Statistik Evangelische Schule - Fakten und Trends 2012 bis 2014

Zahlen zu den beschäftigten Lehrkräften können die Bedeutung evangelischen Schulwesens als Anstellungsträger deutlich machen. Die Daten der ersten Hauptuntersuchung geben einen ersten Einblick und helfen, weitere Fragestellungen zu benennen.

2.8.1 Lehrkräfte nach Geschlecht

Nach der SES-Hauptuntersuchung sind 64,35% der Lehrkräfte an evangelischen allgemeinbildenden Schulen weiblich. Im Vergleich dazu weisen die amtlichen Zahlen für die allgemeinbildenden Schulen in Deutschland im Schuljahr 2012/13 einen Anteil von 71% weiblicher Lehrkräfte aus [16].

Im Vergleich von Grundschulen, Gymnasien und Förderschulen ergibt sich folgender Anteil: An den evangelischen Grundschulen sind 87,03% der Lehrkräfte weiblich, an den evangelischen Gymnasien 54,45% und an den Förderschulen 70,19%. Auch hierzu lassen sich amtliche Zahlen zum Vergleich heranziehen: An allen Grundschulen in Deutschland gilt ein Anteil von 86,7% weiblicher Lehrkräfte, an den Gymnasien ein Anteil von 58,4% und an den Förderschulen ein Anteil von 77% [17]. Die amtlichen Daten weisen vor allem für die östlichen Bundesländer einen höheren Anteil von Frauen im Lehrpersonal aus. Evangelische Schulen hätten nach diesem Bild einen geringeren Anteil an weiblichen Lehrkräften, als es den Daten für alle allgemeinbildenden Schulen in Deutschland entspricht. Für beide Seiten gilt, dass an den Gymnasien der Anteil von Frauen nach wie vor am geringsten ist, sowohl nach den Daten der SES-Hauptuntersuchung wie nach den amtlichen Zahlen für alle Schulen in Deutschland.

Im beruflichen Bereich finden sich die meisten männlichen Lehrkräfte an den Berufsfachschulen, gefolgt von den Fachschulen und den Berufsschulen. An beruflichen Schulen in evangelischer Trägerschaft beträgt der Anteil männlicher Lehrkräfte insgesamt 37,01%. An den Berufsschulen liegt er mit knapp 48% höher, an Fachschulen und Berufsfachschulen mit 35,56% bzw. 32% darunter. Blickt man auf die Fachbereiche, dann ist nur im gewerblich-industriellen Bereich der Anteil der männlichen größer als der der weiblichen Lehrkräfte.

2.8.2 Lehrkräfte nach Beschäftigungsumfang

Der Anteil der vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte beträgt an den evangelischen allgemeinbildenden Schulen nach der SES-Haupterhebung knapp über 49%. An den Grundschulen sind es 30,69%, an den Gymnasien 48,65%. An den beruflichen Schulen beträgt der Anteil der vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte insgesamt 27,45%. 39,06% der Lehrkräfte an evangelischen allgemeinbildenden Schulen sind teilzeitbeschäftigt und 11,89% stundenweise beschäftigt. Der Anteil der Frauen unter den teilzeitbeschäftigten Lehrkräften beträgt 77,41%, unter den Vollzeitbeschäftigten sind es 53,58%. Die amtlichen Zahlen für alle allgemeinbildenden Schulen in Deutschland zeigen, dass von den teilzeitbeschäftigten Lehrkräften 87% Frauen sind. Ihr Anteil unter den vollzeitbeschäftigten Lehrkräften beträgt 62%. An evangelischen Grundschulen sind 51,02% der Lehrkräfte teilzeitbeschäftigt, an evangelischen Gymnasien 41,68% und an evangelischen Förderschulen knapp 27%. Für die allgemeinbildenden Schulen ist zudem festzuhalten, dass die Gymnasien die größten Arbeitgeber im evangelischen Schulbereich sind, gefolgt von den Förderschulen.

