Konfirmandenarbeit
12 Thesen des Rates der EKD, 2013
4. These
In den letzten Jahrzehnten hat die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden einen erfolgreichen Reformprozess durchlaufen, der als Übergang vom Konfirmandenunterricht zur Konfirmandenarbeit beschrieben werden kann. In ihrer heutigen Gestalt schließt sie über Unterricht hinaus weitere Elemente vor allem aus der Jugendarbeit ein, die sie in neuer Weise für die Jugendlichen attraktiv machen. Neben inhaltsbezogenen Bildungsaufgaben bietet sie persönlichkeits- und prozessbezogene Bildungsdimensionen wie Gemeinschaftserfahrungen, kreative, musikalische und spielerische Aktivitäten, Erfahrungen mit dem Gottesdienst sowie Praktika in Gemeinde und Diakonie.
Mit der programmatischen Umstellung auf Konfirmandenarbeit, die manchmal sogar als Paradigmenwechsel bezeichnet wird, hat die Kirche die Herausforderungen aufgenommen, die sich aus dem Wandel des Jugendalters, der Gesellschaft sowie der Kirche selbst ergeben. Die neuen Arbeitsformen sind offen für die Bedürf nisse und Möglichkeiten der Jugendlichen, und sie treffen zugleich die Erwartungen der Verantwortlichen in Kirche und Gemeinde, der Mit arbeiterschaft sowie der Eltern. Nicht zuletzt aufgrund dieser neuen Arbeitsformen genießt die Konfirmandenarbeit bei all diesen Gruppen ein hohes Ansehen und eine ausgeprägte Zustimmung, wie die Ergebnisse der bundesweiten Studie zeigen.
In der Regel gehören heute zur Konfirmandenarbeit insgesamt durchschnittlich 45 Stunden Unterricht, mehrere ganztägige Aktionen zum Beispiel als „Konfi-Samstage“ sowie verschiedene Exkursionen und Praktika. Dazu kommen noch ein bis zwei Freizeiten mit Übernachtung oder ein Konfi-Camp, bei dem häufig Jugendliche aus mehreren Kirchengemeinden zusammenkommen, um gemeinsam Neues zu erleben – in Spiel und Arbeit, in der Feier von Gottesdiensten und in der Gemeinschaft miteinander.
Die heutige Form der Konfirmandenarbeit lebt von der Vielfalt ihrer Arbeits- und Organisationsformen. Ohne die unterrichtlichen Elemente aufzugeben, hat sich die Konfirmandenarbeit didaktisch und methodisch stark erweitert. Im Zentrum steht nun vielfach die Gruppe der Jugendlichen, denn die Erfahrungen mit der Gruppe besitzen für die Jugendlichen einen hohen Stellenwert. Dieser Blick auf die Chance des gemeinsamen Lernens und Erlebens steht nicht in Konkurrenz zu den Inhalten (vgl. 7.).
In diesem Zusammenhang haben sich besonders die Konfi-Freizeiten und Konfi-Camps sehr bewährt, die an vielen Orten in den letzten Jahren neu eingeführt und zum Teil als bis zu zweiwöchige Fahrten ausgebaut worden sind. Wie in anderen europäischen Ländern, wo solche Freizeiten schon seit längerem und in größerem Umfang zur gängigen Praxis gehören, berichten Jugendliche von intensiven Erfahrun gen, nicht nur im Blick auf die dort gefundene Gemeinschaft, sondern auch hinsichtlich der gemeinsam erlebten Auseinandersetzung mit Glaubensinhalten. Gerade aufgrund der größer werdenden Konkurrenz im Blick auf das Zeit budget Jugendlicher können Freizeiten, die in den Schulferien liegen, eine wichtige Funktion übernehmen, weil sie die regelmäßigen Treffen mit einem besonders intensiven Angebot ergänzen.
Die große Zustimmung, welche die Konfirmandenarbeit den Befunden der bundesweiten Studie zufolge erfährt, ist dabei zugleich Ermutigung und Verpflichtung zu weiteren Reformbemühungen. Der schon vor Jahren geforderte Perspektivenwechsel hin zu den Jugendlichen und zur Kirchengemeinde als Ort des Lernens hat sich bewährt, muss aber in einem Teil der Gemeinden noch konsequenter vollzogen werden.
Weitere Innovationen betreffen Angebote schon in der Kindheit. Mancherorts beginnt die Konfirmandenarbeit bereits während der dritten oder vierten Grundschulklasse (KU 3 bzw. KU 4 sowie unter anderen Bezeichnungen). Auf diese Weise soll schon Kindern die Möglichkeit intensiverer Erfahrungen mit Gottesdienst und Gemeinde eröffnet werden. Konfirmandenarbeit in der Kindheit soll nicht die herkömmlichen Angebote für Jugendliche ersetzen – ein kirchliches Angebot gerade in der oft als schwierig wahrgenommenen Zeit des Jugendalters bleibt besonders wichtig. Als ein zusätzliches Angebot kann die Konfirmandenarbeit in der Kindheit aber eine wichtige Bereicherung insbesondere für Kinder sein, deren Familien sich damit schwer tun, ihren Kindern Zugänge zum christlichen Glauben und zur Kirche zu ermöglichen. Auch für die Elternarbeit liegen hier wichtige Möglichkeiten.