Statistik Evangelische Schule - Fakten und Trends 2012 bis 2014
Ergebnisse der Basiserhebung 2012 und der Haupterhebung 2013/14
2.2. Evangelische Schule als öffentliche Schule – allgemeinbildende und berufliche Schulen
Evangelische Schulen verstehen sich als öffentliche Schulen mit evangelischem Profil. Vor allem für die allgemeinen Schulen unter ihnen gilt, dass der Grad an Öffentlichkeit, den die Schulen erreichen, davon abhängt, wie viel an Heterogenität sich mit der Akzeptanz des evangelischen Profils in Einklang bringen lässt - d. h. an evangelischen Schulen sind prinzipiell alle Schülerinnen und Schüler willkommen, aber sie bzw. deren Eltern müssen die evangelische Ausrichtung der Schule akzeptieren und mittragen.
Anhaltspunkte über den Grad an "Öffentlichkeit" geben der Status der staatlichen Anerkennung, der Anteil von Versorgungsschulen unter den evangelischen Schulen sowie die Zusammensetzung der Schülerschaft.
2.2.1 Evangelische Schulen und staatliche Anerkennung
Evangelische Schulen sind überwiegend staatlich anerkannte Schulen. Die Zahlen der Haupterhebung der SES bestätigen diese Aussage. Von 222 allgemeinbildenden Schulen sind 195 staatlich anerkannt, 20 sind Ersatzschulen im Anerkennungsverfahren, sieben sind Ergänzungsschulen. Von diesen sieben Schulen sind drei Förderschulen, zwei sind Grundschulen und je eine ist eine Schule mit mehreren Bildungsgängen und ein Gymnasium. Von 194 beruflichen Schulen sind 181 staatlich anerkannt, acht sind Schulen im Anerkennungsverfahren und fünf Schulen sind Ergänzungsschulen (eine Berufsschule, zwei Berufsfachschulen und zwei Fachschulen).
2.2.2 Evangelische Schulen als Versorgungsschulen
Der Terminus der Versorgungsschule bezieht sich nur auf die allgemeinbildenden Schulen. Er drückt aus, dass eine Schule in evangelischer Trägerschaft mit ihrer jeweiligen Schulart die einzige Schule am Ort/im Umfeld darstellt.
SES Haupterhebung 2013 Tabelle 1: Versorgungsschulen nach Bundesländern
Bundesländer | Schulen insgesamt | davon | |
---|---|---|---|
Versorgungsschulen | in % der Schulen | ||
Baden-Württemberg | 37 | 15 | 40,54 |
Bayern | 22 | 10 | 45,45 |
Berlin | 4 | - | 0 |
Brandenburg | 13 | 2 | 15,38 |
Bremen | - | - | - |
Hamburg | 3 | - | 0 |
Hessen | 10 | 2 | 20 |
Mecklenburg-Vorpommern | 11 | 4 | 36,36 |
Niedersachsen | 26 | 8 | 30,76 |
Nordrhein-Westfalen | 23 | 7 | 30,43 |
Rheinland-Pfalz | 5 | 3 | 60 |
Saarland | - | - | - |
Sachsen | 30 | 4 | 13,33 |
Sachsen-Anhalt | 19 | 2 | 10,52 |
Schleswig-Holstein | - | - | - |
Thüringen | 19 | 5 | 26,31 |
Insgesamt | 222 | 62 | 27,92 |
In der SES-Haupterhebung haben von 222 Schulen 62 angegeben, Versorgungsschulen zu sein, das sind 27,92%. Davon sind 26 Schulen Förderschulen, das entspricht 41,93% der Versorgungsschulen in evangelischer Trägerschaft. Tabelle 1 der Haupterhebung zeigt, dass der Anteil der Versorgungsschulen in Bayern und Baden-Württemberg hoch ist, was damit korrespondiert, dass hier auch der Anteil evangelischer Förderschulen hoch ist. Auch die Zahlen aus Niedersachsen bestätigen diesen Zusammenhang. Zu fragen ist, ob in Zukunft evangelische allgemeine Schulen vermehrt zu Versorgungsschulen werden. Einen solchen Status haben z. B. von jeher einzelne evangelische Traditionsgymnasien in ländlichen Gebieten. Insbesondere ist mittelfristig und langfristig zu beobachten, ob sich aufgrund der demografischen Entwicklung z. B. auch in östlichen Bundesländern evangelische Schulen als Versorgungsschulen etablieren werden.