An den beruflichen Schulen macht der Anteil der vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte 27,45% aus, stundenweise beschäftigt sind 39,84%. Blickt man auf die Fachbereiche, dann ist nur im gewerblich-industriellen Bereich ist der Anteil der Vollzeitkräfte höher als der der Teilzeitkräfte. Die höchsten Beschäftigungszahlen weist im evangelischen beruflichen Schulwesen der Fachbereich Soziales auf, gefolgt von der Gesundheitspflege und der Altenpflege.

2.8.3 Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte an allgemeinbildenden evangelischen Schulen

Aus den Daten der SES-Hauptuntersuchung lässt sich die durchschnittlich erteilte Stundenzahl der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen errechnen. Danach gilt für Grundschulen eine durchschnittliche Stundenzahl von 27,84 Stunden pro Woche, für Realschullehrkräfte sind es 25,30 Stunden pro Woche, für Lehrer/-innen an Gymnasien ergeben sich 24,58 Stunden pro Woche und für Lehrkräfte an Förderschulen 25,61 Stunden pro Woche.

Da die Pflichtstundenzahl für Lehrkräfte nach Schulart in den Bundesländern schwankt, gibt es keine bundesweit geltenden Vergleichszahlen. Eine Orientierung können die Daten der KMK für 2014/15 bieten, die die Deputatsstunden pro Woche für die einzelnen Bundesländer ausweisen. Danach beträgt das Deputat je nach Bundesland für Grundschulen zwischen 27 und 29 Stunden.

Für Realschulen schwankt der Anteil von 24 bis 28 Deputatsstunden. Lehrkräfte an Gymnasien in Deutschland haben eine Unterrichtsverpflichtung zwischen 23 und 27 Stunden und Förderschullehrkräfte von 25 bis 31 Stunden [18].

2.8.4 Beschäftigungsverhältnis von Lehrkräften an evangelischen Schulen

Die Frage nach der Gewinnung qualifizierter Lehrkräfte für evangelische Schulen ist auch eine Frage nach dem Beschäftigungsverhältnis, das evangelische Schulen anbieten. Die Verbeamtung ist nur bei wenigen evangelischen Schulträgern möglich, die Beurlaubung staatlicher Lehrkräfte an evangelischen Schulen ist als Option auf einzelne Bundesländer bzw. Schularten beschränkt. Es gibt aber durchaus auch Schulträger, wie z. B. die Evangelische Landeskirche in Westfalen, bei denen der Beamtenstatus der Regelfall ist. Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte sind dort als Kirchenbeamte beschäftigt, während weitere 18% Planstellen einnehmen, die in Status und Bezahlung den Beamten gleichgestellt sind. Dieses Verhältnis entspricht auch weitgehend der Situation bei den Beschäftigten im öffentlichen Schuldienst im Land Nordrhein-Westfalen. Doch die Mehrheit der Lehrkräfte an evangelischen Schulen in Deutschland steht bei dem jeweiligen Schulträger in einem Angestelltenverhältnis. Lehrkräfte für evangelische Schulen zu gewinnen, hängt auch davon ab, wie sich die Zahlen der Lehramtsanwärter, deren Einstellungsquote im staatlichen Schuldienst und die Attraktivität evangelischer Schulen entwickeln.

Der Anteil der verbeamteten Lehrkräfte an evangelischen Schulen beträgt nach der SES-Haupterhebung 34,75%. Höher ist ihr Anteil an den Gymnasien (über 42%), an den Grundschulen liegt er mit etwas mehr als 13% darunter. Der Anteil der Frauen an den verbeamteten Lehrkräften ist mit 58,69% geringer, als es ihrem Gesamtanteil an den allgemeinbildenden Schulen (64,35%) entspricht.

