Europa-Informationen, Ausgabe 153, Dezember 2016
EU-Jugendkonferenz in Kosice: Empfehlungen für ein inklusives, vielfältiges und vernetztes Europa
Doris Klingenhagen
Vom 3. bis 6. Oktober 2016 hat die slowakische Ratspräsidentschaft Jugend- und Ministeriumsvertreter aus allen 28 EU-Ländern nach Kosice zur EU-Jugendkonferenz eingeladen. Die Vertreter diskutierten über die Herausforderungen für junge Menschen in einem inklusiven, vielfältigen und vernetzten Europa und entwickelten 16 gemeinsame Empfehlungen. Als Grundlage für die Debatten dienten Meinungen, Vorschläge und Forderungen von mehr als 65.000 jungen Menschen, die im Rahmen des Strukturierten Dialogs mit der Jugend in den Monaten zuvor in ganz Europa zusammengetragen wurden. Die gemeinsamen Empfehlungen der EU-Jugendkonferenz gliedern sich in acht Themen und beschreiben, was junge Menschen brauchen, um mit gesellschaftlichen Veränderungen umgehen und das gesellschaftliche Zusammenleben in ihren Ländern und Europa aktiv mitgestalten zu können. An erster Stelle steht das Thema "Zugang zu hochwertigen und kritischen Informationen", den die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten durch eine faktengestützte Politik und Praxis entwickeln sollten sowie die Unterstützung junger Menschen beim Erwerb von Medienkompetenz. Das zweite Thema "Junge Menschen unter Druck: Widerstandsfähigkeit und Selbstvertrauen aufbauen" spricht das Problem der seelischen Gesundheit an und schließt die Forderung ein, dass junge Menschen ausreichend Zeit und Räume für Aktivitäten erhalten sollen, die ihnen helfen Widerstandsfähigkeit, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu entwickeln. Im Zusammenhang mit dem Thema "Angst und Intoleranz überwinden - Vielfalt erleben" wird angeregt ausreichend Gelegenheiten zu schaffen, um in Kontakt mit Menschen zu kommen, die andere Lebenshintergründe haben. Deshalb sollten die europäischen und nationalen Behörden den Zugang zu Austauschprogrammen verbessern und Lehrkräfte darin geschult werden, ein sicheres und inklusives Umfeld zu schaffen, in dem Ängste und Diskriminierung überwunden werden können.
Weiter sehen die Beteiligten, dass ein Bildungssystem gebraucht wird, in dem junge Menschen ihre Potenziale entfalten können. Junge Menschen sollten befähigt werden, sich selbst zu entwickeln, und auf allen Stationen ihres Bildungsweges über ihr Leben bestimmen zu können. Dafür sollten ausreichend Beratungs- und Hilfsangebote zur Verfügung gestellt werden. Ebenso sollten die Bildungssysteme mehr praktische Fähigkeiten vermitteln. Gesellschaftliches Engagement junger Menschen zur fördern, insbesondere für schwächere Gruppen, ist eine weitere Empfehlung. Jeder junge Mensch sollte unabhängig von seiner persönlichen und sozialen Lage Zugang zu gesellschaftlichem Engagement haben, um Zugehörigkeit zu erleben und in der Rolle als Bürger gestärkt zu werden. Zwei weitere Empfehlungen stellen das Vertrauen junger Menschen in das Projekt Europa und die Beseitigung von Mobilitätshindernissen heraus. Wichtig ist den Beteiligten, dass eine neue Kommunikationsstrategie entwickelt wird, die junge Europäer darüber informiert, wie sie sich positiv für das europäische Projekt einsetzen könnten. Als Vorschlag zum Überbrücken der Distanz zwischen jungen Menschen und der EU und ihrer Politik werden regionale EU-Festivals vorgeschlagen. Diese Veranstaltungen sollten das Lernen und die Debatte über die EU anregen. Dies in einem Format, welches jungen Menschen Spaß macht und Angebote zur Mitwirkung bietet. Die Teilnahme an Mobilitätsprogrammen sollte mit Nachweisen versehen werden, die über gewonnene Kompetenzen Auskunft geben. Zum letzten Themenbereich "Teilhabe an Jugendarbeit und Jugendverbänden für alle junge Menschen" wird vorgeschlagen, dass die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten ausreichend finanzielle Mittel bereitstellen, damit Jugendarbeit und Jugendverbände Angebote umsetzen können, die für alle jungen Menschen zugänglich sind. Am Ende der Konferenz wurden die Empfehlungen offiziellen Vertretern der EU-Kommission, des Europaparlaments und den Jugendministerien der EU-Länder vorgestellt.
Am 21. November 2016 hat sich auch der EU-Jugendministerrat in Brüssel in einer ersten Diskussion mit diesen Vorschlägen auseinandergesetzt. Bis zum nächsten EU-Jugendministerrat im Mai 2017 wird ein offizielles Dokument mit Empfehlungen für die Mitgliedstaaten und die EU-Kommission erarbeitet werden. Parallel dazu läuft der Strukturierte Dialog weiter: Im dritten und letzten Schritt geht es darum, dass junge Menschen gemeinsam mit Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung konkrete Umsetzungsvorschläge zu den Empfehlungen entwickeln und Beispiele guter Praxis zusammentragen. Die Ergebnisse aus den einzelnen EU-Ländern bilden die Grundlage für die dritte EU-Jugendkonferenz zum Thema "Zusammenleben mitgestalten" im März 2017.
Die gemeinsamen Empfehlungen finden Sie hier: http://ekd.be/EU_Jugendkonferenz