Europa - Informationen Nr. 158
Jugend, Bildung und Kultur: Jugend im Fokus - Die neue EU-Jugendstrategie
Doris Klingenhagen (Referentin für Jugend- und Bildungspolitik)
Am 22. Mai 2018 hat die EU-Kommission ihren Vorschlag für eine neue EU-Jugendstrategie für die Zeit von 2019 bis 2027 zusammen mit dem Bericht zu den Lebenslagen junger Menschen in der EU (4. EU-Jugendbericht) vorgelegt.
Der Vorschlag der EU-Jugendstrategie fußt auf dem Lebenslagenbericht, der einerseits aussagt, dass die Lebenssituation junger Menschen sich in der EU verbessert hat: Steigendes Bildungsniveau, mehr junge Menschen in Arbeit, damit einhergehender sozialer Aufstieg mit sinkendem Gesundheitsrisikoverhalten, steigendes politisches Interesse, größere Nutzung von Beteiligungsmöglichkeiten über neue Medien sowie eine Zunahme bei der Teilnahme an Freiwilligenaktivitäten. Junge Menschen fühlen sich im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung eher der EU zugehörig.
Gleichzeitig verdeutlicht der Bericht eine Anzahl von Problemlagen junger Menschen: die Zahl junger Menschen mit Bildungsschwierigkeiten stagniert, eine große Gruppe von ihnen ist von Armut und Ausgrenzung bedroht. Die Zahl derjenigen jungen Menschen, die in Familien leben, deren Mitglieder in prekärer oder ohne Beschäftigung sind, steigt. Darüber hinaus erleben mehr junge Menschen Armut, obwohl sie eine Beschäftigung haben. Gesundheitsprobleme nehmen zu und immer weniger junge Menschen beteiligen sich an Wahlen. Vor diesem Hintergrund schlägt die EU als zentrale Ziele der EU-Jugendstrategie vor, junge Menschen zu befähigen, ihr Leben selbst zu gestalten und sie mit Kompetenzen auszustatten, die es ihnen ermöglichen, sich in einer veränderten Welt zu behaupten. Auch sollen sie dazu ermutigt werden, inspiriert durch europäische Werte und eine europäische Identität, aktive Bürger zu werden, solidarisch zu handeln und positive Veränderungen in ihren Lebenswelten zu gestalten. Schließlich gelte es, soziale Ausgrenzung junger Menschen zu verhindern. Daneben beschreibt die Strategie drei Aktionsbereiche: ENGAGE – Stärkung der Teilhabe junger Menschen am demokratischen Miteinander, CONNECT – Freiwilliges Engagement, Lernmobilität, Solidarität und interkulturelles Miteinander ermöglichen sowie EMPOWER – Jugendarbeit durch mehr Qualität, Innovation und Anerkennung stärken. Veränderungen zu der laufenden Strategie sind laut Vorschlag der noch stärkere Fokus auf die Teilhabe junger Menschen mit geringeren Chancen als gesellschaftliche Aufgabe sowie der Ausbau des Strukturierten Dialogs zum EU Youth Dialogue. Geplant ist ferner die Profilierung der Jugendarbeit/Jugendhilfe durch eine Agenda für Youth Work, die Einführung von nationalen Aktionsplänen, ein neues Konzept für die politikfeldübergreifende Ausrichtung durch die Einführung eines EU-Jugendkoordinators sowie die Schaffung einer klaren Verbindung zwischen der EU-Jugendpolitik und den EU-Jugendprogrammen.
Die Generation der jungen Menschen und ihre Lebenslagen sind wie nie zu vor im Fokus der EU-Institutionen, was sich auch durch die Einbettung des Themas Jugend in die großen Strategien zeigt: Soziales Europa (Säule sozialer Rechte) und Europäischer Bildungsraum bis 2025 zeigt, aber auch in dem Vorschlag der EU-Kommission für das neue Programm Erasmus.
Die Vorschläge zeigen eine Wendung der Betrachtung junger Menschen durch die EU. Es ist nicht mehr von „Nachwuchskapital für den europäischen Arbeitsmarkt“ die Rede, sondern es geht um Persönlichkeitsbildung und allgemeiner Kompetenzförderung sowie um die Förderung von Solidarität und europäischem Wertebewusstsein, Demokratiebildung und Entwicklung einer aktiven europäischen Identität. Auch der verschärfte Blick auf sozial ausgegrenzte junge Menschen ist aus kirchlicher und jugendverbandlicher Sicht sehr zu begrüßen.
Den Vorschlag für die Jugendstrategie finden Sie in englischer Sprache hier:
http://bit.ly/ekd-NL-158_JBuK-2