Im beruflichen Bereich liegt der Anteil an verbeamteten Lehrkräften bei 7,47%. Wie die Tabelle 28 zeigt, weist der gewerblich-industrielle Bereich mit 30,15% einen deutlich höheren Anteil an Beamten auf als die übrigen Fachbereiche. Der Anteil von Frauen an den verbeamteten Lehrkräften beträgt an den beruflichen Schulen 41,77%, obwohl ihr Gesamtanteil an evangelischen beruflichen Schulen insgesamt 62,98% beträgt.

Lehrkräfte an evangelischen Schulen sind demnach in weit überwiegendem Maße in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt. Es wird zu beobachten sein, ob in den kommenden Jahren der Anteil an Verbeamtungen an evangelischen Schulen weiter zurückgehen wird. Dies ist insbesondere von Interesse im Vergleich zur Entwicklung im Bereich der staatlichen Schulen in den einzelnen Bundesländern.

2.8.5 Lehrkräfte nach Religionszugehörigkeit und Schularten

In diese Tabelle gehen nur die Schulen ein, die Angaben zur Religionszugehörigkeit ihrer Lehrkräfte machen konnten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Träger unterschiedliche Bedingungen an die Einstellung von Lehrkräften stellen. So gilt z. B. für Lehrkräfte an Schulen in Trägerschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers die Zugehörigkeit zu einer evangelischen Kirche als Einstellungsvoraussetzung.

An allgemeinbildenden evangelischen Schulen gehören 94,61% der Lehrkräfte einer christlichen Konfession an, 73% davon sind evangelisch. An beruflichen Schulen in evangelischer Trägerschaft gehören 93,67% der Lehrkräfte einer christlichen Konfession an und 71,47% davon sind evangelisch. Diese Zahlen belegen, dass evangelische Schulen im Blick auf die christliche Zugehörigkeit ihrer Lehrkräfte und den Anteil von Protestanten unter ihnen ein evangelisches Profil faktisch und aussagekräftig gewährleisten können.

2.8.6 Lehrkräfte an evangelischen Schulen nach Altersgruppen

Daten zur Altersstruktur der Lehrkräfte sind für evangelische Schulen aus zwei Gründen von Interesse. Zunächst können altersgemischte Kollegien als ein Qualitätsmerkmal gewertet werden, da eine kontinuierliche Einstellung jüngerer Lehrkräfte den Anschluss an Veränderungen in der Lehrerausbildung sichert und hilft, Belastungen in den Kollegien besser zu verteilen. Die Daten sind zweitens im Vergleich zu Schulen anderer Schulträger, wie sie die amtlichen Daten ausweisen, von Interesse. Dabei geht es darum zu wissen, ob und wann an evangelischen Schulen Pensionierungswellen zu erwarten sind und ob diese gleichläufig oder phasenverschoben zum staatlichen Schulwesen verlaufen. Dies ist wichtig, weil die Chancen für die Gewinnung gut ausgebildeter Lehrkräfte auch von der Nachfrage nach Lehrkräften im staatlichen Schulwesen abhängen.

Zur Altersverteilung an evangelischen Schulen gab es bisher keine bundesweiten Daten. Aus den jetzt vorliegenden Ergebnissen wird ersichtlich, dass an den Schulen, die an der SES-Haupterhebung teilgenommen haben, in den kommenden zehn Jahren 26,36% der Lehrkräfte in Rente bzw. Pension gehen werden. Lehrkräfte im Alter zwischen 30 und 40 Jahren machen 26,89% der zurzeit beschäftigten Lehrkräfte aus, d. h. diese beiden Gruppen sind in etwa gleich stark. Der Mittelbau mit Lehrkräften zwischen 30 bis 50 Jahren umfasst 29,25%.

