarbeitung der Antragsformulare im Bereich Erasmus+ - Leitaktion 1 geben und somit dazu beitragen, die Antragstellung für zukünftige Antragstellende zu erleichtern. In diesem Sinne sind weitere gemeinsame Positionspapiere zur Vereinfachung der Antragstellung in den übrigen Leitaktionen des Erasmus+-Programms geplant.
Das Positionspapier im Wortlaut finden Sie unter: http://bit.ly/ekd-NL-161_JBuK-2