Konfirmandenarbeit

12 Thesen des Rates der EKD, 2013

9. These

Vor allem im Blick auf den Ausbau von schulischen Ganztagsangeboten wird vielerorts das Verhältnis zwischen Konfirmandenarbeit und Schule als Problem wahrgenommen. Wachsender Zeitdruck macht es den Jugend­lichen schwer, noch genügend Zeit, Muße und Energie für die Konfirmandenarbeit aufzubringen. Darüber hinaus erschwert es die zeitliche Ausdehnung der Schule den Ehren­amtlichen, die häufig selbst noch zur Schule gehen, ihr Engagement aufrechtzuerhalten.

Zeitliche Konflikte zwischen Konfirmandenarbeit und Schule betreffen die Konfirmandinnen und Konfirmanden ebenso wie die ehrenamtlich Mit­arbeitenden. Die Konfirmandenarbeit benötigt zeitlichen Freiraum. Dies sollte auch in Zeiten der Ganztagsschule ein freier Nachmittag pro Woche für Siebt- und Achtklässler sein. Zumin­dest sollte die Teilnahme an der Konfirmanden­arbeit als gleichwertig mit der Beteiligung an schulischen Angeboten am Nachmittag anerkannt werden. Deshalb ist es zu begrüßen, dass in vielen Bundesländern verbindliche Absprachen mit den Landeskirchen bestehen, um die zeitlichen Voraussetzungen für die Konfirmanden­arbeit weiterhin zu gewährleisten. Mit der didaktischen und methodischen Erweiterung der Konfirmandenarbeit (vgl. 4.) sind neben einem unterrichtsfreien Nachmittag allerdings weitere zeitliche Möglichkeiten und Absprachen erforderlich, sowohl für die Konfir­mandinnen und Konfirmanden selbst als auch für die ehrenamtlich Mitarbeitenden, die häufig noch die Schule besuchen. Generell hat die Ver­dichtung der Schulzeit nicht nur in der Konfir­mandenarbeit negative Auswirkungen auf das ehrenamtliche Engagement von Schülerinnen und Schülern. Hier muss dringend gegengesteuert werden.

Schule wird in der Konfirmandenarbeit nicht selten als Störfaktor wahrgenommen. Auch umgekehrt klagen Schulen über den Organisations­aufwand, der für sie durch die Konfirmanden­arbeit entstehe. Eine gelingende Kooperation zwischen Konfirmandenarbeit und Schule wird bislang nur selten realisiert. Dies dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass sich die Konfirman­dengruppen in der Regel aus Schülerinnen und Schülern aus mehreren – durchschnittlich mehr als fünf – verschiedenen Schulen zusammensetzen. Trotzdem bleibt zu wünschen, dass Koope­rationsmöglichkeiten verstärkt initiiert und genutzt werden. Die Schule ist für die Jugend­lichen ein zentraler Ort ihres Lebens und Arbei­tens. Deshalb sollte sie verstärkt zu einem wichtigen Bezugspunkt für die kirchliche Bildungs­arbeit werden.

Eine spezielle Frage betrifft die Möglichkeit, die Konfirmandenarbeit räumlich in die Schule zu verlagern, um sie so in den Bereich der Ganz­tagsbildung einbeziehen zu können. Über den Religionsunterricht hinaus stellt die religiöse Bildung und Begleitung für Jugendliche eine wichtige Aufgabe im Rahmen der schulischen Ganztagsbildung dar. Für die Schule entstehen dadurch Zugangsmöglichkeiten zu außerschulischen Lernorten religiöser bzw. diakonischer und ethischer Bildung. Insofern kann es gute Gründe geben, die Konfirmandenarbeit mit Ganztagsangeboten zu verzahnen. Mit einer Verlagerung der Konfirmandenarbeit in die Schule verbinden sich jedoch auch deutliche Nachteile etwa im Blick auf das Kennenlernen der Kirchengemeinde oder die sich dann in die Konfirmandenarbeit hinein fortsetzende Tren­nung zwischen den Schularten. Die in dieser Hinsicht bislang unternommenen Versuche haben noch nicht zu klaren Ergebnissen geführt, weshalb ihre möglichen Auswirkungen weiter geprüft werden sollten.

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