Greift man einzelne Bundesländer heraus, für die aus der SES-Haupterhebung mehr Daten vorliegen, dann zeigen sich Verschiebungen. In Baden-Württemberg werden in den kommenden zehn Jahren 28,16% der Lehrkräfte ausscheiden, in Niedersachsen 31,01%, in Bayern 33,17% und in Nordrhein-Westfalen 33,35%. Demgegenüber beträgt der Anteil an Lehrkräften, die in den kommenden zehn Jahren an evangelischen Schulen in Sachsen und Thüringen den Schuldienst aus Altersgründen verlassen, 9,46% bzw. 19,04%. Diese Zahlen bestätigen, dass die Kollegien in den östlichen Bundesländern jünger sind als in den westlichen Bundesländern und von daher die Einstellungswellen an evangelischen Schulen unterschiedlich verlaufen werden.

Blickt man auf die Lehrkräfte, die unter 40 Jahre alt sind, so beträgt in Baden-Württemberg deren Anteil 29,29%, in Niedersachsen 22,34%, in Bayern 21,63% und in Nordrhein-Westfalen 24,22%. In Sachsen sind 39,41% der Lehrkräfte unter 40 Jahre alt, in Thüringen 27,95%.

Einen Vergleich der Zahlen aus der SES-Haupterhebung mit den amtlichen Zahlen für alle Schulen in Deutschland zeigen die Abb. 2 und 3. Die amtlichen Zahlen [19] weisen die Altersverteilung der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland für das Schuljahr 2012/13 aus.

Die Grafiken zeigen eine deutliche Verschiebung. An evangelischen allgemeinbildenden Schulen ist der Anteil der Lehrkräfte unter 40 Jahren mit 35,4% höher als an deutschen Schulen insgesamt, wo er nur 29% beträgt. Der Anteil der über 50-Jährigen beträgt an evangelischen Schulen 34,75%, an allen Schulen in Deutschland dagegen 45%. Die Lehrerschaft an evangelischen Schulen ist nach den Daten der SES-Haupterhebung jünger als im Bundesdurchschnitt der allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. An evangelischen Grundschulen beträgt die Gruppe der über 55-Jährigen 9,82% gegenüber einem Anteil von 12,9% an evangelischen Realschulen und 30,08% an evangelischen Gymnasien. D. h. an den Gymnasien ist in den kommenden Jahren mit dem größten Bedarf an Lehrkräften zu rechnen.

Bei den evangelischen Förderschulen liegt der Anteil der über 55-Jährigen bei 26,78%. An den evangelischen beruflichen Schulen beträgt der Anteil der über 55-jährigen Lehrkräfte 31,14%. Bezogen auf die Fachbereiche zeigt sich, dass der Fachbereich Soziales den höchsten Anteil an Lehrkräften hat, die über 55 Jahre alt sind. Hier sind es 32,18%, in der Altenpflege 30,08% und im Gesundheitswesen 26,08%.

2.8.7 Weiteres pädagogisches Personal

Die Statistik Evangelische Schulen erlaubt auch einen Blick darauf, welche pädagogischen Berufsgruppen neben Lehrkräften noch an den Schulen beschäftigt sind. Das ist im Blick auf die Umsetzung des evangelischen Profils ebenso wichtig wie im Blick auf den Ausbau von Ganztagsschulen, inklusiven Schulkonzepten etc.

Konkret ergeben nach der SES-Haupterhebung von 2013 Tabellen 32 und 33 folgendes Bild:

Dabei wird für den allgemeinbildenden Bereich deutlich, dass die Erzieher/-innen die stärkste Gruppe stellen, insbesondere im Grundschulbereich. Schulpfarrer/-innen machen knapp 6,8% des weiteren pädagogischen Personals an evangelischen Schulen aus. Schulpsychologen und -psychologinnen und Schulsozialarbeiter/-innen liegen deutlich darunter.

Für die beruflichen Schulen lässt sich festhalten, dass der Fachbereich Altenpflege und der Fachbereich Soziales einen vergleichsweise hohen Anteil an weiterem pädagogischem Personal beschäftigen. Bezogen auf alle beruflichen Schulen stellen die Schulpfarrer/-innen mit knapp über 32% darunter den größten Anteil. An den evangelischen Schulen des Fachbereichs Soziales sind es über 52%.