Europa - Informationen Nr. 159

Zukunft der EU: „Die Zukunft der EU geht uns als Kirchen etwas an“ - Religionsvertreter diskutieren über Zukunft der EU

OKR´in Katrin Hatzinger

Am 8. Oktober 2018 fand erneut das Treffen europäischer Religionsführer in Brüssel statt, das 2004 von Kommissionspräsident Barroso ins Leben gerufen worden war. Frans Timmermans, Erster Vize-Präsident der EU-Kommission und zuständig für den Dialog lud dieses Mal einen kleinen Kreis von Religionsvertretern ins Berlaymont ein, um wie bereits 2017 über die Zukunft der EU zu diskutieren.  Das Treffen versammelte christliche, jüdische und muslimische Religionsführer, u.a. der neue Präsident der KEK, Christian Krieger und der Großrabbi von Brüssel Guigui.  Auf katholischer Seite waren der italienische Bischof Mariano Crociata, Vize-Präsident der COMECE und sein Bischofskollege aus Lille Antoine Herouard vertreten.  

Für die EKD nahm der Vorsitzende der Kommission für Europafragen, der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, an dem Austausch teil.

Kirchen- und Religionsvertreter müssten sich noch stärker als Europäer zu erkennen geben, unterstrich July. Angesichts des Auseinanderdriftens der Union zwischen Nord und Süd sowie zwischen West und Ost gelte es, den europäischen Zusammenhalt zu stärken. Europa müsse sich wieder auf seine gemeinsamen Werte und Interessen besinnen. Hier könnten die Kirchen und Religionsgemeinschaften als „Brückenbauer“ fungieren und über ihre ökumenischen Netze und Partnerschaften Dialogforen schaffen, um Spaltungen zu überwinden. Der württembergische Landesbischof hob hervor, dass Kirchenvertreter zwar nicht zu allen EU-Entscheidungen „Ja und Amen“ sagten, aber doch an Europa als gelebte Idee von Frieden, Freiheit und Solidarität festhalten und die Zukunft des Kontinents mitgestalten sollten.

Er betonte, dass Europas Kirchen eine Mitverantwortung für die Demokratie und den Zusammenhalt in der Europäischen Union hätten. „Der europäische Gedanke der Einheit in Vielfalt ist in Zeiten von nationalen Egoismen, von Abschottung und Abgrenzung weiterhin eine starke Antwort auf Populismus, Nationalismus und Extremismus“, so Landesbischof July.  

Auch wenn Frans Timmermanns mit viel Elan und Interesse in das Gespräch startete, fehlte es doch an einem roten Faden. Das vom Khalid Benhaddou, Imam an der El Fath Moschee in Gent  aufgebrachte Thema, wie eine Europäisierung des Islam gelingen und wie junge orientierungslose Menschen vor der Radikalisierung bewahrt werden könnten, wurde z.B. leider nicht vertieft.

Frans Timmermanns kandidiert für die S&D-Fraktion als Spitzenkandidat um das Amt des Kommissionspräsidenten. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich der high-level Dialog weiterentwickelt. Raum für Verbesserungen ist sicherlich gegeben, insbesondere was die Vor- und Nachbereitung und die Ergebnissicherung angeht.

Weitere Informationen auch zum Teilnehmerkreis finden Sie unter:

http://www.ceceurope.org/churches-discuss-future-of-europe-at-european-commission-high-level-meeting/

Nächstes Kapitel