Konfirmandenarbeit

12 Thesen des Rates der EKD, 2013

1. These

Die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden ist ein zentrales Bildungsangebot der evangelischen Kirche und aufgrund ihrer Reichweite zugleich eines der bedeutendsten außerschulischen Bildungsfelder in Deutschland. Nach reformatorischem Verständnis entspricht die Konfirmandenarbeit dem Bildungsauftrag der Kirche , auf der ein verständiges und mündiges Christsein zielt und zur religiösen Orientierung junger Menschen beitragen will.

Die Eröffnung von Bildungsmöglichkeiten im christlichen Glauben und die Unterstützung religiöser Mündigkeit waren von Anfang an wesentliche Ziele evangelischer Bildungsverantwortung. Evangelische Kirche ist ihrem Selbstverständnis zufolge auf Bildung angewiesen. Darüber hinaus hat sie sich von Anfang an für allgemeine Bildungsmöglichkeiten in der Gesellschaft eingesetzt. Bis heute nimmt die Kirche ihre Bildungsverantwortung in verschiedenen Bereichen wahr, in der Gemeinde ebenso wie in der Schule oder in der Erwachsenenbildung.

Die Einrichtung christlicher Bildungsangebote für alle Jugendliche, aus denen dann die Konfirmandenarbeit entstanden ist, gehörte zu den Innovationen der Reformationszeit, die bis in unsere Gegenwart hinein große Vitalität aufweisen. Jedes Jahr beteiligen sich mehr als 90 % der evangelischen Jugendlichen im Alter von etwa 14 Jahren an der Konfirmandenarbeit. Das sind 200.000 bis 250.000 Jugendliche – etwa ein Drittel aller Jugendlichen des betreffenden Jahrgangs in Deutschland. Seit einigen Jahren machen sich die demografischen Veränderungen auch bei den Konfirmationszahlen bemerkbar, diese entsprechen den geringer werdenden Jahrgangsgrößen in Deutschland insgesamt.

Die Konfirmandenarbeit bietet Jugendlichen eine Möglichkeit, sich vertieft mit zentralen Lebens- und Glaubensfragen auseinanderzusetzen. Der intensive gemeinsame Lernprozess, der je nach Landeskirche ein bis zwei Jahre dauert, ist damit weit mehr als eine Vorbereitung auf die Konfirmation. Anders als häufig angenommen, sehen Jugendliche – wie die bundesweite Studie zur Konfirmandenarbeit zeigt – den Grund für ihre Teilnahme an Konfirmandenarbeit und Konfirmation keineswegs nur in erwarteten Geschenken oder in einem Familienfest, in dessen Mittelpunkt sie gerne stehen. Auch wenn solche Motive selbstverständlich eine wichtige Rolle spielen, widersprechen diese Erwartungen gerade für die Jugendlichen selbst nicht den religiösen Motiven: Vielfach heben sie die eigene Taufe hervor, wollen mehr über Gott und den Glauben erfahren, um selbst entscheidungsfähig zu werden, und bei der Konfirmation wollen sie den Segen empfangen. Viele Erwachsene sehen in der Freude der Konfirmandinnen und Konfirmanden an materiellen Geschenken und dem ernsthaften Suchen nach religiösen Antworten einen Widerspruch, die meisten Jugendlichen können beides miteinander verbinden.

Für die Kirche schließt die Konfirmandenarbeit besonders die Chance ein, dass Jugendliche die Kirchengemeinde intensiv kennenlernen und diese als einen Ort erfahren, an dem sie willkommen sind. Zu keiner anderen Zeit im Leben kommen so viele Menschen in einen längerfristigen Kontakt mit Kirche. In die Konfirmandenzeit fallen zudem jährlich knapp 15.000 Taufen – das sind fast so viele wie in allen Lebensaltern nach der Konfirmation zusammengenommen. Offen bar trägt die Konfirmandenarbeit zur religiösen Entscheidungsfähigkeit bei. Insofern kann sie als eine besondere Chance dafür begriffen werden, Menschen zu erreichen, die sich nicht der Kirche zugehörig fühlen. Auch für die Gemeindeentwicklung könnte vermehrt an die positiven Erfahrungen mit der Konfirmandenarbeit angeknüpft werden.

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