SES Haupterhebung Tab. 2: Anteil Förderschulen unter den Versorgungsschulen
Bundesländer | Schulen insgesamt | davon | |
---|---|---|---|
Versorgungsschulen | Förderschulen | ||
Baden-Württemberg | 37 | 15 | 5 |
Bayern | 22 | 10 | 6 |
Berlin | 4 | - | - |
Brandenburg | 13 | 2 | 1 |
Bremen | - | - | - |
Hamburg | 3 | - | - |
Hessen | 10 | 2 | 1 |
Mecklenburg-Vorpommern | 11 | 4 | - |
Niedersachsen | 26 | 8 | 5 |
Nordrhein-Westfalen | 23 | 7 | 3 |
Rheinland-Pfalz | 5 | 3 | 1 |
Saarland | - | - | - |
Sachsen | 30 | 4 | - |
Sachsen-Anhalt | 19 | 2 | 1 |
Schleswig-Holstein | - | - | - |
Thüringen | 19 | 5 | 3 |
Insgesamt | 222 | 62 | 26 |
2.2.3 Schüler/-innen mit Migrationshintergrund und ausländische Schüler/-innen an evangelischen Schulen
Angaben zum Migrationshintergrund von Schüler/ -innen sind in der SES-Hauptuntersuchung als Schätzung der Schulen abgefragt worden, waren aber nicht verpflichtend. Erhebungen der amtlichen Statistik verzichten ganz auf diese Kategorie und fragen nur nach dem Anteil von ausländischen Schüler/-innen.
2.2.3.1 Anteil Schüler/-innen mit Migrationshintergrund
Der Anteil von Schüler/-innen mit Migrationshintergrund beträgt an allgemeinen evangelischen Schulen 5,91%, an Förderschulen 6,06% und an beruflichen Schulen 6,94%.
Bei den allgemeinen Schulen ist der Anteil am höchsten an den Realschulen mit über 10%. Schulen mit mehreren Bildungsgängen (über 7%), aber auch die Integrierten Gesamtschulen (über 6%) liegen darunter. Da Integrierte Gesamtschulen in der Haupterhebung unterrepräsentiert sind, könnten künftige Erhebungen diese Zahlen korrigieren. Die evangelischen Grundschulen weisen einen Anteil von 4,33% Kindern mit Migrationshintergrund auf. (Kollegs und Abendschulen fallen wegen der geringen Anzahl aus dieser Aufstellung heraus). Die Gymnasien haben einen Anteil von knapp 5%. An den Förderschulen stammen rund 6% der Schüler/-innen aus Familien mit Migrationshintergrund.
Bei den beruflichen Schulen finden wir einen Anteil von über 7% an Schüler/-innen mit Migrationshintergrund, an Fachschulen und Fachakademien liegt der Anteil bei rund 4,5%.
2.2.3.2 Anteil an ausländischen Schüler/-innen
Zunächst ist festzuhalten, dass von 23,27% der Schüler/-innen an allgemeinbildenden evangelischen Schulen die Staatsangehörigkeit unbekannt ist. An den beruflichen evangelischen Schulen gilt dies für 10,60% der Schüler/-innen. Damit sind Angaben zum Anteil ausländischer Schüler/-innen nur bedingt aussagekräftig und werden hier exemplarisch nur für die beruflichen Schulen benannt.
Nach den vorliegenden Angaben liegt der Anteil ausländischer Schüler/-innen an evangelischen Schulen unter dem geschätzten Anteil der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund. Der höchste Anteil an ausländischen Schüler/-innen wird mit knapp über 7% von den beruflichen Schulen ausgewiesen. Bezogen auf die Fachbereiche beträgt der Anteil im Fachbereich Hauswirtschaft 19,36%, gefolgt von der Altenpflege mit über 12% und den Schulen aus dem gewerblichindustriellen Bereich mit 11,88%. Der Anteil an ausländischen Schüler/-innen im Bereich Soziales liegt bei knapp 2%.
