Statistik Evangelische Schule - Fakten und Trends 2012 bis 2014
Ergebnisse der Basiserhebung 2012 und der Haupterhebung 2013/14
3. Fazit
Nicht alle Daten, die bei der SES-Haupterhebung gewonnen wurden, sind auch in diesen Bericht eingegangen. Dieser beschränkt sich auf jene Angaben, die auf eine breitere Basis zurückgeführt werden können bzw. Anhaltspunkte liefern für anstehende Fragen, die bei kommenden Erhebungen besonders zu berücksichtigen sind. Als Ergebnisse lassen sich festhalten:
Basisdaten
- Evangelische Schulen sind nicht nur im allgemeinbildenden, sondern auch im beruflichen Schulwesen stark vertreten.
- Unter den allgemeinbildenden Schulen stellen die Grundschulen die stärkste Gruppe, gefolgt von den Förderschulen. Im Bereich der allgemeinen Schulen haben die Grundschulen seit der Wende die Gymnasien als stärkste Schulart gemessen an der Anzahl der Schulen überholt.
- Das evangelische berufliche Schulwesen hat seinen Schwerpunkt in den Bereichen der Altenpflege, des Gesundheitswesens und des Sozialen.
- Evangelische Schulträger sind vor allem in Vereinen und gGmbHs organisiert, sie unterhalten mehrheitlich eine Schule und ordnen sich mehrheitlich der Diakonie zu.
Evangelische Schulen als öffentliche Schulen
- Evangelische Schulen sind staatlich anerkannte Schulen. Mit Ausnahme der Förderschulen sind sie nur in geringem Maße Versorgungsschulen.
- Evangelische Schulen haben im Vergleich zu staatlichen Schulen einen geringeren Anteil an Schüler/-innen mit Migrationshintergrund und an ausländischen Schüler/-innen. Diese Angaben sind aber bei weiteren Erhebungen mit repräsentativer Beteiligung aller Bundesländer und Schularten zu überprüfen.
Evangelische Schulen als Lern- und Lebensraum
- Evangelische Schulen sind nach den vorliegenden Daten zu einem leicht geringeren Anteil Ganztagsschulen, als es der Entwicklung im gesamten deutschen Schulwesen entspricht. Bei den allgemeinen Schulen dominiert die offene Ganztagsschule gegenüber der gebundenen Ganztagsschule. Andere Formen von Nachmittagsbetreuung sind an evangelischen Schulen häufig zu finden. Die Entwicklung der gebundenen Ganztagsschule ist bei den weiteren Erhebungen im Blick zu behalten. Ebenso ist künftig eine genauere Unterscheidung zwischen den Bundesländern anzustreben.
- Evangelische Schulen bieten verschiedene Betreuungsangebote an, vor allem die Grundschulen haben einen hohen Anteil an Angeboten vor und nach der Unterrichtszeit.
- Die Sachausstattung evangelischer Schulen ist nach notwendigen Standards zu befragen. Die Unterschiede zwischen den Schularten sind zu verfolgen und zu diskutieren. Gymnasien scheinen nach der SES-Haupterhebung besonders gut ausgestattet zu sein. Bei den beruflichen Schulen sind profilrelevante Ausstattungsmerkmale besonders häufig im Fachbereich Soziales zu finden.
Evangelische Schule als inklusive Schule
- Evangelische allgemeine Schulen nehmen ein breites Spektrum von Schüler/-innen mit besonderem Förderbedarf auf. Auffallend sind die Unterschiede in den Bundesländern, was aber der schulpolitischen Gesamtsituation entspricht.
Evangelisches Profil
- Evangelische Schulen weisen eine Vielfalt von Profilmerkmalen auf. Schulgottesdienste sind in fast allen Schulen selbstverständlich, die Schulseelsorge ist an über der Hälfte der Schulen etabliert und die Schulsozialarbeit erreicht etwas mehr als ein Viertel der Schulen. Den größten Anteil von Schulen ohne spezifische evangelische Profilmerkmale weisen die Förderschulen auf. Das korrespondiert damit, dass Förderschulen in evangelischer Trägerschaft zu einem hohen Anteil Versorgungsschulen sind. Auf der anderen Seite sind es die Gymnasien und die beruflichen Schulen des Fachbereichs Soziales, die einen hohen Anteil an evangelischen Profilmerkmalen aufweisen.
