Der Bevollmächtigte des Rates - Büro Brüssel Europa -Informationen Nr. 156

Im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017 widmete sich die EKD -Vertretung Brüssel in zahlreichen Veranstaltungen und Kooperationen verschiedenen politischen, kulturellen und spirituellen Impulsen der Reformation. Dabei stand das besondere Anliegen im Zentrum, die europäische Dimension der Reformation in Brüssel deutlich zu machen.

Unter dem Motto „500 Jahre europäische Reformation – Europa gestalten – Veränderung wagen!“ veranstaltete die Brüsseler EKD -Vertretung gemeinsam mit der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) am 7. März 2017 im Europäischen Parlament eine Konferenz, an der sowohl hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Institutionen wie Mairead McGuinness (EVP) als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Frans Timmermans (S&D) als Vizepräsident der Europäischen Kommission teilnahmen (siehe EKD-Europa-Informationen Nr. 154). Darüber hinaus beteiligt waren hohe europäische Kirchenrepräsentanten wie der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Bedford-Strohm oder die schwedische Erzbischöfin Antje Jackelén. Die Debatte der kirchlichen wie politischen Vertreter aus ganz Europa brachte zum Ausdruck, wie vielfältig die Reformation das Erbe Europas beeinflusst hat und bis heute kirchlich wie gesellschaftlich in unterschiedlichen Ausformungen prägend wirkt. Die anschließende Aufführung des Luther-Pop-Oratoriums im Europäischen Parlament sorgte für großes Interesse weit über den Kreis der Konferenzteilnehmer hinaus.

Seitens der Landesvertretungen bestand ein besonderes Interesse an den lokalen und regionalen Wirkungen der Reformation. So veranstaltete die Landesvertretung Mecklenburg am 25. April 2017 einen Diskussionsabend mit dem EKD-Büro zur Bedeutung von Pfarrwittwenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern (siehe EKD-Europa-Informationen Nr. 155). In der Podiumsdiskussion mit einem Architekten sowie dem EU-Abgeordneten Arne Lietz (S&D) aus Wittenberg ging es u.a. um die gesellschaftliche Veränderung des Pfarrberufs und die besondere Bedeutung der Frauen in der Reformation.

Im Rahmen der Kulturveranstaltungen zum Reformationsjubiläum präsentierte das EKD-Büro gemeinsam mit der Landesvertretung Sachsen-Anhalt am 26. Juni 2017 den Dokumentarfilm „Pfarrer“ über fünf Vikarinnen und Vikare im Wittenberger Predigerseminar und ihre persönliche Auseinandersetzung mit den heutigen Anforderungen des Pfarrberufs (siehe EKD-Europa-Informationen Nr. 155). In einer anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte Vikar Valentin Wendebourg vom EKD-Büro mit den Filmemachern über individuelle und gesellschaftliche Erwartungen an den Pfarrer und Kirche heute.

Wesentlich engagiert war das Brüsseler EKD-Büro auf den Kirchentagen zum Reformationsjubiläum in Berlin und Leipzig. So moderierte Frau OKR‘in Katrin Hatzinger ein Podium u.a. mit der EU-Abgeordneten Rebecca Harms und EU-Kommissar Günther Oettinger über Zukunftsperspektiven für Europa sowie die Herausforderungen angesichts widererstarkender Nationalismen.

Zur Eröffnung der anschließenden ersten Themenwoche des Reformationssommers predigte Frau OKR‘in Hatzinger am 30. Mai 2017 in der Wittenberger Stadtkirche über die europäische Dimension der Reformation und den Aufruf zur gesellschaftlichen Verantwortung angesichts polarisierender politischer Debatten (siehe EKD-Europa-Informationen Nr. 155). In verschiedenen Podiumsdiskussionen wurde dieses Thema u.a. mit Vertretern des Auswärtigen Amtes und Bundesentwicklungsministeriums im Rahmen der Themenwoche diskutiert.

Von September bis November 2017 präsentierte die EKD-Vertretung in Brüssel die Ausstellung „Reformation in East Central Europe“ des Deutschen Kulturforums östliches Europa e.V. in der Chapelle de la Résurrection, um die gesamteuropäische Bedeutung der Reformation in Brüssel sichtbar zu machen.

Unter dem Titel „Europe in troubled waters. Reformation and Reform in Europe today“ lud die EKD zusammen mit der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) am 10. Oktober 2017 zu einer Diskussionsveranstaltung mit dem ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten und polnischen Lutheraner Jerzy Buzek sowie dem Antwerpener Bischof Johan Bonny und weiteren ökumenischen Kirchenvertretern, ein, um über die Gegenwartsrelevanz der Reformation für die Zukunft Europas zu sprechen.

Im Rahmen der Konferenz „Celebrating 500 years of Reformation“ im Europäischen Parlament referierte Frau OKR‘in Hatzinger am 17. Oktober 2017 über die Bedeutung des Dialogs der EU mit den Religionsgemeinschaften nach Artikel 17 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, dessen Wichtigkeit auch von der Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments Mairead McGuinness als Beauftragter für den Dialog mit den Religionsgemeinschaften nochmals hervorgehoben wurde.

In der Reihe „Neue Wir-Erzählungen“ diskutierten Mairead McGuinness und die Reformationsbotschafterin Dr. Margot Käßmann auf Einladung der EKD-Vertretung Brüssel, der ARD-Vertretung, des Goethe-Instituts und der Bayrischen Landesvertretung am 26. Oktober 2017 zum Thema „Die Welt aus den Fugen – Orientierung dringend gesucht“ über die Gegenwartsrelevanz von Kirche, Religion und Reformation für Europa.

Zum Abschluss des Festjahres lud die EKD-Vertretung am 31. Oktober zu einem festlichen Reformationsgottesdienst in englischer Sprache mit anschließendem Empfang in die Chapelle de la Résurrection, der auf reges Interesse über die Konfessionsgrenzen hinaus stieß.