Statistik Evangelische Schule - Fakten und Trends 2012 bis 2014

Ergebnisse der Basiserhebung 2012 und der Haupterhebung 2013/14

2.3. Evangelische Schulen als Lern- und Lebensraum: Schulorganisation und Betreuungsangebot an evangelischen Schulen

2.3.1 Evangelische allgemeinbildende Schulen als Ganztagsschulen

Die Zahl der Ganztagsschulen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Durch ihre Organisationsform bieten sie pädagogische Besonderheiten, die auch im Blick auf die Entwicklung zu einem inklusiven Schulsystem von Interesse sind. Die SES soll daher über die Jahre hinweg Aufschluss geben, wie sich die Verbreitung der Ganztagsschule im evangelischen Schulwesen entwickelt. Wie häufig sind gebundene Ganztagsschulen, wo sind sie vor allem zu finden? Richtet das evangelische Schulwesen Ganztagsschulen in gleichem Umfang ein wie das staatliche Schulwesen, verlaufen die Entwicklungen verschieden und zeigen sich Unterschiede zwischen den Bundesländern?

2.3.1.1 Evangelische Ganztagsschulen und Zahl der Schüler/-innen an evangelischen Ganztagsschulen nach Schulart

Von 219 evangelischen allgemeinbildenden Schulen, die in der Haupterhebung diese Frage beantwortet haben, sind 112 Ganztagsschulen (GTS), d. h. 51,14%. Davon sind 54 gebundene GTS, d. h. 48,21%.

Bei den Grundschulen macht der Anteil der Ganztagsschulen 59,09% aus, gebundene GTS sind davon 46,15% . Der Anteil an Ganztagsschulen im Bereich der Gymnasien liegt bei 52,27% , in gebundener Form sind es 17,39% . Bei den Schulen mit mehreren Bildungsgängen beträgt der Anteil an Ganztagsschulen 81,81% , davon gebundene GTS 33,3% . 40,67% der Förderschulen sind Ganztagsschulen, darunter in gebundener Form 79,16% . Bei den Grundschulen weisen 81% der Schulen auch andere Formen der Nachmittagsbetreuung auf. Ähnliches gilt für die Gymnasien, hier sind es über 84%.

Zu den Schülerzahlen an den evangelischen Ganztagsschulen lässt sich zum jetzigen Stand festhalten, dass nach den hier vorliegenden Zahlen über die Hälfte der Schüler/-innen, die an eine evangelische Schule gehen, eine Form von Ganztagsbeschulung erfahren. Über die Hälfte davon besuchen Schulen mit offenem Ganztagsbetrieb.

SES Haupterhebung Tab. 6: Schulen und Schüler/innen nach Schulorganisation und Schularten: allgemeinbildende Schulen

Schulorganisation / Schulart Schulen insgesamt darunter
Ganztagsschulen (GTS)
zusammen davon darunter
offene GTS gebundene GTS teilweise gebundene GTS andere Form der GTS andere Formen der Nachmittags­/ Ganztagsbetreuung mit Internat verbunden in derselben Trägerschaft
GS 66 39 14 18 4 3 54 2 1
O-Stufe 1 - - - - - 1 0 0
HS 8 3 2 1 - - 5 2 2
SmmBg 11 9 4 3 1 1 5 2 2
RS 27 11 5 6 - - 17 8 8
Gy 44 23 15 4 4 - 37 16 15
IGS 3 3 - 3 - - 3 0 0
FöS 59 24 2 19 1 2 22 23 23
Insgesamt 219 112 42 54 10 6 144 53 51

2.3.1.2 Vergleich mit den Zahlen des deutschen Schulwesens insgesamt

Die KMK weist für 2012 bezogen auf die einzelnen Schularten den Anteil der Schulen mit Ganztagsschulbetrieb an allen allgemeinbildenden Schulen wie folgt aus: [7]

  • Grundschulen: 49,8%
  • Schularten mit mehreren Bildungsgängen: 74,2%
  • Gymnasien: 56,8%
  • Förderschulen: 65,7%
  • Freie Waldorfschulen: 63,7%

Die Daten der SES-Hauptuntersuchung deuten an, dass mehr evangelische Grundschulen im Vergleich mit allen Grundschulen in Deutschland Ganztagsschulen sind. Auch bei den Schulen mit mehreren Bildungsgängen liegt nach den Zahlen der SES der Anteil an Ganztagsschulen etwas höher. Evangelische Gymnasien sind dagegen zu einem leicht geringeren Anteil Ganztagsschulen, evangelische Förderschulen sind zu einem deutlich geringeren Anteil Ganztagsschulen, als dies im Vergleich aller Förderschulen in Deutschland zutrifft.