- Der Religionsunterricht ist an evangelischen Schulen fester Bestandteil im Schulcurriculum. Im allgemeinbildenden Bereich ist die Teilnahme am evangelischen RU an 60% der Schulen verpflichtend, am stärksten trifft das auf Grundschulen zum, am wenigsten auf Gymnasien. Diese bieten zu 56% auch katholischen RU an. Katholischer RU wird vor allem dort angeboten, wo auch der Anteil der katholischen Bevölkerung im jeweiligen Bundesland besonders hoch ist.
- Kooperativer RU und andere Formen des RU sind relativ selten an evangelischen Schulen vertreten, ebenso ist islamischer RU bisher kaum ein Thema, was aber der Gesamtsituation in Deutschland entspricht. Bei künftigen Erhebungen mit stärkerer Beteiligung der evangelischen Integrierten Gesamtschulen könnten sich in den Ergebnissen Verschiebungen ergeben. An den beruflichen Schulen ist der RU in den Bildungsplänen der Länder unterschiedlich verankert und in einer schwierigeren Situation. Nach der SES-Haupterhebung bieten 58,24% der evangelischen beruflichen Schulen evangelischen RU an, davon ist an 65,48% der Schulen die Teilnahme am evangelischen RU verpflichtend.
Schulbetrieb an evangelischen Schulen
- An evangelischen Schulen sind jahrgangsübergreifende Lerngruppen an 22,37% der allgemeinbildenden Schulen durchgehendes Merkmal der Unterrichtsstruktur.
- Bildet man eine Durchschnittszahl, dann sind evangelische allgemeinbildende Schulen im Vergleich zu staatlichen Schulen kleiner, was aber nichts darüber aussagt, dass ggf. sehr kleine Schulen sehr großen Schulen gegenüberstehen und zu diesem Mittelwert führen. Allerdings gibt es in Deutschland wenige evangelische Schulen mit über 800 Schüler/-innen.
- Blickt man auf die Schülerzahlen der SES-Haupterhebung, dann gehen über 50% der Schüler/-innen an evangelischen allgemeinbildenden Schulen auf ein evangelisches Gymnasium. Nach diesem Kriterium sind Gymnasien nach wie vor die wichtigste Schulart.
- Evangelische Schulen werden von Jungen und Mädchen in etwa zu gleichen Teilen besucht. Auswirkungen einer früheren Epoche, in der konfessionelle Schulen vor allem Mädchenschulen waren, sind im evangelischen allgemeinbildenden Schulbereich nicht mehr zu finden. Die Zusammensetzung der Schülerschaft nach Geschlecht ist an evangelischen Schulen weitgehend identisch mit der an staatlichen Schulen.
- Aussagen zu Klassengrößen zeigen keine Auffälligkeiten zur Klassenstärke an staatlichen Schulen.
Schulerfolg
- Evangelische Schulen scheinen ihre Schüler/-innen in hohem Maße zu Abschlüssen zu führen. Im Vergleich der Schularten der allgemeinen Schulen deutet sich an, dass der Mittlere Abschluss vor allem an evangelischen Realschulen erreicht wird, die eine hohe Erfolgsrate aufweisen. Integrierte Gesamtschulen und Schularten mit mehreren Bildungsgängen sind besonders erfolgreich, wenn es um die Verhinderung von Schulabgängen ohne Abschluss geht. Für diese Angaben ist aber noch eine breitere bzw. repräsentative Datenbasis zur Überprüfung anzustreben. Die guten Schulleistungen der Mädchen im Vergleich zu den Jungen, die für das gesamte deutsche Schulwesen festzustellen sind, bestätigen sich auch an evangelischen Schulen.
- An evangelischen beruflichen Schulen bleiben 10,05% der Schüler/-innen ohne Abschluss. Darunter ist die Zahl der Schüler doppelt so hoch wie die der Schülerinnen. Fachschulen und Berufsfachschulen haben eine besonders hohe Erfolgsquote.
