Konfirmandenarbeit

12 Thesen des Rates der EKD, 2013

6. These

Positive Erfahrungen mit dem Gottesdienst stellen ein zentrales Ziel der Konfirmanden­arbeit dar. Die damit verbundenen Erwar­tungen werden bislang jedoch nur in unzureichender Weise erfüllt. In dieser Hinsicht sind weitere Reformbemühungen besonders dringlich.

In den landeskirchlichen Ordnungen für die Konfirmandenarbeit sowie in der Praxis in den Kirchengemeinden wird großer Wert auf den sonntäglichen Gottesdienst gelegt. Zu Recht wird erwartet, dass junge Menschen ein positives Verhältnis zum Gottesdienst ausbilden können. Faktisch verpflichtet ein großer Teil der Gemein­den die Jugendlichen zu 25 oder mehr Gottes­dienstbesuchen während der Konfirmandenzeit.

In vielen Fällen erschließt sich der übliche Gemeindegottesdienst den Jugendlichen in der Konfirmandenzeit aber nicht als ein attraktives Angebot, sondern eher als leidige Pflicht, und auch die dazu im Unterricht gebotenen Infor­mationen, etwa über den Sinn und Ablauf des Gottesdienstes, werden vielfach nicht als hilfreich empfunden.

Eine deutlich positivere Re­sonanz von Gottes­diensten stellt sich bei Jugendlichen ein, wenn sie Gottesdienste selbst aktiv mitgestalten können und wenn ihnen jugendgemäße Gottes­dienste begegnen – mit mehr Anschaulichkeit und Verständlichkeit sowie mit veränderten Formen musikalischer und liturgischer Gestal­tung. Dass neue gottesdienstliche Formen und die Perspektiven Jugendlicher ebenso für die ganze Gemeinde gewinnbringend sind, kann dann ebenfalls entdeckt werden. An Gottes­diensten, durch die sie sich nicht angesprochen fühlen, leiden nicht nur die Jugendlichen.

Angesichts der zentralen Bedeutung des Gottes­dienstes für die Kirche sind hier weitere Reform­bemühungen besonders dringlich. Möglichkeiten dafür, die Gottesdiensterfahrungen Jugendlicher positiver zu gestalten, müssen ge­zielt erprobt und sorgfältig ausgewertet werden. Da die 13- bis 14-Jährigen stärker als jeder andere Altersjahrgang im Gottesdienst vertreten sind, gebührt ihnen bei der Gottesdienstvorbereitung und Gottesdienstgestaltung eine weit größere Aufmerksamkeit, als dies bislang der Fall ist. Zugleich ist die ganze Gemeinde gefordert, sich insbesondere im Gottesdienst als einladende und offene Gemeinschaft zu erweisen. Ohne Veränderungen beim Sonntagsgottesdienst ist dies nicht zu erreichen.

Darüber hinaus zeigen Angebote wie Jugend­gottesdienste oder die Jugendkirchen in verschiedenen Regionen, wie Gottesdienste gestaltet sein können, damit sie Jugendliche ansprechen. Neuere Erfahrungen aus diesem Bereich machen deutlich, dass Milieuverengungen mit veränderten Gottesdienstformen zumindest teilweise überwunden werden können. Auf diese Weise können auch Eltern sowie andere Erwachsene verstärkt angesprochen werden. Veränderungen in diesem Bereich leisten zu­gleich einen Beitrag zur Gemeindeentwicklung.

Da die Konfirmandenzeit für viele eine der intensivsten Zeiten der Erfahrung mit dem Gottes­dienst überhaupt darstellt, müssen hier die längerfristigen Folgen mit im Blick sein. Gerade auch beim Gottesdienst kommt es darauf an, über mögliche Wirkungen nach der Konfirmation nachzudenken und die Angebote mit diesem weiten Horizont engagiert zu gestalten. Wenn Jugendliche zur Teilnahme an einer Veranstaltung verpflichtet werden, in der sie sich lediglich als Zuschauer empfinden und die sie inhaltlich nicht anspricht, können sich bei ihnen keine positiven Erfahrungen einstellen.

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