2.3.1.3 Evangelische Ganztagsschulen nach Bundesländern

Aussagen zur Verteilung von evangelischen Ganztagsschulen auf die Bundesländer und ein Vergleich mit entsprechenden amtlichen Daten der KMK können aufgrund der bereits erwähnten eingeschränkten Repräsentativität der SES-Haupterhebung zunächst nur erste wichtige Hinweise geben. In den Bundesländern liegt danach der Prozentsatz von Ganztagsschulen in evangelischer Trägerschaft teilweise unter dem Anteil der Ganztagsschulen in staatlicher Trägerschaft. Das gilt für rund die Hälfte der Bundesländer. So ist in Bayern der Anteil von Ganztagsschulen in evangelischer Trägerschaft geringer, Ähnliches gilt für Sachsen. Thüringen weist im Vergleich zu staatlichen Schulen einen höheren Anteil an evangelischen Ganztagsschulen auf. Diese Relationen sind im Blick zu behalten und über die kommenden Jahre in den Erhebungen zu verfolgen.

SES Hauptuntersuchung Tab. 7: Verteilung der evan gelischen Ganztagsschulen nach Bundesländern – allgemeinbildende und berufliche Schulen

Bundesland Schulen darunter GTS
insgesamt zusammen davon andere Formen der Nachmittags­/ Ganztagsbetreuung mit Internat verbunden darunter Internat in ders. Trägerschaft
offene GTS gebundene GTS teilweise gebundene GTS andere Form der GTS
Baden-Württemberg 95 13 4 9 - - 21 7 7
Bayern 58 3 1 1 1 - 19 9 9
Berlin 8 4 3 1 - - 3 - -
Brandenburg 17 10 3 4 2 1 9 4 4
Bremen - - - - - - - - -
Hamburg 4 2 - - 1 1 3 - -
Hessen 21 3 2 - 1 - 6 3 3
Mecklenburg­Vorpommern 11 9 4 1 1 3 9 1 1
Niedersachsen 59 14 9 5 - - 15 12 11
Nordrhein­Westfalen 48 9 9 - - 10 10 10
Rheinland­Pfalz 7 2 - 2 - - 4 2 2
Saarland 1 - - - - - - - -
Sachsen 38 19 8 7 3 1 21 2 2
Sachsen­Anhalt 22 6 5 1 - - 15 2 2
Schleswig­Holstein - - - - - - - -
Thüringen 27 18 3 14 1 - 9 1 -
Insgesamt 416 112 42 54 10 6 144 53 51

SES Hauptuntersuchung Tab. 8: Anteil evangelischer allgemeinbildender Ganztagsschulen nach Bundesländern im Vergleich zum Prozentsatz von Ganztagsschulen in staatlicher Trägerschaft (Stand 2012)

Bundesland Ev. GTS in % GTS in staatlicher Trägerschaft in % GTS in privater Trägerschaft in % einschließlich ev. Träger)
Baden-Württemberg 35,13 28,4 50,4
Bayern 13,63 45,2 65,7
Berlin* 100 87,3 88,6
Brandenburg* 76,92 53,1 77,1
Bremen - 43,3 26,3
Hamburg 66,6 70,8 50,0
Hessen 30 49,9 k.A.
Mecklenburg-Vorpommern* 81,81 39,3 59,5
Niedersachsen 53,84 51,3 k.A.
Nordrhein-Westfalen 39,13 72,0 47,0
Rheinland-Pfalz 40 67,8 63,5
Saarland - 95,3 85,7
Sachsen 63,3 98,6 83,8
Sachsen-Anhalt 31,57 26,3 k.A.
Schleswig-Holstein - 59,6 22,5
Thüringen 94,73 75,2 90,3
Insgesamt 50,45 56,3 61,9

Quelle: KMK Statistik GTS, Anhang, S. 2 und S. (Zugriff: 26.10.2015).
* Für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind die Daten für evangelische Schulen nicht aussagekräftig.