Beschäftigte an evangelischen Schulen
- Wie im staatlichen Schulwesen gilt auch für evangelische Schulen, dass das Lehramt vor allem von Frauen ausgeübt wird. An evangelischen Schulen scheint deren Anteil mit 64,35% etwas geringer als an staatlichen Schulen zu sein (71%). Über 87% der Lehrkräfte an evangelischen Grundschulen sind Frauen, an evangelischen Gymnasien sind es 54,45%.
- Ebenfalls ein Phänomen aller Schulen in Deutschland ist der hohe Anteil an teilzeitbeschäftigten Lehrkräften. Die evangelischen Schulen machen auch hier keine Ausnahme. Nur knapp über 49% der Lehrkräfte an evangelischen allgemeinbildenden Schulen arbeiten Vollzeit, an den beruflichen Schulen sind es nur 27,45%. Auch in der Unterrichtsverpflichtung gibt es keine Auffälligkeiten im Vergleich evangelischer und staatlicher Schulen.
- Unterschiede sind dagegen im Beschäftigungsverhältnis festzuhalten, was allerdings trägerabhängig zu differenzieren ist. Insgesamt gesehen sind 34,75% der Lehrer/-innen an evangelischen allgemeinbildenden Schulen verbeamtet. Ein höherer Anteil mit über 42% findet sich an evangelischen Gymnasien, an Grundschulen sind es dagegen nur 13%. An beruflichen Schulen sind 7,47% der Lehrkräfte verbeamtet. Es wird abzuwarten sein, wie hier - auch im Vergleich zu Entscheidungen der Länder - die Entwicklung an evangelischen Schulen in den kommenden Jahren sein wird.
- Die Daten zur Religionszugehörigkeit der Lehrkräfte machen deutlich, dass das evangelische Profil der Schulen von einem hohen Grad an christlichen und darunter vor allem evangelischen Lehrkräften getragen wird. Über 90% der Lehrkräfte an evangelischen Schulen, ob allgemeinbildend oder beruflich, gehören einer christlichen Konfession an, und deutlich über 70% der Lehrkräfte, wiederum unabhängig von der Schulart, sind evangelisch. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Landeskirchen wie die Kirche im Rheinland und die Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers die evangelische Konfessionszugehörigkeit als Einstellungsvoraussetzung haben.
- Unterschiede nach Bundesländern spielen vor allem in der Altersstruktur der Lehrkräfte eine wichtige Rolle. Insgesamt sind die Kollegien an evangelischen Schulen jünger als im Vergleich der Lehrkräfte an staatlichen Schulen. Aber mit Blick auf die Bundesländer gibt es Verschiebungen. In Bayern und Nordrhein-Westfalen ist die Altersstruktur an evangelischen Schulen ähnlich der Situation der staatlichen Schulen in ihrem jeweiligen Bundesland, d. h. hier sind auch in den nächsten zehn Jahren die meisten altersbedingten Wechsel zu erwarten. Anders in Sachsen und Thüringen, wo die Kollegien an evangelischen Schulen jünger sind als im staatlichen Schulwesen. Neueinstellungen werden hier in größerem Maße notwendig, wenn im staatlichen Bereich die Kollegien bereits verjüngt worden sind. An den evangelischen beruflichen Schulen beträgt der Anteil der über 55-jährigen Lehrkräfte über 31%. Hier konnten noch keine Vergleiche mit amtlichen Daten gezogen werden.
Finanzierung evangelischer Schulen
- Evangelische Schulen - allgemeinbildende wie berufliche - werden hauptsächlich durch die staatlichen Zuschüsse finanziert und durch das Schulgeld, das bis auf Schulen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz von fast allen evangelischen Schulen erhoben werden muss. Förderschulen können sich in der Regel auf im Vergleich höhere staatliche Finanzzuschüsse verlassen, vor allem wenn sie in einem Bundesland den Charakter von Versorgungsschulen haben. Evangelische Schulen bemühen sich um ein sozial verträgliches Schulgeld. Um ungewollte Sonderung zu vermeiden, werden verschiedene Formen der Reduzierung und Befreiung von Schulgeld genutzt, wobei die Staffelung nach Geschwisterkindern am weitesten verbreitet ist.