Konfirmandenarbeit

12 Thesen des Rates der EKD, 2013

5. These

Konfirmandenarbeit braucht regionale Vielfalt und verschiedene Formen für die Durchfüh­rung und Ausgestaltung. Eine solche Vielfalt entspricht den jeweiligen lokalen und regionalen Möglichkeiten und sollte in Zukunft vermehrt dazu genutzt werden, auf spezifische Herausforderungen einzugehen. Dabei müssen auch solche Jugendliche verstärkt in den Blick kommen, deren Familien der Kirche fern stehen.

Regionale Unterschiede in der kirchlichen und gesellschaftlichen Situation machen eine größere Vielfalt der Angebote erforderlich. Trotz aller Differenzierungen zeigen sich etwa zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern gerade bei der Konfirmandenarbeit noch immer generelle Unterschiede. Die geringe Kirchen­mitgliedschaft sorgt im Osten zusammen mit der negativen demografischen Entwicklung für sehr kleine Konfirmandengruppen, so dass in vielen Gemeinden nicht mehr jedes Jahr mit einer eigenen Gruppe Konfirmation gefeiert werden kann. Ermutigende Erfahrungen werden dort gemacht, wo eine Zusammenarbeit über Kirchengemein­degrenzen hinweg realisiert wird, beispielsweise bei übergemeindlich durchgeführten Konfi-Camps. Die empirischen Befunde verweisen darüber hinaus besonders für Ostdeutschland auf die Notwendigkeit, Milieugrenzen zu überschreiten, um die Konfirmandenarbeit auch für Jugendliche zu öffnen, deren Familien sich nur wenig an die Kirche gebunden fühlen. Eine wichtige Aufgabe besteht ferner darin, die Konfir­mandenarbeit gezielt für nicht getaufte und kirchenferne Konfessionslose attraktiv zu machen. Verstärkte Werbung sowie die bewusst angestrebte Präsenz in den Medien kann dazu ein wichtiger Beitrag sein. Das noch aus der Zeit des totalitären Staates der DDR stammende Kon­kurrenz- und Abgrenzungsverhältnis zwischen Konfirmation und Jugendweihe ist aus der Sicht der ostdeutschen Konfirmandinnen und Kon­firmanden einer alternativen Wahlmöglichkeit gewichen. Inhaltlich betonen die Konfirmandin­nen und Konfirmanden ein „Mehr“ der Kon­firmation im Vergleich zur Jugendweihe: Auch in den Augen der Jugendlichen unterscheidet sich die Konfirmation von der Jugendweihe durch ihre inhaltliche Bestimmtheit, die ihr gerade für Jugendliche einen höheren Wert verleiht.

Milieugrenzen stellen aber nicht nur ein Problem in Ostdeutschland dar. Zwar übergreift die Kon­firmandenarbeit im Westen von der Beteiligung her noch immer die einzelnen Milieus, dennoch muss kritisch gefragt werden, ob sie den verschiedenen Jugendlichen tatsächlich gerecht wird. So verweisen die Befunde der bundesweiten Studie etwa auf das Problem, dass Jugend­liche aus der Hauptschule auch in der Konfir­mandenarbeit leicht an den Rand geraten.

Regional bedingte Aspekte betreffen weiterhin etwa Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Bereichen. Für die Praxis sowie für die Interessen der Jugendlichen ist es bedeutsam, ob die Konfirmandenarbeit beispielsweise in einem Stadtteil mit mehrheitlich nicht-christlicher Bevölkerung oder in einem stark evangelisch geprägten Dorf stattfindet.

Es ist gut, dass die Ordnungen der Landeskirchen für konstruktive Antworten auf lokale und regionale Besonderheiten und Herausforderungen Raum geben. In Zukunft wird es darauf ankommen, noch deutlicher solche Modelle zu entwickeln, die auf spezifische Herausforderungen etwa der Konfessionslosigkeit, des demografischen Umbruchs oder eines mehrheitlich von nicht-christlichen Weltanschauungen und Lebens­formen geprägten Umfelds bezogen sind, damit vor Ort eine geeignete und von den Beteiligten getragene Konzeption von Konfir­mandenarbeit entwickelt werden kann. Zugleich fördert der gemeinsame Rahmen in Gestalt der landeskirchlichen Ordnungen die öffentliche Wahrnehmung der Konfirmandenarbeit und die Erkennbarkeit des Angebots nach außen.

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