SES Hauptuntersuchung Tab. 9: Betreuungsangebote an evangelischen allgemeinbildenden Schulen

Schulorganisation / Schulart Schulen insgesamt davon
mit Betreuung vor der Unterrichtszeit mit Betreuung nach der Unterrichtszeit ohne Angebote
GS 66 43 45 19
O-stufe 1 1 1 -
HS 8 3 1 4
SmmBg 11 3 5 6
RS 27 6 9 17
Gy 44 6 16 28
IGS 3 2 - 1
FöS 59 18 17 40
Insgesamt 219 82 94 115

2.3.2 Betreuungsangebote an evangelischen allgemeinbildenden Schulen

Angaben zu Betreuungsangeboten an evangelischen Schulen geben einen Aufschluss darüber, wie sehr sich evangelische Schulen bemühen, familienfreundlich zu sein und Kinder auch außerhalb des Unterrichts zu fördern. Insofern sind diese Angaben auch eine Ergänzung zu den Themenbereichen Evangelisches Profil, Evangelische Schulen und Bildungsgerechtigkeit sowie Evangelische Schule als Lebensraum.

Bezogen auf die Schülerzahlen hätten knapp 59% der Schüler/-innen der evangelischen allgemeinbildenden Schulen, die an der Haupterhebung teilgenommen haben, keinen Zugang zu Betreuungsangeboten (vgl. Tabelle 9). An den Grundschulen betrifft dies nur 24,76% der Schüler/-innen.

2.3.3 Sachausstattung evangelischer Schulen - allgemeinbildende und berufliche Schulen

Schule als Lern­ und Lebensraum definiert sich auch durch die Sachausstattung, die die Schulen aufweisen. Schulgebäude, Klassenräume und deren Ausstattung können das evangelische Profil und die pädagogischen Anliegen einer Schule unterstützen. So hilft ein Andachtsraum, religiöses Leben an der Schule erfahrbar zu machen. Angemessene Elternsprechräume unterstützen den Wunsch nach einer guten Zusammenarbeit mit den Eltern und die Nutzung digitaler Medien kann ein wichtiges Element zur Umsetzung der individuellen Förderung im Unterricht sein. Für Schulen aus dem beruflichen Bereich sind digitale Medien wichtig, um die Selbstlernkompetenz zu stärken.

Für die beruflichen Schulen gibt Tabelle 11 Aufschluss gemäß der Anordnung der Schulen nach Fachbereichen.

Die Angaben zur Sachausstattung der Schulen geben nicht nur Aufschluss über generelle Standards im evangelischen Schulwesen, die im Vergleich zu staatlichen oder Schulen anderer freier Träger von Relevanz sind. Sie zeigen auch auf, ob es Unterschiede zwischen den Schularten gibt. Die Daten helfen darüber hinaus, künftige Investitionsbedarfe zu ermitteln. So wird z. B. die Entwicklung im Einsatz von digitalen Medien für das schulische Lernen zu verfolgen sein. Solche Daten werden bereits im internationalen Kontext erhoben, wie die International Computer and Information Literacy Study (ICILS) [8] zeigt, die in 19 Ländern auf verschiedenen Kontinenten durchgeführt wurde. Untersucht wurde unter anderem, wie häufig Lehrkräfte Computer im Unterricht nutzen. Für Deutschland haben sich im Vergleich zu den anderen Teilnehmerstaaten die niedrigsten Werte ergeben [9]. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Aber die Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien bzw. entsprechenden Zugangsmöglichkeiten ist zumindest ein erster Indikator und wurde deswegen in die SES aufgenommen. So können Hinweise gewonnen werden, wie sich der Einsatz digitaler Medien und die Nutzung entsprechender Lernplattformen an evangelischen Schulen entwickeln, ob man eine Vorreiterrolle einnimmt oder eher hinter Schulen anderer Träger zurückfällt.