2.2.3.3 Vergleich Anteil ausländischer Schüler/-innen nach den Zahlen der amtlichen Statistik und der SES-Haupterhebung
Ein Vergleich der Daten der SES-Haupterhebung mit den Daten der amtlichen Statistik scheint auf der gegenwärtigen Datenbasis noch nicht sinnvoll. Er ist aber für künftige Erhebungen anzustreben, um die Entwicklung von evangelischen Schulen als öffentliche Schulen einschätzen zu können. Die amtlichen Daten für das Schuljahr 2012/13 [6] weisen für die allgemeinbildenden Schulen in Deutschland insgesamt einen Anteil von 7% ausländischer Schüler/-innen aus. Im Primarbereich betrug der Prozentsatz 6%, im Sekundarbereich I sind es 8% und im Sekundarbereich II 5%. 32% der Schüler/-innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft besuchten im Schuljahr 2012/13 im Bereich der Sekundarstufe I eine Hauptschule, 24% eine Realschule, 18% eine IGS und 17% der ausländischen Schülerschaft in der Sekundarstufe I besuchten ein Gymnasium.
2.2.3.4 Schüler/-innen mit Migrationshintergrund und ausländische Schüler/-innen nach Bundesländern
Die vorliegenden Daten der SES-Hauptuntersuchung deuten an, dass der größte Anteil von Schüler/-innen mit Migrationshintergrund an evangelischen Schulen in Nordrhein-Westfalen zu finden ist, während in den östlichen Bundesländern der Anteil eher marginal ist, was aber auch dem insgesamt geringen Anteil von Familien mit Migrationshintergrund in diesen Bundesländern entsprechen würde. Für genauere Aussagen und eine Aufteilung nach Bundesländern ist eine repräsentative Datenlage für die einzelnen Bundesländer, die auch eine Relation zu amtlichen Daten ermöglicht, in künftigen Erhebungen abzuwarten. Das schließt Antworten auf die Frage nach der Zusammensetzung der Schülerklientel in den verschiedenen Schularten ein. Gibt es auffallende Unterschiede? Wie entwickeln sich die Prozentzahlen an den Gesamt- und Gemeinschaftsschulen im Vergleich zu den Gymnasien etc.? Wichtig ist dabei insbesondere der Vergleich zu Schulen in staatlicher Trägerschaft und zu anderen freien Trägern.
Ähnliches gilt für Aussagen zum Anteil ausländischer Schüler/-innen in den verschiedenen Bundesländern. Auch dabei deutet sich an, dass in Nordrhein-Westfalen der Anteil an ausländischen Schüler/-innen an evangelischen Schulen relativ hoch ist.
Die SES-Haupterhebung zeigt zudem die Herkunftsländer der ausländischen Schüler/-innen an evangelischen Schulen an. Den größten Anteil stellt die Türkei, mit deutlichem Abstand dahinter folgen Italien, Russland und Polen.
An den beruflichen Schulen, die an der SES-Haupterhebung teilgenommen haben, kommen 937 Schüler/-innen aus Europa und 156 von den anderen Kontinenten. Von den Schüler/-innen aus Europa stammen fast die Hälfte aus Nicht-EU-Staaten, nämlich 622 Schüler/-innen. Unter den EU-Staaten führt Italien die Liste mit 139 Schüler/-innen an. Bei den Nicht-EU-Staaten steht die Türkei an der Spitze der Herkunftsländer, 415 von 622 ausländischen Schüler/-innen kommen von dort. Bezogen auf die Fachbereiche ist der höchste Anteil der ausländischen Schüler/-innen, die aus Europa stammen, an den Schulen des gewerblich-industriellen Bereichs zu finden (45,67% ). 20,17% gehen auf Schulen der Altenpflege. Von den Schüler/-innen aus dem außereuropäischen Bereich finden sich die meisten an Schulen der Altenpflege, hier ist vor allem der Anteil von Schüler/ innen aus Asien relativ hoch.