Der Bevollmächtigte des Rates - Büro Brüssel Europa -Informationen Nr. 156

Europavisionen – nicht ohne junge Menschen

Doris Klingenhagen

Am 22. November 2017 hat das EKD-Büro Brüssel zusammen mit der  Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) ein weiteres Fachgespräch Jugend unter dem Thema „jung.mobil.aktiv. Meine Zukunft in Europa“ veranstaltet. Im Jahr des Weißbuchs zur Zukunft der EU, von Reflexionspapieren und großen Europavisionen sollten junge Menschen die Gelegenheit bekommen zu äußern, was sie im Hinblick auf das Europa von morgen bewegt, so die Leiterin der EKD-Vertretung Katrin Hatzinger in ihrer Begrüßung. Bewusst wurde auf die neuesten Statistiken über junge Menschen in der EU verzichtet. Stattdessen brachten drei Jugendliche - Anni Schöbel aus der Gemeinschaft finnisch-deutscher Jugendlicher, Ferdinand Auwärter und Jan Steinhauer aus der evangelischen Jugendarbeit -  ganz unmittelbar ihre Gedanken und Perspektiven ein. Zuvor wurden die Teilnehmer mit einem Filmausschnitt aus „Our Europe“ der jungen dänischen Filmemacher Peter Laugesen und Elena Asklof mit  unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten junger Menschen in der EU konfrontiert.

Die drei Vertreter der jungen Generation machten unter der Moderation von Kai Küstner, Korrespondent für das WDR/NDR-Studio Brüssel, zunächst deutlich, dass die EU für sie ein ganz selbstverständlicher Lebensraum mit vielen Vorteilen ist: Freies Reisen ohne Grenzen, der gemeinsame Euro, keine teuren Roaming-Gebühren. Und auch EU-Programme vermittelt durch Schule, Jugendarbeit oder das Erasmus-Auslandssemester kommen bei ihnen gut an. „Daneben“, so Ferdinand Auwärter, „muss man schon ziemliche viele Kompetenzen mitbringen, um in der EU durchzusteigen.“ Er vermisse den Dialog der EU mit jungen Menschen und für ihn sei kein Masterplan für junge Menschen erkennbar. Dieser sei angesichts z.B. der hohen Jugendarbeitslosigkeit in vielen Mitgliedstaaten aber notwendig. Die Chance etwas Wirksames für junge Menschen zu tun, sollte die EU nicht vertun. Anni Schöbel, die sich als „Halbfinnin“ bezeichnet und der ihre europäische Identität besonders wichtig ist, kritisierte das unsolidarische Verhalten der EU-Mitgliedstaaten bei der Aufnahme von Geflüchteten und wünschte sich, dass nationale Identitäten nicht weiter in den Vordergrund rücken. Jan Steinhauer wies darauf hin, dass die EU ein positiveres Bild von sich transportieren müsse – immer noch werde die „Gurkenverordnung“ weiter in der Öffentlichkeit tradiert. Bei ihm kämen zu wenig wichtige Informationen an. Hier stünden auch die Medien in der Verantwortung. Ein Hinweis, den der Moderator gerne aufnahm.

Ellen Durst von der EU-Kommission, Generaldirektion Jugend, pflichtete der Aussage bei, dass die EU ein neues Narrativ, eine „neue Begründung“ bräuchte. „Die EU muss mehr für (junge) Menschen sein als Euro, Roaming und Frieden“. Auch für den Europaparlamentarier Jakob von Weizsäcker (SPD) war klar, dass die EU Probleme und Herausforderungen offensiv angehen müsse. Dazu zähle er die gegenwärtige Architektur der Wirtschafts- und Währungsunion und des Schengenraums. Für die Eurozone brauche es beispielsweisen neue Regeln. Die Bedeutung der EU als Friedenstifterin erhalte aus seiner Wahrnehmung heraus jedoch wieder mehr Beachtung. Die Menschen verlangen in Zeiten weltpolitischer Veränderungen, dass die EU sie beschütze. Was die EU dafür leistet, dürfe nicht nur im Allgemeinen des „alle profitieren davon“ bleiben, sondern müsse die Menschen im Hier und Heute erreichen. Am Ende dieses Austausches wurde deutlich, dass den jungen Menschen die EU als selbstverständlicher Bestandteil ihres Lebens wichtig ist und sie Botschafter des europäischen Gedankens sein wollen.

So stand am Ende der Apell von Doris Klingenhagen, Referentin für europäische Jugendpolitik, das Politikfeld Jugend auf der europäischen Ebene deutlich zu stärken und mit entsprechenden Programmmitteln auszustatten.  

Weitere Infos zur Veranstaltung unter: http://www.ekd.eu

 

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