SES Haupterhebung Tab. 10 : Schulen nach Sachausstattung und Schularten, allgemeinbildende Schulen

Sachausstattung / Schulart insgesamt darunter mit Keine
Bibliothek Andachtsraum Sporthalle Sportplatz Hardware und Internetzugang in jedem Unterrichtsraum Notebook für alle Schüler/­innen Mensa Smartboard Elternsprechräume Therapieräume Werkstätten Labore
Allgemeinbildende Schulen* 220 163 95 150 101 123 12 130 64 117 63 110 41 3
davon GS 66 53 30 35 16 42 3 39 10 26 14 28 3 2
HS 8 3 2 5 3 2 - 4 1 5 2 3 1 -
SmmBg 11 9 3 8 5 6 - 7 4 5 2 6 6 -
RS 27 17 15 17 16 16 2 22 6 14 3 15 4 1
Gy 44 42 30 41 29 25 5 38 27 29 6 17 21 -
IGS 3 2 1 3 3 2 1 3 1 3 1 2 1 -
FöS 59 35 12 40 28 27 1 15 14 33 35 38 5 -
Kollegs 2 2 2 1 1 1 - 1 1 1 - - - -

SES Hauptuntersuchung Tab. 11: Berufliche Schulen nach Sachausstattung und Fachbereichen

Sachausstattung / Fachbereich insgesamt darunter mit
Bibliothek Andachtsraum Sporthalle Sportplatz Hardware und Internetzugang in jedem Unterrichtsraum Notebook für alle Mensa Smartboard Elternsprechräume Therapieräume Werkstätten Labore
Altenpflege 43 35 10 3 2 19 4 13 3 8 9 8 4
Gesundheitswesen 40 35 11 3 4 26 2 21 8 6 15 14 4
Heilerziehungspflege 16 15 5 2 1 9 3 4 6 2 5 6 -
Hauswirtschaft 7 3 1 5 2 2 1 6 - 2 1 7 2
Gewerblich-industriell 21 5 7 15 12 12 - 13 3 7 7 16 3
Soziales 53 45 36 29 13 26 3 36 7 25 10 42 7
Weitere 14 9 3 7 6 6 3 9 1 3 1 8 2
Insgesamt 194 47 73 64 40 100 16 2 28 53 48 101 22

Von besonderem Interesse für evangelische Schulen sind jene Ausstattungsmerkmale, die die Ausbildung und Umsetzung des Profils evangelischer Schulen unterstützen. Das gilt, wie oben erwähnt, für das Vorhandensein eines Andachtsraums. Tabelle 10 zeigt, dass von 220 evangelischen allgemeinbildenden Schulen, die hierzu Auskunft gaben, 95 einen Andachtsraum besitzen, das sind etwas über 43%. Dabei bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Schularten. Evangelische Förderschulen besitzen zu 20,33% einen Andachtsraum. Dagegen sind 45,45% der evangelischen Grundschulen mit einem Andachtsraum ausgestattet und bei den Gymnasien sind es 68,18% . Unter den beruflichen Schulen besitzen 37,6% der Schulen einen Andachtsraum. Hier zeigt die Unterscheidung nach Fachbereichen (Tabelle 11) deutliche Unterschiede. Während 67,92% der Schulen des Fachbereichs Soziales einen Andachtsraum besitzen, gilt dies nur für 27,5% des Fachbereichs Gesundheitswesen und 23,25% des Bereichs der Altenpflege.

Wenn man die Daten vergleicht, wird deutlich, dass zwei Schularten im Blick auf profilrelevante Ausstattungsmerkmale besonders herauszustellen sind: Im beruflichen Bereich ist es der Fachbereich Soziales (Erzieher/innenausbildung) und im allgemeinbildenden Bereich sind es die Gymnasien.

Herausgegriffen sei auch das Ausstattungsmerkmal "Elternsprechzimmer". Denn Elternarbeit und Elternberatung sind wichtige Programmpunkte in fast allen Leitbildern und Schulprogrammen evangelischer allgemeinbildender Schulen. Elternsprechräume besitzen 52,7% aller allgemeinbildenden evangelischen Schulen, also etwas mehr als die Hälfte. Vergleicht man Grundschulen, Gymnasien und Förderschulen, so zeigt sich, dass wiederum die Gymnasien besonders gut ausgestattet scheinen. 65,9% haben ein Elternsprechzimmer gegenüber 39,39% der Grundschulen und 55,92% der Förderschulen.

Es ist in den Folgejahren zu prüfen, ob der Eindruck, dass im evangelischen allgemeinbildenden Schulwesen vor allem die Gymnasien in der Ausstattung "vorn" liegen (vgl. die Zahlenwerte bei den verschiedenen Punkten in Tab. 10), bestätigt oder korrigiert wird.

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